Am vergangenen Samstag war es wieder einmal so weit. Berkshire Hathaway hielt die jährliche Hauptversammlung ab - dieses Mal allerdings wegen dem Coronavirus zum zweiten Mal nur in virtueller Form. Sehr viel weltweite Beachtung findet dieses Event, weil es sich dabei um die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffet handelt. Er und sein Partner Charlie Munger gelten als Star-Investoren und haben nicht nur sich selbst, sondern auch schon viele Anleger reicht gemacht und finden deshalb viel Gehör.

Auch dieses Mal nahm das Duo zu vielen aktuellen Fragen rund um das Börsengeschehen Stellung. Neben einiger Eigenkritik gab es in diesem Jahr Warnungen zu Anlagevehikeln wie Bitcoin, Spacs und Smartphone-Apps, weil diese eine "casino-ähnliche" Atmosphäre an der Börse erzeugten, was nicht zum wohl der Gesellschaft beitrage.

Aus Berkshire Hathaway-Aktionärssicht war von Belang, dass im ersten Quartal der Betriebsgewinn auf 7,0 Milliarden Dollar gestiegen ist. Das entspricht einem Anstieg von knapp 20 Prozent gegenüber dem Ergebnis im Vorjahreszeitraum, das stark unter der Coronavirus-Pandemie litt. Das Konglomerat erzielte im Berichtszeitraum zudem einen Nettoüberschuss von knapp zwölf Milliarden Dollar. Vor einem Jahr hatte hier noch ein Minus von immensen 49,7 Milliarden Dollar in der Bilanz gestanden. Da die Buchhaltungsregeln vorschreiben, dass hier auch unrealisierte Investmentgewinne und -verluste ausgewiesen werden, schwankt dieser Wert heftig und sagt wenig über das tatsächliche Geschäft aus.

Zudem nahm in den drei Monaten bis Ende März der Barbestand um gut fünf Prozent auf 145,4 Milliarden Dollar zu. Die Nachrichtenagentur dpa-AFX schloss in ihrer Berichterstattung daraus, dass der 90-jährige Großinvestor sich weiter schwer damit tue, geeignete Ziele für Beteiligungen und Übernahmen zu finden. Hinzu kommt, dass die Netto-Aktienverkäufe von Berkshire Hathaway im ersten Quartal die zweithöchsten in fast fünf Jahren waren. Auch verlagsamte die Holding laut einer Pflichtmitteilung vom Samstag das Tempo beim Rückkauf eigener Aktien.

Wir nahmen den Hauptversammlungstermin zum Anlass, um uns wieder einmal das Portfolio von Berksire Hathaway etwas näher anzusehen. Das Ziel dabei war es, die fünf besten Aktien ausfindig zu machen. Neben dem automatischen Gütesiegel, dass es sich in allen Fällen um Titel handelt, denen der Anlage-Guru mit seinen Käufen seinen Segen gegeben hat, achteten wir auch auf unsere eigenen Auswahlkriterien.

Diese bestehen aus einer vernünftigen Bewertung, zumindest gemessen an den eigenen Gewinnaussichten, aus der Pflicht, einen wirtschaftlichen Schutzgraben vorweisen zu können, weil das für die Existenz von Wettbewerbsvorteilen spricht sowie für die Fähigkeit, auf Sicht Renditen über den Kapitalkosten erwirtschaften zu können. Neben weiteren Aspekten, die alle Hinweise auf vorhandene Qualität bei Unternehmen geben, achteten wir darüber hinaus auf ein ansprechendes Chartbild. Das ist für uns der Fall bei intakten langfristigen charttechnischen Aufwärtstrends und passend dazu notieren alle fünf Favoriten entweder auf Rekordniveaus oder sie sind dicht dran an ihrer Bestmarken. Welches Quintett die Qualifikation geschafft hat, berichten wir nachfolgend.

Moody´s-Aktie



Als ersten Mitfavoriten aus dem Portfolio von Berkshire Hathaway haben wir uns für die Aktien von Moody's entschieden., Dahinter steckt eine der weltweit führenden Ratingagenturen, die Recherchen, Risikoanalysen, Bonitätsbeurteilungen, Berichte und Ratings für festverzinsliche Wertpapiere und deren Emittenten veröffentlicht.

