Bei Amazon ist vieles neu. Seit einiger Zeit ist nicht mehr Jeff Bezos der große Chef, sondern Andy Jassy. Seit Kurzem ist der Aktiensplit bei Amazon wirksam und der Kurs befindet sich nicht mehr in den Tausenden, sondern in den Hundertern. Und schließlich verlassen weitere Führungskräfte das Unternehmen - und sorgen weiter für einen Aderlass im Management. Denn nachdem Andy Jassy vor rund eineinhalb Jahren CEO wurde, bekamen auch die Divisionen "Cloud-Computing", "Retail" und "Logistics" neue Chefs. Zudem verließen jetzt noch zwei erfahrene Logistik-Manager das Unternehmen und Doug Herrington übernimmt die neugeschaffene Abteilung namens "Worldwide Amazon Stores Business".

Derweil befindet sich die Aktie am Scheideweg. Was kommt da auf Anleger noch alles zu?

Amazon-Aktie auf gefährlichem Terrain


Schauen Anleger sich den Chart an, so müssen sie feststellen, dass die Amazon-Aktie unter ihren langfristigen Aufwärtstrend gefallen ist. Dieser Trend begann Anfang 2015, wurde aber Anfang Juni 2022 durchbrochen. Ein Retest der Linie nach dem Bruch scheiterte, sodass es tatsächlich nicht allzu rosig aussieht. Denn in dieser Handelswoche müsste Amazon bei über 112 Dollar schließen, um die Linie zurückzuerobern.

Auf der Unterseite gibt es aber eine starke Unterstützung bei 103 Dollar. Sollte es zu keinem größeren Drama an den Märkten kommen, so könnte die Amazon-Aktie in den kommenden Wochen zwischen diesen Linien pendeln. Insgesamt hat die Aktie bereits 42 Prozent gegenüber ihrem Rekordhoch eingebüßt. Vor allem hat dies mit erwarteten schlechteren Gewinnen für das Jahr 2022 zu tun. Der Gewinn je Aktie soll von 3,02 Euro je Aktie auf 1,74 Euro je Aktie schrumpfen. Für die Jahre danach sehen die Analysten aber wieder Wachstumsmöglichkeiten bis auf 3,33 Euro je Aktie in 2023.

Deswegen raten auch die meisten Analysten zum Kauf. 55 sprechen diese Empfehlung aus, während einer zum Halten rät und zwei zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 176 Dollar - ein Potenzial von mehr als 60 Prozent.

Die Einschätzung zu Amazon


Der wöchentliche RSI der Aktie ist sehr niedrig. Kurzfristig kann es also zu einem deutlichen Erholungsversuch kommen. Doch Amazon muss die Aufwärtstrendlinie zurückerobern - ansonsten droht eine längere Seitwärtsphase.

BÖRSE ONLINE riet Ende Mai zuletzt zum Kauf der Aktie mit einem Kursziel von 175 Euro. Der Stoppkurs sollte auf 90 Euro gesetzt werden. Durch den Bruch des Aufwärtstrendkanals trübt sich dieses Bild etwas ein. Anleger sollten mit größeren Zukäufen warten, bis sich die Zahlen und Aussichten wieder verbessern und der Aktie eine Bodenbildung gelang.

Die nächsten Quartalszahlen veröffentlicht Amazon in einem Monat am 28. Juli. Dort sollten Anleger besonders auf die Entwicklung der Cloudsparte AWS sowie den Umgang mit der Inflation achten. Und: Kann Amazon seine Preissetzungsmacht ausspielen oder leiden die Gewinne unter der Teuerung?

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Chefredakteur, Herr Frank Pöpsel, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.