Umfragen zufolge ist der einst deutliche Vorsprung von Mays Tories kräftig geschrumpft. Einige Demoskopen prognostizieren sogar einen Verlust der absoluten Mehrheit am 8. Juni. "Der Ausgang der Wahl hat großen Einfluss auf das Ergebnis der Brexit-Verhandlungen", betont Rabobank-Volkswirt Stefan Koopman. Sollten die Konservativen auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen sein, werde ein "sanfter Brexit" wahrscheinlicher, bei dem Großbritannien nach einem EU-Austritt den Zugang zum europäischen Binnenmarkt behält. Ein "Exit vom Brexit" sei aber selbst dann nicht in Sicht, wenn die oppositionellen Liberaldemokraten und die Labour-Partei eine Koalition bildeten.

Vor diesem Hintergrund schwankte der Kurs des Pfund Sterling in den vergangenen Tagen heftig - abhängig von den jeweiligen Umfrage-Ergebnissen. Am Freitag kostete die Währung 1,2850 Dollar. Gleichzeitig erreichten die Wetten auf einen erneuten Kurssturz des Pfund den höchsten Stand seit fast acht Monaten.

Der Dax legte auf Wochensicht insgesamt knapp zwei Prozent zu und kletterte am Freitag auf ein Rekordhoch von 12.850,96 Punkte. Damit stand er vor dem siebten Wochengewinn in Folge. Das ist die längste Serie seit viereinhalb Jahren. Motor dieser Entwicklung ist der wachsende Konjunkturoptimismus, der Börsianern zufolge in der neuen Woche Bestand haben wird. "Es tut sich etwas in Europa", betont Volkswirtin Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Sie rechne mit einem Wachstum von zwei Prozent in diesem und 1,6 Prozent im kommenden Jahr. "Damit liegt die Euro-Zone fast gleichauf mit der US-Wirtschaft."

VERÄNDERT DIE EZB IHREN GELDPOLITISCHEN AUSBLICK?



Um die verbesserten Aussichten für die heimische Wirtschaft dürften sich auch die Beratungen der Europäischen Zentralbank drehen. "Die EZB wird auf ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag voraussichtlich einen weiteren Trippelschritt hin zu einer Beendigung der Anleihekäufe tun, indem sie die Wachstumsrisiken wohl erstmals seit langem als ausgeglichen beschreiben wird", urteilt Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzbank. "Bei der Sitzung im September dürfte sie dann in Aussicht stellen, die Anleihenkäufe von Januar 2018 an herunterzufahren." Aktuell pumpt die Notenbank zur Ankurbelung der Konjunktur 60 Milliarden Euro monatlich in die Finanzmärkte.

Eine Bestätigung ihres Konjunkturoptimismus erhoffen sich Börsianer von den anstehenden Wirtschaftsdaten. Den Anfang macht das Barometer für die Stimmung der deutschen Einkaufsmanager am Pfingstmontag, an dem die Börse in Deutschland geschlossen bleibt. Am Mittwoch folgen die Auftragseingänge und am Donnerstag die Industrieproduktion. Aus der Euro-Zone stehen die Einzelhandelsumsätze (Dienstag) und das Wirtschaftswachstum (Mittwoch) auf der Agenda. In den USA werden unter anderem die Auftragseingänge für langlebige Güter (Montag) veröffentlicht.

WIE GEHT ES MIT UNIPER WEITER?



Von Unternehmen erwarten Experten kaum kursrelevante Nachrichten. Mit Spannung blicken sie allerdings auf die Hauptversammlung von Uniper am Donnerstag. Sie erhoffen sich Informationen zur Zukunft des Versorgers, den Spekulationen auf eine Übernahme durch den finnischen Konkurrenten Fortum in der alten Woche auf ein Rekordhoch von 18,30 Euro getrieben hatten. Dem Uniper-Großaktionär E.ON verhalfen die Fusionsfantasien zum größten Wochengewinn seit drei Monaten.

rtr