Trotz boomender Interneteinkäufe und zunehmender Cloud-Dienste musste Amazon im dritten Quartal einen Gewinneinbruch verzeichnen. So sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreswert um knapp 28 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Das teilte der Online-Händler am Donnerstag nach US-Börsenschluss in Seattle mit. Als Grund für die Verluste gab das Unternehmen hohe Kosten an. Amazon-Chef Jeff Bezos war ehemals bekannt dafür, starkes Wachstum mit hohen Ausgaben zu forcieren. Nun wartet Amazon schon das zweite Quartal in Serie mit hohen Kosten und weitaus weniger Überschuss als angenommen auf.

So verzeichnete der Online-Händler zuletzt einen starken Ausgabenanstieg. Das dritte Quartal gilt traditionell als kostenintensiv, da das Weihnachtsgeschäft und Aktionen rund um Thanksgiving, "Black Friday" und "Cyber Monday" vorbereitet werden. Außerdem investiert Amazon stark in seine Versandlogistik, um "Prime"-Kunden das Versprechen von Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zu erfüllen. Das und weitere Posten ließ sich das Unternehmen mehrere Milliarden Euro kosten.

Umsatzprognose übertroffen


Beim Umsatz hingegen konnte der Online-Händler die Prognosen übertreffen. Hier gab es einen Anstieg um 24 Prozent auf 70 Milliarden Dollar. Die Experten waren von 68,81 Milliarden Dollar ausgegangen. Das Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet läuft zwar weiterhin, das Wachstum flaut aber zunehmend ab. Im jüngsten Quartal stiegen die Einnahmen der Web-Plattform AWS, die Cloud-Services an Firmen verkauft, um 35 Prozent auf knapp neun Milliarden Dollar.

Nach einem vergleichsweise schwachen dritten Quartal rechnet Amazon angesichts harter Konkurrenz auch für das Schlussquartal mit einem schwachen Geschäft. Neben den etablierten Rivalen wie Alibaba oder Ebay nehmen die ernstzunehmenden Mitbewerber für Amazon deutlich zu - etwa durch den US-Shopping-Riesen Walmart , der sein Online-Geschäft kräftig ausbaut. Für den Zeitraum, in den Thanksgiving und Weihnachten fallen, stellte der Konzern am Donnerstag Nettoerlöse in der Spanne von 80 bis 86,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Analysten erwarteten bislang im Schnitt einen Umsatz von 87,37 Milliarden Dollar. Während der Feiertage erzielen zahlreiche Einzelhändler in der Regel einen Großteil ihrer Umsätze und ihrer Gewinne. Der Ausblick schürt auch Sorgen, dass der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China Einzelhändler zunehmend belastet.

Unsere Einschätzung:


Zuletzt konnte Amazon stetig hohe Wachstumswerte verzeichnen. Doch es scheint, als hätte der Online-Händler seine Grenze erreicht. Mit einem Minus von fast 6 Prozent ist auch die Aktie im Sinkflug. Im heutigen US-Handel dürfte die Aktie den dreijährigen Aufwärtstrend um 1.670 Dollar testen. Sollte das Papier diese Marke unterschreiten, käme der elfjährige Basis-Aufwärtstrend als Unterstützung ins Spiel, der derzeit um 1.450 Dollar verläuft. In der Hoffnung auf ein erfahrungsgemäß etwas stärkeres viertes Quartal stufen wir die Aktie weiterhin auf "Kaufen" ein.