Mit den Unternehmensergebnissen zum zweiten Quartal setzte der österreichische Halbleiterspezialist AMS ein deutliches Ausrufezeichen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legten die Umsätze der Gesellschaft um 72 Prozent auf 415,2 Millionen US-Dollar zu, beim bereinigten Gewinn drehte man einen Vorjahresverlust von 99 Millionen US-Dollar in einen Gewinn in Höhe von 25,1 Millionen Dollar. Für das dritte Quartal erwartet das Management ein kräftiges Wachstum auf Umsätze zwischen 600 und 640 Millionen US-Dollar. Inzwischen sieht sich das Unternehmen schon wieder so gut auf Kurs, dass man gerade ein Übernahmeangebot für den Münchener Lichtspezialisten Osram abgegeben hat.

Zu Jahresbeginn hatte sich das alles noch ganz anders angehört. Vorstandschef Alexander Everke sprach damals rückblickend auf 2018 von einem schwierigeren Jahr, als man erwartet hatte. Besonders die zweite Jahreshälfte war enttäuschend verlaufen. Unter dem Strich hatte AMS trotz neuer Umsatzrekorde im vergangenen Jahr einen herben Gewinneinbruch verbuchen müssen. Im Schlussquartal blieb man nur noch knapp in der Gewinnzone. Der Handelskrieg zwischen China und den USA sowie das nachlassende Wirtschaftswachstum hinterließen Spuren. Ein schwaches Weihnachtsgeschäft beim wichtigsten AMS-Kunden Apple und eine enttäuschende iPhone-Nachfrage in China verhagelte letztlich die Bilanz.

Dabei stand AMS stellvertretend für den gesamten Halbleitersektor, der als sehr konjunktursensibel gilt. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pwc dürften die weltweiten Umsätze mit Elektronikbauteilen bis 2022 ein Marktvolumen von 575 Milliarden US-Dollar erreichen. Ausgehend vom Rekordjahr 2018 läge das durchschnittliche Wachstum damit bei 4,6 Prozent pro Jahr.

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Rund drei Viertel des Unternehmensumsatzes erwirtschaftet AMS derzeit in den Bereichen Kommunikation, Konsum und Computer. Die Österreicher haben etwa die Sensoren für die Face-ID-Erkennung der Apple-Smartphones entwickelt. Nachdem sich die Einführung der 3-D-Sensorik bei Android-Modellen im vergangenen Jahr noch verzögert hat, setzen auch deren Hersteller nunmehr verstärkt auf die neue Technik. Huawei ist dabei klarer Vorreiter des Trends, aber auch andere Hersteller wie Samsung, LG Electronics oder Xiaomi bringen zahlreiche Modelle mit 3-D-Sensorik auf den Markt. Das verringert für AMS die häufig kritisierte Abhängigkeit von Apple.

Große Wachstumspotenziale sieht der Konzern zukünftig vor allem im Bereich der Automobilindustrie, wo allein bis 2020 Schätzungen zufolge 22 Milliarden Sensoren für neue Technologiestandards benötigt werden. Auch Pwc bezeichnet in der Studie die Künstliche-Intelligenz-­Anwendungen in Autos als einen wichtigen Wachstumstreiber der Chipbranche. Zahlreiche Analystenhäuser haben auf die sich aufhellenden Aussichten und den glänzenden Quartalsbericht von AMS mit höheren Prognosen und angehobenen Kurszielen reagiert. Der Trend der Aktie zeigt derzeit klar nach oben. Wir stufen sie auf "Kaufen" hoch.