Buffett hielt bei diesem Wert in seiner Beteiligungsholding zum Ende des Vorjahres 24.669.778 Aktien, was damals einem Anteil von 2,65 Prozent entsprach und immerhin den siebten Platz unter allen Aktieninvestments bedeutete. Falls zuletzt keine Anteilsscheine verkauft wurden, bedeutet das aktuell ein Aktienpaket im Wert von rund 8,06 Milliarden Dollar.

Am 29. April 2021 markierte dieser Wert bei 329,95 Dollar das aktuell gültige Schlussrekordhoch. Das heißt, ein zuvor gültiger mittelfristiger Seitwärtstrend ist überwunden und der übergeordnete Aufwärtstrend wieder aufgenommen, der die Notiz ausgehend von einem im Dezember 2008 bei 15,63 Dollar markierten Zwischenhoch nach oben geführt hat.

Zur wiederaufgenommenen Rekordjagd passt ein guter Geschäftsverlauf. Das Unternehmen meldete für das erste Quartal ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 4,06 Dollar im Vergleich zu 2,73 Dollar im Vorjahr. Im Durchschnitt hatten Analysten mit 2,82 Dollar gerechnet. Der Umsatz lag bei 1,6 Milliarden Dollar, ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Analysten hatten einen Umsatz von 1,43 Milliarden Dollar prognostiziert.

Moody's erhöhte den Umsatzausblick auf ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und grenzte die Zielspanne beim bereinigten Gewinn je Aktie für das Gesamtjahr 2021 auf 11,00 bis 11,30 Dollar ein. Der Analystenkonsens rechnet derzeit mit 11,32 Dollar je Anteilsschein. Bis 2024 sollen daraus den Durchschnittsschätzungen zufolge 14,05 Dollar je Aktie werden. Auf dieser Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 23,25.

Dass dieser Wert einiges an Qualität zu bieten haben muss, belegen die in den vergangenen Jahren eingefahrenen Ergebnisse. Denn diese sind so gut, dass dies ohne vorhandene Qualität kaum möglich gewesen wäre. So stieg der Umsatz in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um 10,21 Prozent p.a. und die Dividende gleichzeitig um jährlich durchschnittlich 18,22 Prozent. Das Ergebnis je Aktie kam in den vergangenen fünf Jahren sogar im Schnitt um 15,06 Prozent p.a. voran.

Der US-Finanzdienstleister Morningstar weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Moody's zusammen mit S&P Ratings Marktführer bei der Bereitstellung von Kreditratings für festverzinsliche Wertpapiere ist. Angesichts der Verankerung von Kreditratings bei Kapitalmarktteilnehmern, Regulierungsbehörden und Indexanbietern genieße man eine starke Wettbewerbsposition und eine hohe operative Marge.

Die Experten beim US-Finanzdienstleister CFRA halten den signifikanten Marktanteil von Moody's in der Ratingbranche ebenfalls für einen wichtigen Vorteil, zumal dieser mit hohen Eintrittsbarrieren einhergehe, wobei aber auch der Markenname einen nennenswerten Wettbewerbsvorteil darstelle. Alles zusammengenommen führt das zu einem breiten wirtschaftlichen Schutzgraben.


Mondelez-Aktie



Als einer der weltweit größten Lebensmittelhersteller, der Schokolade, Kaffee, Nüsse, Kaugummi sowie Kekse und andere Süßwaren vertreibt, hat Mondelez International nicht nur Süßes für die Kunden zu offerieren. Vielmehr hat man in den vergangenen Jahren auch den Aktionären süße Kursgewinne beschert. Denn von März 2009 bis Ende April 2021 ist die Notiz von 13,74 Dollar auf 60,91 Dollar gestiegen.

Dabei ist gerade erst der Ausbruch aus einem seit Mitte 2019 vorherrschenden volatilen Seitwärtstrend gelungen. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist somit als intakt untermauert und ein prozyklisches charttechnisches Kaufsignal generiert. Angesichts dieser Entwicklung wäre Buffett derzeit womöglich froh, wenn er mehr Geld in diesen Titel gesteckt hätte, als jene 35,15 Millionen Dollar, die sich aus Ende 2020 gehaltenen Aktien von 578.000 Stück momentan ergeben.

