Nomen est omen oder frei übersetzt: Der Name ist Programm! Das trifft bei jenen Unternehmen zu, die auf Basis eines Plattformgeschäftsmodells operieren. Denn diese Gesellschaften machen im wahrsten Sinne des Worts nicht nur ihre Wettbewerber, sondern auch an der Börse alles platt. Unter Plattformökonomie versteht man internetbasierte Geschäftsmodelle, die Anbieter mit Käufern oder Kunden auf einem digitalen Marktplatz zusammenbringen. Je mehr Anbieter sich auf dem Marktplatz tummeln, desto attraktiver wird er für Kunden, die dort ein umfangreiches Angebot und bessere Preise finden. Umgekehrt machen viele Kunden den Marktplatz für Anbieter besonders interessant.

Wie gut das funktioniert, zeigt die Tatsache, dass derzeit sieben der acht wertvollsten Unternehmen weltweit auf einem Plattformgeschäftsmodell basieren. Konkret handelt es sich dabei um Microsoft, Amazon, Apple, Alphabet, Facebook, Alibaba und Tencent. Auffällig: Fünf dieser sieben Riesen stammen aus den USA und zwei aus China. Europäische Konzerne kommen in der Topliga nicht vor.

Nicht nur in dieser Hinsicht verliert der alte Kontinent an Bedeutung. Auch ein anderes Zahlenspiel verdeutlicht, dass Europa nicht mehr so wichtig ist. Demnach hat der asiatisch-pazifische Raum mit 37 Prozent den größten Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt. Amerika kommt auf einen Anteil von 32 Prozent, Europa auf 25 Prozent und die übrigen Länder auf sechs Prozent. In der weltweiten Plattform­ökonomie sehen die Verhältnisse noch einmal anders aus, wie Holger Schmidt vorrechnet: Nach Angaben des Ökonomen der Beratungsfirma Ecodynamics hat Amerika hier einen Anteil von gut zwei Drittel und Asien/Pazifik von rund einem Viertel. Für Europa sowie für den Rest der Welt bleiben nur 3,8 Prozent beziehungsweise 1,1 Prozent übrig. Zustande gekommen sind die sehr hohen Börsenwerte der Plattformkonzerne dadurch, dass deren Aktienkurse in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind. So hat der von Holger Schmidt kreierte Plattform-Index führende Index-Vergleichsmaßstäbe wie den Dow Jones, den Nasdaq und den DAX seit der Auflage im Jahr 2016 locker abgehängt.

Ein Trend, der anhalten könnte, erwartet McKinsey. Das Beratungsunternehmen prognostiziert in einem Forschungsbericht, dass digitale Plattformen in sechs Jahren etwa 60 Billionen Dollar oder mehr als 30 Prozent der globalen Wirtschaftstätigkeit vermitteln sollen. Dazu muss man wissen: Laut Experten setzen derzeit nur drei Prozent der etablierten Unternehmen bereits auf eine effektive Plattformstrategie. Doch das dürfte sich schnell ändern. Experten der US-Hochschule Massachusetts Institute of Technology sind sich sicher: "Überall da, wo Plattformmodelle sinnvoll sind, wird es künftig auch solche Plattformen geben." Ähnlich äußert sich das Beratungshaus Deloitte.

"Die Welt erlebt eine neue wirtschaftliche Revolution, welche die Wirtschaft, die Unternehmen, die Arbeitsmärkte und unser tägliches Leben in einer Weise stört, wie es seit der industriellen Revolution nicht mehr zu beobachten war. Im Mittelpunkt dieses Wandels steht der Aufstieg der Plattformökonomie", heißt es in einer Studie zu diesem Thema.

Wie Deloitte ausführt, erzeugen traditionelle lineare Geschäftsmodelle Werte, indem sie Produkte und Dienstleistungen schaffen, die sie an Kunden verkaufen. Plattformbasierte Geschäftsmodelle hingegen generierten Werte, indem sie in einem Onlinenetzwerk den Kontakt zwischen Konsumenten und Produzenten herstellen. Die Plattform besitzt nicht die Produktionsmittel, sondern schafft die Verbindungsmittel. Die Stärke dieses Modells liegt in der Fähigkeit der Plattform, Handelshemmnisse zu beseitigen, indem sie den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Akteuren und den Datenaustausch zu ihrem Vorteil nutzt. Dadurch entstehe ein viel offeneres Wirtschaftssystem mit einer viel stärkeren Beteiligung seiner Nutzer, so die Studie.

