Amazon-Chef Jeff Bezos kann sich über das abgelaufene Quartal wohl nicht beschweren: Von Oktober bis Dezember kletterte der Gewinn verglichen zum Vorjahreswert um rund acht Prozent auf 3,3 Milliarden US-Dollar (rund drei Milliarden Euro). Das entspricht einem Gewinn pro Aktie von 6,47 Dollar. Der Umsatz stieg um mehr als ein Fünftel auf 87, 4 Milliarden Dollar an.

Das überzeugte nicht nur die Anleger, sondern übertraf auch die Erwartungen der Experten an der Wall Street. Diese hatten mit einem Umsatz von 86 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 4,03 Dollar gerechnet.

Bestes Weihnachtsgeschäft der Geschichte


Das gute Weihnachtsgeschäft hatte Bezos bereits im Vorfeld angekündigt. Der Star-Unternehmer mit einem geschätzten Vermögen von 116 Milliarden Dollar und laut "Forbes" der reichste Mann der Welt setzte in den vergangenen drei Monaten vor allem auf den Ausbau des Abo-Dienstes "Prime".

Dafür investierte Bezos seit dem Frühjahr 2019 massiv in die Versandlogistik, um möglichst vielen Prime-Abonnenten das Versprechen von Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zu erfüllen. Zuvor strebte der US-Riese beim Prime-Service eine Zustellung innerhalb von zwei Tagen an.

Und diese Investitionen scheinen sich bereits auszuzahlen: Amazon habe mittlerweile weltweit über 150 Millionen zahlende Prime-Kunden, so Bezos. Das sei im Vergleich zu 2018 50 Prozent mehr. Auch die Zahl der US-Abonnenten, die ihre bestellten Artikel innerhalb von 24 Stunden oder noch am selben Tag erhielten, hatte sich im vierten Quartal vervierfacht.

Dass dem Amazon-Chef vor allem Investitionen in die Logistik wichtig sind, ist kein Geheimnis. Er ist bekannt dafür, dass er das langfristige Wachstum seines Online-Handels stetig antreibt. Künftige Cashflows seien wichtiger als die Gewinne der Gegenwart, beteuert Bezos. So heuerte der Konzern für das Weihnachtsgeschäft eigenen Angaben zufolge befristet mehr als 250.000 Beschäftigte an. Damit sei die Zahl der Mitarbeiter auf insgesamt 750.000 gestiegen.

Boomendes Cloud-Geschäft


Neben dem Prime-Service gibt es eine weitere Perle: Das lukrative Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet. Die Web-Plattform AWS (Amazon Web Service), die Cloud-Services an Unternehmen verkauft und in diesem Bereich Marktführer ist, steigerte die Einnahmen um 40 Prozent auf zehn Milliarden Dollar. Der operative Gewinn der Sparte kletterte um 19 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Amazon steht im Cloud-Geschäft unter Konkurrenzdruck durch Microsoft und Google, die ebenfalls starkes Wachstum vorweisen können.

Nicht nur im Cloud-Geschäft herrscht massiver Konkurrenzkampf. Der wohl stärkste Rivale von Amazon dürfte der weltweit größte Einzelhändler Walmart sein. Dessen Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2019 auf 514,4 Milliarden Dollar. Amazon lag mit Erlösen von 280,5 Milliarden Dollar deutlich dahinter. Den Gewinn steigerte der Online-Riese im abgelaufenen Geschäftsjahr von 10,1 Milliarden auf 11,6 Milliarden Dollar.

Einschätzung der Redaktion


Nach einem Gewinnrückgang im dritten Quartal, scheint Amazon nun die Wende geschafft zu haben. Das sahen auch die Aktionäre ähnlich - im nachbörslichen US-Handel legte die Amazon-Aktie zeitweise um bis zu zwölf Prozent zu. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 100 Milliarden Dollar an Börsenwert. Sollte sich der Trend am Freitag im regulären Handel bestätigen, würde auch Bezos privates Vermögen kräftig wachsen - denn er ist selbst Großaktionär.

2019 war das Papier zwar um 23 Prozent gestiegen - blieb damit aber deutlich hinter dem Wachstum des Marktes zurück. Der S&P 500 legte im vergleichbaren Zeitraum um gut 32 Prozent zu.

Eine erste Unterstützung findet die Aktie bei ihrer 200-Tagelinie, die bei rund 1.648 Euro verläuft. Sollte diese Marke fallen, befindet sich direkt darunter eine Unterstützungszone im Bereich zwischen 1.560 und 1.640 Euro - hier pendelte sich der Kurs zwischen Oktober und Dezember 2019 ein.

Wilde Kurssprünge nach den Quartalszahlen haben bei Amazon Tradition. Anleger sollten sich davon nicht abschrecken lassen. Dank der Cloud-Tochter AWS kann Amazon seine Logistikleistungen stetig steigern und Lieferzeiten verkürzen. Das dürfte den Konzern auch in Zukunft weiter zu Rekorden verhelfen. Die Aktie hat viel Potenzial nach oben.

Unsere Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 2.200 Euro
Stoppkurs: 1.200 Euro

Mit Material von dpa-AFX