Im ersten Quartal 2021 profitierte das Unternehmen von höheren Preisen und niedrigeren Kosten. Der US-Konzern verbesserte seine Marge trotz höherer Rohstoffkosten und gestiegener Ausgaben für Werbung. Unter dem Strich schnitt Mondelez besser ab als erwartet. Der Nettogewinn stieg um gut 30 Prozent auf 961 Millionen Dollar. Bereinigt um Sonderposten verdiente Mondelez 77 Cent je Aktie. Analysten hatten im Factset-Konsens laut der Nachrichtenagentur Dow Jones mit 69 Cent gerechnet.

Der Umsatz legte um 7,9 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar zu. Die bereinigte operative Marge rückte auf 17,9 Prozent von 16,5 Prozent im Vorjahr vor. Auf vergleichbarer Basis legte der Umsatz um zehn Prozent zu. Allerdings sank er in Nordamerika um 2,3 Prozent, wo Mondelez jedoch nur etwa ein Drittel seiner Erlöse erzielt. Eine Erholung zeigten die Verkaufsregionen Asien und Lateinamerika. Im laufenden Jahr rechnet Mondelez mit einem organischen Wachstum von mindestens drei Prozent und einer Verbesserung des bereinigten Ergebnisses je Aktie im hohen einstelligen Bereich.

Der Analystenkonsens rechnet mit einem moderaten, aber stetigen Wachstum. Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie sehen von 2020 bis 2024 einen Anstieg von 2,62 Dollar auf 3,37 Dollar vor. Auf letztgenannter Basis bedeutet das ein geschätztes KGV von gut 18. Im Branchenvergleich und angesichts der Marktstellung ist das hinnehmbar. Die Dividenden-Schätzreihe für die genannten Jahre liest sich im Übrigen wie folgt: 1,17, 1,31, 1,43 und 1,59 Dollar je Aktie.

Für die DZ Bank sind ein dynamisches Wachstum im Biskuit-, Schokoladen- und Emerging-Markets-Geschäft, Geschäftsmodell-Optimierungen und hohe Preissetzungsmacht (in einem Umfeld steigender Input-Kosten) die Zutaten, die Mondelez dazu befähigen dürften, die selbst gesteckten Jahresziele deutlich zu übertreffen. Vor dem Hintergrund dieser Annahme hat man das Kursziel von 68.00 Dollar auf 70,00 Dollar erhöht. Der Analystenkonsens taxiert das Kursziel auf 68,31 Dollar, was sich mit einem Schlusskurs von 60,83 Dollar am Freitag vergleicht.

Mondelez hat laut CFRA eine nachweisliche Erfolgsbilanz bei der Rückführung von Kapital an die Aktionäre. In den letzten drei Jahren hat man die Dividende um 46 Prozent erhöht. Ziel des Unternehmens ist es, die Dividende um einen Betrag zu erhöhen, der größer ist als das jährliche Gewinnwachstum je Aktie. Seit 2017 hat die Gesellschaft Stammaktien im Wert von 7,1 Milliarden Dollar zurückgekauft. Die Aktienrückkäufe wurden im Jahr 2020 für einige Quartale vorübergehend pausiert; gegen Ende des Jahres 2020 nahm man die Aktienrückkäufe jedoch wieder auf.

Als ein führendes Unternehmen in der globalen Snack-Kategorie hat Mondelez für die Analysten von Morningstar einen breiten ökonomischen Schutzgraben, der sich aus den Skaleneffekten seines ausgedehnten globalen Netzwerks ergibt, wobei etwa 70 Prozent des Umsatzes außerhalb des nordamerikanischen Heimatmarktes erzielt werden.

Darüber hinaus ist man der Meinung, dass der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens durch seine gefestigten Beziehungen zum Einzelhandel gestützt wird, die sich aus den enormen Ressourcen ergeben, die das Unternehmen aufwendet, um sein Portfolio an bekannten Marken am Regal zu unterstützen (von denen etwa sieben einen Jahresumsatz von jeweils mehr als eine Milliarde Dollar erzielen), was letztlich das Bestreben der Einzelhändler unterstützt, die Besucherzahlen in den Verkaufsstellen zu erhöhen.