Neue Ökosysteme entstehen


Bei der digitalen Transformation geht es im Grunde genommen nicht um den Übergang zur Digitalisierung, sondern um die Verlagerung eines Unternehmens auf Plattformökosysteme. Für Volkswirt Guido Zimmermann von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zeichnen sich digitale Ökosystem durch drei Wesensmerkmale aus: Sie entwickeln Netzwerkeffekte, sie dienen als ein Portal für andere Märkte (Gateways) und sie generieren und nutzen große Datenmengen (Big Data). Diese drei Funktionen digitaler Ökosysteme (Netzwerkeffekte, Gateways und Big Data) sind für Zimmermann der Schlüssel zum Verständnis der Vorteile und der damit verbundenen Risiken für ein betroffenes Unternehmen und die Wettbewerber.

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive ermöglichten Ökosysteme die Nutzung verschiedener Arten von Synergien: Größen- und Verbundvorteile sowie das Ausnutzen von Netzwerkexternalitäten. Die daraus resultierenden Vorteile sind laut Zimmermann so enorm, dass es bislang kein Erfolgsrezept gegen die wachsende Dominanz der Plattform-geführten Unternehmen gibt.

Vor diesem Hintergrund steht für den LBBW-Volkswirt fest, dass Plattformen, künstliche Intelligenz und Blockchain die zukünftigen Pfeiler der Geschäftsmodelle von Unternehmen sind. Die Gesellschaften müssten sich darauf einstellen, dass sie es ohne diese drei interagierenden digitalen Prozessbestandteile in der Zukunft schwierig haben dürften, ihren unternehmerischen Erfolg aufrechtzuerhalten.

Plattformen würden dagegen mit Sicherheit immer wichtiger. "Sie sind zwar sehr schwierig aufzubauen, wenn sie aber einmal existieren, dann können Wettbewerber sie nur schwer angreifen. Erfolgreiche Plattformen stellen fast immer Monopole in einem Markt dar und versprechen entsprechende Monopolrenten", so Zimmermann. Netzökonom Schmidt bläst in das gleiche Horn. Wie kein anderes digitales Geschäftsmodell haben aus seiner Sicht Plattformen die Machtverhältnisse in vielen Märkten verschoben. Oft lande der Großteil der Wertschöpfung nicht beim Anbieter eines Produkts, sondern beim Interaktionsmanager zwischen Angebot und Nachfrage. Da Plattformen viele Wettbewerbsvorteile gegenüber klassischen Unternehmen besitzen, würden sie an den Börsen um den Faktor vier bis acht höher bewertet, so Schmidt.

Niedrige Kosten als Vorteil


Diese Überlegungen ergänzt Yves Bonzon, Chief Investment Officer bei Julius Bär: "Die führenden Anbieter von digitalen Plattformen weisen einen äußerst starken, durch ihre Kostenstruktur bedingten Gewinnhebel auf, generieren hohe freie Cashflows und bieten die Möglichkeit, in neue Geschäftsfelder zu investieren. Daher erwarten wir sowohl in einem von Wachstum geprägten Umfeld als auch bei einer sanften Landung der Konjunktur eine Fortsetzung der Outperformance dieser Titel."

Sollte es zu einer Rezession kommen, dürften sie laut Bonzon aller Wahrscheinlichkeit nach aber eine schwächere Wert­entwicklung als der Gesamtmarkt erzielen, da der Gewinnhebel in beide Richtungen wirkt. Bei Investments rund um Plattformaktien ist das zu beachten. Kritisch im Blick zu behalten sind auch die harten Verdrängungswettbewerbe, die mit dem Aufstieg von Plattformkonzernen einhergehen. Insbesondere in Europa gibt es deswegen einige Verlierer.

