Nach dem 25 Prozent Absturz von Meta, folgt nun ein 18 Prozent Absturz bei der Amazon-Aktie. Was sind die Gründe für die Vernichtung von 200 Milliarden Dollar Market-Cap in einer Nacht? Und waren die Big-Tech Konzerne einfach überhypt? Von Johann Werther

Die Berichtssaison ist für viele Tech-Konzerne ist grausam und unbarmherzig. Erst stürzte am Dienstag Alphabet um sieben Prozent ab, dann am Mittwoch Meta um 25 Prozent und gestern lag die Aktie von Amazon ganze 18 Prozent im Minus.

Dies bedeutet, dass über Nacht hier 200 Milliarden an Anlegergeldern wegen einer einzigen Aktie vernichtet worden sind. Eine unvorstellbar hohe Summe, mit der kein DAX-Konzern konkurrieren kann. Doch was ist es, was die Aktie so tief zu Boden gerissen hat und wie geht es für den Markt jetzt weiter?

Amazon: Die Zahlen waren im Rahmen der Erwartungen

Tatsächlich dürften es nicht die Quartalszahlen gewesen sein, die die Amazon-Aktie in dieser Stärke nach unten rissen. Diese lagen nämlich eigentlich relativ im Rahmen der Erwartungen. Mit 127,1 Milliarden Dollar Umsatz lag man zwar leicht unter dem Konsens von 127,5 Milliarden, konnte dafür aber mit dem Gewinn überzeugen. Mit 28 Cent lag man deutlich über den Erwartungen von 22 Cents je Aktie.

Das konnte es also nicht gewesen sein, was Anleger dazu bewegte, jetzt die Flinte ins Korn zu werfen. Tatsächlich liegt der erste Anhaltspunkt beim operativen Ergebnis, was die Schätzungen um 600 Millionen US-Dollar verfehlte.

Doch auch dies ist noch nicht Rechtfertigung genug. Erst der Ausblick auf das kommende Quartal machen deutlich, warum die Amazon-Aktie so abgestraft wurde. Bereits in der Vergangenheit gab es einige Meldungen rund um Misserfolge beim größten Onlineversandhändler. Zum einen soll der Prime Day im Oktober ein ziemlicher Flop gewesen sein, genauso wie die Milliardenproduktion der ersten Staffeln von “Die Ringe der Macht”.

Einschätzung zur Amazon-Aktie

Dementsprechend düster sah auch der Ausblick aus, der einen dunklen Schatten auf die kommenden Monate wirft. Amazon rechnet damit, statt wie erwartet 4,66 Milliarden US-Dollar im historisch guten vierten Quartal als Gewinn zu erzielen, gerade einmal mit einer schwarzen Null unter dem Strich herauszukommen.

Bei dem ehemals größten Unternehmen der Welt geht man davon aus, dass sich die Konsumlaune weiter eintrüben sollte. Auch Wachstumsmärkte wie die Gesundheits- und Cloudsparte beginnen an Dynamik zu verlieren und das aktuell unprofitable Versandhandelsgeschäft tut sein Übriges.

Damit ist Amazon hart aber fair vom Markt abgestraft worden. Doch es stellt sich die Frage, wie es nun weitergehen soll? Tatsächlich erleben wir in den letzten Tagen eine Bewegung, welche zeigt, dass Big Tech und die angebliche Sonderkonjunktur der Plattformunternehmen mehr ein Schönreden als Realität war. Inzwischen müssen sich auch die größten Unternehmen der Welt wieder an normale Bewertungskriterien gewöhnen und auch Aktionäre sollten darüber nicht in diese Aktien einsteigen. Es könnte auch um die Amazon-Aktie weiter unruhig bleiben. 

Mittlerweile notiert die Amazon-Aktie "nur" noch mit rund 12 Prozent im Minus. Langfristig orientierte Anleger warten aktuell aber erstmal ab. Es sieht tatsächlich nicht so gut aus bei Amazon. Wer auf einen kurzfristigen Turnaround setzen möchte, der kann dies unter der Berücksichtigung des hohen Risikos tun. Denn die Aktie wird ein riesiges Gap in den Chart reißen. Allerdings hat auch die Meta-Aktie ihre riesigen Gaps bislang nicht gefüllt.