Die bereinigten Renditen von Mondelez auf das investierte Kapital ohne Goodwill haben gemäß den Morningstar-Schätzungen für die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten von 7 sieben Prozent diese jedes Jahr übertroffen, seit das Unternehmen unabhängig operiert, und man prognostiziert bis zum Geschäftsjahr 2030 Renditen im hohen Zehnerbereich.


Visa-Aktie



Die Aktien von Visa hatten Ende 2020 im Berkshire Hathaway-Portfolio einen Anteil von 0,80 Prozent. Die damals gehaltenen 9.987.460 Aktien bedeuten aktuell einen Börsenwert von rund 2,33 Milliarden Dollar.

Nachdem dieser Titel lange Probleme damit hatte, ein im ersten Quartal 2020 aufgestelltes Zwischenhoch nachhaltig zu überwinden, scheint es jetzt so zu sein, als ob der Ausbruch nach oben endlich gelungen sein sollte. Jedenfalls bedeuten frisch markierte Rekorde die Wiederaufnahme des übergeordneten langfristigen Aufwärtstrends und charttechnisch gesehen ist das gleichbedeutend mit einem prozyklischen Kaufsignal.

Passend dazu hat die Gesellschaft, die zu den weltweit führenden Zahlungsverkehrsdienstleistern gehört und Kreditkarten, Debitkarten und zum elektronischen Zahlungsverkehr gehörende Dienstleistungen anbietet, gerade angesichts der Coronavirus-bedingt weiterhin schwierigen Umstände ansprechende Geschäftszahlen vorgelegt. Laut DZ Bank berichtete das Unternehmen jedenfalls über ein besser als erwartetes Ergebnis im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2020/2021, wobei man das Kursziel von 240,00 Dollar auf 260,00 Dollar erhöhte.

Die Nettoumsätze gingen dabei nochmals leicht um zwei Prozent auf 5,73 (Konsens: 5,53) Milliarden Dollar und das bereinigte Ergebnis je Aktie um ein Prozent auf 1,38 (Konsens: 1,27) Dollar zurück. Auf der Umsatzseite wirkten sich aber neben besser als prognostizierten Bruttoumsätzen auch niedriger als erwartete Incentives positiv aus. Die margenstarken grenzüberschreitenden Transaktionen zeigten zwar erneut eine verbesserte Tendenz. Allerdings betrug der Rückgang aufgrund der unverändert darniederliegenden Reise-, Übernachtungs- und Veranstaltungsbranche noch immer 21 Prozent. Der Anstieg der Transaktionen (+acht Prozent) und Transaktionsvolumina (+elf Prozent) konnten dies aber annähernd kompensieren. Dabei wirkten sich vor allem die konsumfreudigen US-Konsumenten positiv aus. Zudem behauptete sich das hohe Niveau im E-Commerce, obwohl die Transaktionen im stationären Handel bereits wieder anzogen. Der Gewinn je Aktie profitierte von einer niedriger als erwartete Steuerquote genauso wie von Aktienrückkäufen in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar.

Insgesamt erwartet die DZ Bank, dass Visa den langfristigen Wachstumspfad nach der Pandemie fortsetzt. Der allgemeine Boom im Zahlungsverkehr und der positive Trend bei vielen Themen wie E-Commerce oder kontaktlosem Bezahlen hätten während der Pandemie eine Beschleunigung erfahren. Man sieht einen Großteil dieser Gewinne als nachhaltig an. Visa dürfte als einer der größten Player im Sektor und seiner Dominanz im Kartenbereich ein Profiteur dieser Entwicklung sein. Ferner sei das Unternehmen bei vielen Wachstumsthemen, wie Mehrwertdienste, Debitkarten, Visa Direct, Buy now pay later und Digital- bzw. Kryptowährungen hervorragend positioniert.

Für die Schweizer Privatbank Julius Bär, die mit einem Kursziel von 270,00 Dollar zum Kauf rät, ist Visa weltweit führend im elektronischen Zahlungsverkehr, mit einer starken Position bei Debitkartentransaktionen und einem gut etablierten Netzwerk, was dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern verschafft. Wachsende globale digitale Zahlungstransaktionen und die Expansion von Visa in Schwellenländer sollten das Wachstum vorantreiben.