Die zunehmende Marktmacht der Plattformriesen und die Tatsache, dass sie diese hemmungslos zulasten der Konkurrenz ausnutzen, führen dazu, dass das Regulierungsrisiko und die Gefahr kartellrechtlicher Untersuchungen steigen. Die damit verbundenen Unsicherheiten sind derzeit jedoch noch nicht so groß, dass man als Investor die entsprechenden Aktien meiden müsste. Sollte es aber zu Kartellverfahren kommen, ist es sinnvoll, sich von den betroffenen Titeln zu trennen. Gemäß der US-Investmentbank Goldman Sachs sind die Bewertungen und die Aktienkurse zwischen der Einreichung von Klagen und der Lösung nach Jahren juristischer Streitigkeiten in der Vergangenheit in den USA gesunken.

Zu beachten aus Anlegersicht ist, dass die Börse den Plattformtiteln optisch hohe Bewertungen zubilligt. Bei der Suche nach passenden Aktienfavoriten haben wir versucht, dem Rechnung zu tragen, indem wir nur auf Werte setzen, bei denen die Bewertung gemessen an den Wachstumsaussichten vertretbar erscheint. Im Folgenden wir dieses Sextett vor.

Plattformdienstleister-Aktien: Die sechs Top-Performer


1. Accenture-Aktie: Digitale Transformation sorgt für Kursrekorde

Ein Profiteur der Plattformrevolution ist eindeutig Accenture. Der Management­beratungs-, Technologie- und Outsourcing-­Dienstleister hat seinen Firmensitz in Irland, das Unternehmen betreut seine Kunden aber hauptsächlich von New York und Chicago aus. Es unterstützt Klienten aus diversen Branchen wie Maschinenbau, Versicherungen oder Chemie auf vier Ebenen. Erstens bei der Umwandlung des Geschäfts in plattformbasierte Modelle und Technologien, zweitens bei der Umsetzung von Innovationen. Drittens mit der Unterstützung von Plattformführern bei der Beschleunigung und Erschließung neuer Märkte, viertens mit Partnerschaften, um neue Plattformunternehmen zu schaffen.

Die Analysten des US-Finanzdienstleisters Morningstar sind davon überzeugt, dass Accenture kompetent genug ist, um eine wichtige Rolle bei der Umstellung von Unternehmen von bestehenden Plattformen auf neue, konsumbasierte Bereitstellungsmodelle zu spielen. Vor diesem Hintergrund prognostizieren die Experten ein jährliches Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich.

Der Analystenkonsens geht davon aus, dass der Gewinn je Aktie von 2017/18 bis 2021/22 von 6,72 Dollar auf 9,92 Dollar steigen wird. Damit stimmt auch in dieser Hinsicht die Story. Erinnert sei noch daran, dass Accenture 2017 die Hamburger Digitalagentur SinnerSchrader übernommen und damit die Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, Big Data und Datenanalyse ausgebaut hat. Insgesamt hat Accenture eine branchenführende Position bei der digitalen Transformation und damit in einem schnell wachsenden Segment inne. Die Kursentwicklung spricht eine deutliche Sprache.

2. Amazon-Aktie: Auf dem Weg zur Konsum-Weltherrschaft

Als den Plattformkonzern schlechthin stufen sehr viele Experten Amazon ein. Kein Wunder, hat der weltgrößte Onlinehändler doch die gesamte Buchhandelsbranche das Fürchten gelehrt. Längst sind die Amerikaner in vielen anderen Bereichen extrem erfolgreich - egal ob Mode, Haushaltswaren oder Elektronik. Die dominierende Stellung zeigt sich unter anderem daran, dass laut einer Studie inzwischen rund 46 Prozent des gesamten deutschen Onlinehandels über die Plattform von Amazon läuft.

Nils Herda, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, billigt Amazon eine nahezu monopolartige Stellung zu. Die heutige Marktposition führt er darauf zurück, dass der Konzern mit Amazon Marketplace eine Verkaufsplattform geschaffen hat, über die Drittanbieter neue oder gebrauchte Artikel verkaufen können, ohne dass Amazon dafür zusätzliche Lagerbestände aufbauen muss.

Sollten die Regulierungsbehörden keinen Riegel vorschieben, wird Amazon versuchen, in immer mehr Geschäftsbereiche vorzudringen. Wie innovativ die Amerikaner hier sind, lässt sich an zwei aktuellen Meldungen ablesen. So hat Amazon gerade erst einen eigenen Kosmetik-Channel angekündigt. Außerdem will das Unternehmen in einigen Monaten die ersten Pakete mithilfe von Drohnen ausliefern. Die Bewertung der Aktie ist zwar optisch betrachtet anspruchsvoll, aber die Marktposition ist einzigartig. Außerdem erwartet der Analystenkonsens, dass der Gewinn je Aktie von 2018 bis 2023 von 20,14 Dollar auf 92,23 Dollar steigen wird. In einem allgemein relativ wachstumsarmen globalen Umfeld sind das Zuwachsraten, die viele Anleger als sehr verlockend empfinden dürften.

