Anleger können sich dennoch auf einen versöhnlichen Quartalsabschluss einstellen. Seit Jahresbeginn hat der Dax knapp sieben Prozent zugelegt und steht vor dem dritten Quartalsgewinn in Folge. Das ist die längste Serie seit drei Jahren. "Die Aktienmärkte gehen hoch aus Mangel an Alternativen, aber trotzdem herrscht eine gewisse Vorsicht", fasste ein Händler die Gemengelage zusammen. So sei unklar, wohin die US-Wirtschaft unter dem neuen Präsidenten Donald Trump steuere. Zudem beschäftige die Frage, welchen geldpolitischen Pfad die Zentralbanken in den USA und der Euro-Zone einschlügen. An der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag ein schwächerer Handelsauftakt ab.

Politische Tumulte in Südafrika zogen am Freitag Kreise bis nach Europa: Staatspräsident Jacob Zuma entließ nach tagelangen Spekulationen den bei Investoren hoch geschätzten Finanzminister Pravin Gordhan. Das brachte die südafrikanische Währung Rand unter Druck. Ein Dollar kostete mit 13,61 Rand so viel wie seit zwei Monaten nicht. Auch Aktionäre von Firmen, die in dem afrikanischen Land aktiv sind, wurden nervös. Im Londoner Auswahlindex "Footsie" sackten die Titel des Finanzkonzerns Old Mutual um bis zu neun Prozent ab. Der deutsch-südafrikanische Möbelkonzern Steinhoff verlor bis zu 4,2 Prozent und war Schlusslicht im Nebenwerteindex MDax.

Experten rechnen damit, dass nun Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Südafrika herabstufen. "Bisher war Gordhan der Garant für das Vertrauen der Agenturen. Nun dürfte es in der südafrikanischen Politik eher noch turbulenter werden", sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz.

EURO BRÖCKELT NACH INFLATIONSDATEN AB



Am Devisenmarkt bröckelte der Euro auf 1,0680 Dollar ab, nachdem Inflationsdaten für die Euro-Zone schwächer ausfielen als erwartet. Im März stiegen die Preise nur noch um 1,5 Prozent im Vergleich zum Februar. Analysten hatten mit einer Teuerung von 1,8 Prozent gerechnet. "Die Inflation hat ihren Zenit bereits überschritten, sodass die Diskussion über eine Anpassung der ultralockeren EZB-Geldpolitik weiter gedämpft werden sollte", kommentierte Helaba-Experte Ulrich Wortberg. Die Finanzmärkte hatten wegen des stärkeren Inflationsdrucks in den beiden ersten Monaten des Jahres auf eine näher rückende Zinserhöhung spekuliert.

Am Aktienmarkt standen Stahlwerte unter Druck. Die USA sehen Dumping-Vorwürfe als bestätigt und wollen Importe aus Europa und Asien mit Strafzöllen belegen. Betroffen davon sind unter anderem Salzgitter und Voestalpine, deren Aktien um bis zu 2,4 Prozent abrutschten. Salzgitter bestätigte, dass das Unternehmen betroffen sei, wies die Anschuldigungen aber zurück. Die Bundesregierung stellte sich in einem Brief an die EU-Kommission hinter die betroffenen deutschen Unternehmen.

Beliebt bei Anlegern waren dagegen Nemetschek. Sie sprangen im TecDax um elf Prozent auf den höchsten Stand seit fünf Monaten, nachdem die Softwarefirma weitere Gewinn- und Umsatzsteigerungen ankündigte. RWE-Titel stiegen als größter Dax-Gewinner um drei Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 15,55 Euro. Analysten von Oddo Seydler erhöhten ihre Einschätzung auf "buy" von "neutral" und setzten das Kursziel um sieben Euro auf 18,50 Euro nach oben.