Der Konzern hat einen breiten wirtschaftlichen Schutzgraben und somit viel Qualität zu bieten. Auch der Wachstumstrend scheint in den kommenden Jahren zu stimmen. Zumindest dann, wenn der Analystenkonsens Recht behält. Denn dieser sieht den Gewinn je Aktie von 2020 bis 2024 von 5,04 Dollar auf 10,06 Dollar steigen. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 23,2, was angesichts der skizzierten Aussichten akzeptabel erscheint. Analysten gehen übrigens auch von stetigen weiteren Dividendenerhöhungen aus.


Amazon-Aktie



Amazon ist mit einem Anteil von 0,64 Prozent zum Ende des Vorjahres zwar eine nicht allzu große Position bei Berkshire Hathaway. Das ändert aber nichts daran, dass die Beteiligungsgesellschaft bei zum genannten Stichtag gehaltenen Aktien von 533.300 auf einem Aktienpaket im Wert von aktuell 1,85 Milliarden Dollar sitzt.

Schaut man sich auf die momentane Geschäftsentwicklung an, dann würde es sogar nicht überraschen, wenn Buffett seine Position hier weiter aufstockt. Jedenfalls hat der US- Internetriese wirklich mehr als nur überzeugende Geschäftszahlen für das abgelaufene erste Quartal 2021 vorgelegt. Dank dem nach wie vor anhaltenden Internet-Shoppingboom sowie der florierenden Cloud-Sparte konnte der Konzern laut Raiffeisenbank Research sehr starke Zahlen vorweisen und damit die Analystenschätzungen weit hinter sich lassen.

So belief sich der Umsatz auf 108,5 Milliarden Dollar, was verglichen mit dem Vorjahreswert von 75,45 Milliarden Dollar einen Zuwachs von 43,8 Prozent darstellt. Damit konnten auch die Analystenschätzungen von 104,57 Milliarden Dollar klar übertroffen werden. Beim Gewinn sieht die Steigerungsrate des Versandriesen noch viel spektakulärer aus: So konnte sich der Nettogewinn im Jahresvergleich um 220 Prozent auf 8,11 Milliarden Dollar (Vorjahreszeitraum: 2,54 Milliarden Dollar) mehr als verdreifachen. Die Analystenerwartungen hatten gerade einmal bei 5,02 Milliarden Dollar gelegen.

Analysten fanden Gefallen an den Zahlen. So erhöhte die UBS das Kursziel von 4,150 Dollar auf 4,350 Dollar und die DZ Bank von 4.150 Dollar auf 4.200 Dollar. Das letztgenannte Institut erklärte zu diesem Schritt, bei Amazon laufe es ganz einfach rund. Ein hohes Umsatzwachstum gehe mit einer Verbesserung der Ertragskraft einher. Zwar dürfte sich die Erlösdynamik im margenschwachen Onlinehandel mit dem Erfolg der Impfkampagnen etwas abmildern, jedoch dürfte dies auf der Gewinnseite durch die hervorragenden Perspektiven der lukrativen Geschäftsfelder Cloud Computing (AWS) und Onlinewerbung mehr als ausgeglichen werden. Die Aktie bleibe deshalb ein Kauf.

Morningstar billigt Amazon aufgrund von Netzwerkeffekten, Kostenvorteilen, immateriellen Vermögenswerten und Umstellungskosten einen breiten wirtschaftlichen Schutzgraben zu. Das Unternehmen habe den traditionellen Einzelhandel seit mehr als zwei Jahrzehnten aufgemischt und habe sich über Amazon Web Services (AWS) zum führenden Infrastructure-as-a-Service (IaaS)-Anbieter entwickelt. Dieser Umbruch sei von den Verbrauchern begrüßt worden und habe den Wandel in der gesamten Branche vorangetrieben, da traditionelle Einzelhändler stark in Technologie investiert hätten, um Schritt halten zu können. COVID-19 habe den Wandel beschleunigt, und angesichts seiner technologischen Fähigkeiten, seiner enormen Größe und seiner Beziehung zu den Verbrauchern glauben die Analysten, dass Amazon seinen Vorsprung vergrößert hat, was in den kommenden Jahren zu wirtschaftlichen Renditen führen dürfte, die weit über den Kapitalkosten liegen.