3. Naspers-Aktie: Gewiefter Investor aus Südafrika

Bei der digitalen Transformation geht es nicht um den Übergang zur Digitalisierung, sondern in erster Linie darum, Unternehmen auf Plattformökosysteme zu verlagern. Naspers aus Südafrika hat dies schon relativ früh erkannt. Bereits 2001 erwarb das Unternehmen einen großen Anteil am Internetkonzern Tencent. Die Chinesen gelten als Vorreiter im Bereich Plattformen.

Weitere nennenswerte Investments gibt es beim Internetportal Mail.ru, beim indischen Onlinereisebüro MakeMyTrip und beim Essenslieferdienst DeliveryHero. Zusammen mit etlichen weiteren Investments ist so aus einem Medienkonzern, dessen Wurzeln mehr als 100 Jahren zurückreichen, einer der größten Technologieinvestoren der Welt entstanden.

Spannend aus Anlegersicht ist dabei nicht nur die im Zuge dieses Wandels erworbene Expertise, sondern auch die Tatsache, dass allein die Beteiligung an Tencent den eigenen Börsenwert von Naspers um rund 25 Prozent übersteigt. Die Werthaltigkeit der restlichen Aktivitäten dürfte deutlicher werden, wenn unter dem Namen Prosus NV der kürzlich auf September verschobene Börsengang der europäischen Internet-Aktiva gelingt.

Der Kurs tendiert seit gut eineinhalb Jahren letztlich seitwärts, die Aktie war zuvor aber lange Zeit ein Überflieger. Diesen Status kann der Titel wieder erreichen, wenn sich nur eine der Beteiligungen als echte Plattformgröße entpuppt. Zumal Tencent, der wichtigsten Beteiligung, langfristig betrachtet noch einiges zuzutrauen ist. Dann dürfte sich nicht nur der Abschlag auf den Wert der Tencent-Beteiligung reduzieren, sondern auch das Beteiligungsportfolio sollte mehr Anerkennung an der Börse als zuletzt finden.

4. Paypal-Aktie: Kluge Bezahllplattform schiebt den Kurs an

Eine der größten Zahlungsplattformen ist Paypal. Die offene, digitale Bezahlplattform ermöglicht es den 246 Millionen aktiven Kunden, niedrige und mittlere Beträge einfach zu begleichen. Und zwar unabhängig davon, ob dies online, auf einem mobilen Gerät oder einer App stattfindet. Die Paypal-Plattform inklusive Braintree, Venmo und Xoom steht in mehr als 200 Märkten weltweit zur Verfügung. Verbraucher und Händler können Geld in mehr als 100 Währungen empfangen, Geld in 56 Währungen von ihrem Konto abheben und in 25 Währungen Guthaben auf ihrem Paypal-Konto verwalten.

Im Juni hat das Unternehmen die klassische Bezahlabwicklung mit Tools zur Betrugsprävention sowie Finanzierungslösungen zur "Paypal Commerce Platform" für Marktplätze zusammengefasst. In diese fließen spezifische Dienste und Angebote der im Vorjahr übernommenen Gesellschaften wie Hyperwallet, Simility und Jetlore ein. Analysten sind der Ansicht, dass das Konzept aufgeht. Sie prognostizieren im Schnitt von 2018 bis 2023 einen Anstieg beim Gewinn je Aktie von 2,42 Dollar auf 5,90 Dollar.

Die Vorhersage unterstellt somit eine Wachstumsdynamik, die den bereits auf Rekordkurs befindlichen Titel langfristig weiter beflügeln sollte. Dass die Prognosen tatsächlich zutreffen, ist nicht unwahrscheinlich, denn die Verlagerung hin zum elektronischen Zahlungsverkehr sowie der Anstieg des E-Commerce sind ungebrochen, und dies dürfte künftig auch so bleiben. Auch bei der von Facebook geplanten neuen Kryptowährung namens Libra ist Paypal als einer der Investoren mit am Ball. Schon seit mehreren Jahren springt der Aktienkurs des Unternehmens von einem Hoch zum nächsten.

