Gestützt auf ermutigende Geschäftszahlen einiger Großkonzerne sind Anleger am Donnerstag wieder an den europäischen Aktienmärkten eingestiegen. Außerdem hofften sie auf ein Wachstumsprogramm der G20-Staaten. "Es wäre eine große Überraschung, wenn es keine Einigung zur gemeinsamen Ankurbelung der Weltwirtschaft gibt", sagte ein Börsianer. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte die 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) vor ihrem Treffen zu koordinierten Maßnahmen aufgefordert.

Der Dax legte daraufhin 1,5 Prozent auf 9306 Punkte zu. Der EuroStoxx50 gewann 1,9 Prozent auf 2873 Zähler. Dem Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London zufolge ist diese Erholung aber kein Startschuss für eine länger anhaltende Rally. "Der Kursrückgang der chinesischen Märkte ist für viele eine Mahnung, dass die Aussichten für das weltweite Wachstum derzeit nicht allzu rosig sind." Wegen Spekulationen auf eine Abkühlung der Konjunktur brach die Börse Shanghai um 6,4 Prozent ein.

Für zusätzliche Verunsicherung sorgten die Kursausschläge am Rohstoffmarkt, sagte John Hardy, Chef-Devisenstratege der Saxo Bank. "Alles schwankt mit dem Ölpreis." Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee behauptete einen Großteil ihres 3,4-prozentigen Vortagesgewinns und notierte ein Prozent tiefer bei 34,07 Dollar je Barrel (159 Liter).

HOCHTIEF UND AAREAL IM AUFWIND - LLOYDS EBENFALLS GEFRAGT



Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Hochtief. Die Aktien des Baukonzerns stiegen dank eines überraschend starken Gewinnanstiegs um bis zu 10,3 Prozent auf ein Acht-Jahres-Hoch von 95,70 Euro. Die Titel der Aareal Bank gewannen in der Spitze sogar knapp 13 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit 2011. Der Immobilienfinanzierer hob nach einem erneuten Rekordgewinn die Dividende an.

In London erfreute Lloyds nach einem Ergebnisplus seine Eigner mit einer Sonderausschüttung von 0,5 Pence je Aktie. Die Titel der britischen Großbank stiegen um mehr als elf Prozent. Spitzenreiter im britischen Auswahlindex FTSE war allerdings RSA mit einem Kursplus von zeitweise 13 Prozent. Der Versicherer erwirtschaftete 2015 ein operatives Ergebnis von 523 Millionen Pfund (663 Millionen Euro) - rund 50 Millionen Pfund mehr als erwartet.

BAYER UND HENKEL ENTTÄUSCHEN MIT PROGNOSEN



Bayer und Henkel konnten mit ihren Rekordergebnissen und höheren Dividenden nicht punkten. In beiden Fällen enttäuschten zurückhaltende Ausblicke. Der "Aspirin"-Hersteller Bayer blieb zudem beim operativen Gewinn hinter den Erwartungen zurück. Dessen Aktien rutschten daraufhin um 2,5 Prozent ab und die Titel des "Persil"-Anbieters Henkel gaben 0,6 Prozent nach. Damit waren die beiden Papiere die einzigen Verlierer im Dax.

Noch härter traf es Dürr : Ein schwaches Schlussquartal und ein vorsichtiger Ausblick brockten dem Autozulieferer den größten Kurssturz seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 ein. Die im deutschen Nebenwerte-Index MDax notierten Aktien stürzten um bis zu 13,8 Prozent ab.

Reuters