Der Aktienkurs steckt seit Juli 2020 in einem Seitwärtstrend fest. Der Verlauf der Konsolidierung ist aber als trendbestätigend einzustufen, was bedeutet, dass die Chancen nicht schlecht stehen, für eine letztliche Wiederaufnahme des übergeordneten langfristigen Aufwärtstrends. Der Titel kann einen Anstieg von 1,40 Dollar auf 3.529,53 Dollar von Mai 1997 bis September 2020 vorweisen und es gibt gute Argumente dafür, warum diese Reise nach oben noch nicht zu Ende sein dürfte. Der Analystenkonsens hält Notierungen von 3.997,83 Dollar für angemessen. Das vergleicht sich mit einem Schlussstand am Freitag von 3.467,12 Dollar. Den Gewinn je Aktie sehen Analysten im Schnitt übrigens von 2020 bis 2024 von 41,83 Dollar auf 127,83 Dollar steigen, was die optisch hohe KGV-Bewertung relativiert.


Apple-Aktie



Die Anteilsscheine von Apple sind mit einem Anteil von 43,60 Prozent nach wie vor die mit Abstand größte Position im Aktien-Portfolio von Berkshire Hathaway. Allerdings war es hier im dritten Quartal 2020 zu einem Aktienverkauf im Wert von rund elf Milliarden Dollar gekommen. Am Wochenende ließ Buffett durchblicken, dass ihm seine rechte Hand und Berkshires Vizevorsitzender Charlie Munger geraten hatte, keine Apple-Aktien zu verkaufen, wobei er ergänte, dass diese damit wohl recht gehabt haben könnte.

Blickt man auf die von dem iPhone und iPad-Hersteller jüngst gemeldeten Geschäftszahlen, dann ist man geneigt, Munger zuzustimmen. Denn die präsentierten Ergebnisse fielen extrem gut aus. So ergab sich gegenüber dem Vorjahresquartal ein Umsatzwachstum von 54 Prozent auf 89,6 (Konsens: 76,9) Milliarden Dollar. Die Bruttomarge verbesserte sich um 580 Basispunkte auf 42,5 Prozent (Konsens: 40,0 Prozent), die operative Marge stieg dank Kostensenkungen und eines vorteilhaften Produktmix um 870 Basispunkte auf 30,7 Prozent (Konsens: 26,2 Prozent). Der operative Cashflow hat sich mit 32,2 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt (+114 Prozent). Der Gewinn je Aktie wuchs auf 1,40 (Vorjahr: 0,64; Konsens: 0,99) Dollar.

Apple hat in Sachen Qualität, Dividenden und Wachstum einiges zu bieten. So rechnet der Analystenkonsens damit, dass der Gewinn je Aktie von 2020 bis 2024 von 3,28 Dollar auf 5,93 Dollar steigt. Auf letztgenannter Basis ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 22,2. Gemessen an den erwarteten Ergebnisverbesserungen scheint das vertretbar zu sein.

Das Management hat beschlossen, die Quartalsdividende um sieben Prozent auf 0,22 Dollar je Aktie zu erhöhen und das Aktienrückkaufprogramm um 90 Milliarden Dollar aufzustocken. Zudem wurden weitere Dividendenerhöhungen angekündigt. Man betätigt sich somit weiter als eifriger Kapitalrückzahler an die Anteilseigner.

Qualität hat der Titel unter anderem in der Form eines engen wirtschaftlichen Schutzgrabens zu bieten, der laut Morningstar auf Umstellungskosten und immaterielle Vermögenswerten basiert. Hinzu komme eine sehr gute Marktstellung. Preismacht und eine große Finanzkraft.

Die Aktie kann von August 1985 bis Januar 2021 einen satten Anstieg von 0,065 Dollar auf 143,15 Dollar vorweisen. Das einzige Manke ist, das es zuletzt noch nicht wieder zu neuen Kursrekorden gereicht hat. Allgemein ist der langfristige charttechnische Aufwärtstrend aber als weiter intakt einzustufen, was ein Pluspunkt ist. Der Analystenkonsens hält Notierungen von 157,04 Dollar für angemessen, was sich über der Schlussnotiz von 131,53 Dollar vom Freitag bewegt.