Immer mehr Vermögen fließt in nachhaltige Anlagestrategien, in den vergangenen zehn Jahren stiegen die Mittel um 600 Prozent auf heute weltweit rund 23 Billionen US-Dollar. Professor George Serafeim, Harvard Business School, hat in seinem in Zusammenarbeit mit Calvert erstellten "Investment Stewardship for Positive Societal Impact"-Report erläutert, dass große Investoren durch Bündelung von Einfluss und Finanzkraft die ESG-Standards von Unternehmen und Branchen anheben und dadurch auch das Risiko-Rendite-Profil ihrer Portfolios verbessern können.

Calvert hat für den Prozess des verantwortlichen Investierens vier Grundsäulen definiert - Performance, Research, Engagement und Impact. Die Suche nach Renditen ist die wichtigste Aufgabe von Assetmanagern, Performance ist jedoch weder der einzige Faktor in der Unternehmensanalyse noch die umfassendste Methode zur Bewertung von Chancen und Risiken. Damit nachhaltige Anlagestrategien Erfolg haben, müssen Assetmanager einen soliden Researchprozess etablieren, der die Analyse um wichtige ESG-Indikatoren ergänzt. So erfasst zum Beispiel das Calvert Research System die ESG-Kriterien, die nach dessen Überzeugung den größten Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben. Analysten schöpfen Informationen aus zahlreichen Quellen und bewerten die Unternehmen in den Aktien- und Rentenportfolios. Das Ergebnis ist ein individuelles Scoring-Modell, das Unternehmen aus dem Anlageuniversum der Aktien- und Rentenportfolios nach Subsektoren bewertet und einordnet.

Der Researchprozess verläuft in drei Schritten: Zunächst wird im Rahmen einer langfristigen, strukturellen Analyse untersucht, wie Unternehmen die für ihre Branche relevanten ESG-Risiken steuern und nach außen kommunizieren sowie inwieweit das Management zur Lösung wesentlicher ESG-Risiken bereit ist. Anschließend wird überprüft, ob bestimmte Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftspraktiken des Unternehmens entweder das Unternehmen selbst, die Umwelt oder die Gesellschaft belasten könnten. Die Ergebnisse fließen dann in die strukturelle Analyse ein. Außerdem wird geprüft, ob das Unternehmen durch negative oder kontroverse Ereignisse negative Schlagzeilen gemacht hat. Dies dient als kurzfristiger Indikator für den Abgleich der tatsächlichen Ereignisse mit dem theoretischen ESG-Regelwerk des jeweiligen Unternehmens. Zentrales Element der Analyse ist das Wesentlichkeitsprinzip: Die wichtigsten ESG-Kriterien einer Branche oder eines Unternehmens sind die, welche den größten Einfluss auf die Finanzergebnisse haben.

Das Research bildet außerdem die Grundlage für aktive Engagements mit Unternehmen durch Dialog, verantwortliche Ausübung von Stimmrechten sowie gegebenenfalls durch Aktionärsanträge, mit denen Änderungen zu wichtigen ESG-Themen durchgesetzt werden sollen. Der nächste Schritt ist die Darstellung der Auswirkungen eines Anlageportfolios auf Umwelt, Menschen und Gesellschaft. Anstatt nur auf Bilanzen zu schauen, können Investoren den Dialog mit Unternehmen suchen und sich so ein genaueres Bild von ihrem Portfolio machen. Calvert beispielsweise weist die Performance seiner Portfolios anhand belastbarer, aussagekräftiger Kennzahlen aus, die sowohl gesellschaftliche, ökologische als auch finanzielle Kriterien berücksichtigen. Dazu wurde ein Impact Tool eingeführt, das etwa CO2-Ausstoß, Wasserverbrauch oder Schadstoffemissionen der Portfolios misst und mit einer Benchmark vergleicht.

Investoren sollten nachvollziehen können, dass bestimmte Produkte sich in ihren sozialen und ökologischen Auswirkungen voneinander unterscheiden. Zudem sollen sie ihr Portfolio diesbezüglich überprüfen und mit einer Benchmark oder den Produkten anderer Anbieter vergleichen können. Nur durch Transparenz und Information können wir die Änderungen durchsetzen, auf welche die Welt angewiesen ist.

Stu Dalheim Dalheim hat sich auf Corporate Governance, Transparenz und Umweltfragen fokussiert und arbeitet mit politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden zusammen, um die Interessen von nachhaltigen und verantwortungsbewussten Investoren zu fördern. Er ist Vice President, Shareholder Advocacy bei Calvert Research and Management, einer Tochter von Eaton Vance Management in Boston, USA.