5. Ping An-Aktie: unbeeindruckt vom Handelskrieg

Was Plattformen aus China angeht, sind der Handelskonzern Alibaba und der Internetriese Tencent die Vorzeigeunternehmen aus dem Reich der Mitte. Erwähnung finden zudem der Suchmaschinenbetreiber Baidu und Weibo, Chinas Antwort auf den Mikro­blogging-Dienst Twitter. Aus Sicht von BÖRSE ONLINE ist aber auch Ping An aussichtsreich. Die Chinesen gelten als wertvollster Versicherer weltweit und betreiben unter anderem die Telemedizinplattform Ping An Good Doctor mit mehr als 265 Millionen registrierten Nutzern und 55 Millionen aktiven Nutzern pro Monat.

Dieser Dienst ermöglicht es, Arzttermine online zu buchen, außerdem erhalten Versicherte mithilfe von künstlicher Intelligenz Diagnosen und Behandlungsvorschläge von Ärzten. Der Gründer Peter Ma hat schon relativ früh entschieden, das Unternehmen in einen technologiegetriebenen Konzern zu verwandeln. Heute denkt man bei Ping An nur noch in Ökosystemen. Inzwischen betrachten die Verantwortlichen sogar den größten Teil der Dienstleistungsökonomie als möglichen Zielmarkt. Regional betrachtet gilt Asien als Expansionsziel.

Analysten sehen den Konzern auf einem sehr guten Weg. Denn der Konsens rechnet von 2018 bis 2022 mit einem Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 6,40 auf 15,64 Hongkong-Dollar. Auf Basis der Schätzungen ergibt sich ab 2020 ein einstelliges KGV. Hinzu kommen erwartete Dividenden­erhöhungen. Der Kurs ist nahe dran am Rekordhoch. Der Handelsstreit Chinas mit den USA konnte der Aktie bisher wenig anhaben. Die Börse richtet ihren Fokus offenbar lieber auf die gute Aufstellung mit Blick auf die Plattformökonomie. Dieser Umstand macht den Titel langfristig zu einem Kauf.

6. SAP-Aktie: Gut aufgestelltes Börsenschwergewicht

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 150Milliarden Euro kommt SAP unter den börsennotierten deutschen Konzernen eindeutig auf den höchsten Börsenwert. Diese Position dürfte der Softwarehersteller bis auf Weiteres verteidigen und vielleicht sogar noch ausbauen. Denn der DAX-Vertreter ist im Plattformbereich gut aufgestellt. Experten zählen SAP dabei zu den Innovationsplattformen. Die Walldorfer entwickeln Software, die Firmen unter anderem für ihre Buchführung, den Einkauf, die Produktion, Lagerhaltung und Personalwesen nutzen. SAP bezeichnet etwa das Platform-as-a-Service-(PaaS)-Angebot SAP Cloud Platform als technologische Grundlage für intelligente Unternehmen.

Firmen sollen damit in der Lage sein, diverse Anwendungen und Daten aus unterschiedlichen Systemen und Prozessen miteinander zu verknüpfen. So kann etwa ein Hersteller von Maschinenteilen erkennen, welche Maschine beim Kunden wie lange im Einsatz ist und wann voraussichtlich Teile ausgetauscht werden müssen. Außerdem können Unternehmen mit der Plattform eigene Anwendungen entwickeln. So sollen sie datengetriebene Geschäftsmodelle etablieren und neue Dienste schnell und zuverlässig umsetzen können.

Das Produktangebot kommt nicht nur bei den Kunden gut an, sondern auch an der Börse. Die Aktie befindet sich auf Rekordkurs, während der DAX als Vergleichsmaßstab davon noch weit entfernt ist. Zum starken Chartbild passen die sehr passablen Ergebnisaussichten. Der Analystenkonsens sieht den Gewinn je Aktie von 2018 bis 2022 von 4,28 Euro auf 7,13 Euro steigen. Die Bewertung wäre folglich mit einem geschätzten KGV von 16,6 für 2022 gemessen am Ergebniswachstum noch vertretbar.