Eine Flut von Gewinnwarnungen und Dividendenstreichungen schlug Aktienanleger zur Wochenmitte in die Flucht. Investoren müssten sich wohl darauf einstellen, dass es auf absehbare Zeit keine Ausschüttungen und Aktienrückkäufe geben werde, stellten die Analysten der Bank of America fest. "Die Konsolidierung der vergangenen Woche könnte die Ruhe vor dem zweiten Sturm an der Börse gewesen sein", kommentierte Marktexperte Milan Cutkovic von AxiTrader das Geschehen. "Während die Hoffnungen zunehmen, dass Europa bald den Höhepunkt der Pandemie erreichen könnte und Chinas Wirtschaft bereits schon wieder erste Signale der Erholung sendet, breitet sich das Coronavirus in den USA weiterhin rasant aus." Nach Einschätzung des Experten brauche es nicht viel an negativen Nachrichten, damit Anleger wieder in den Panik-Modus schalten würden.

Anleger flüchteten sich in die Weltleitwährung. Dies verhalf dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zu einem Kursplus. Die Nachfrage nach den ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,493 von minus 0,457 Prozent. Außerdem deckten sich Anleger mit Gold ein. Angesichts der drohenden Rezession und der großen Unsicherheit habe Gold noch Luft nach oben, sagte Analyst Carsten Menke von der Bank Julius Bär.

Abwärts ging es dagegen erneut mit dem Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich. Das Angebot werde die Nachfrage im April um etwa 25 Millionen Barrel pro Tag übersteigen, sagte Bjornar Tonhaugen vom Brokerhaus Rystad. "Vor diesem Tsunami an Überangebot gibt es keinen Schutz."

Mit großer Enttäuschung reagierten Anleger auf die einkassierten Jahresziele von Continental. Die Aktie gab zuletzt um mehr als sechs Prozent nach. Es sei derzeit nicht abzuschätzen, wann ein neuer Ausblick gegeben werden kann, hieß es von dem Autozulieferer und Reifenhersteller. Dabei war die Prognose keine vier Wochen alt.

DAX-Gewinner war am Mittwoch Fresenius Medical Care. An zweiter Stelle stand Fresenius. Der Konzern ging unverändert aus dem Handel. Größter DAX-Verlierer war allerdings erneut der Triebwerksbauer MTU. Seit Beginn des Corona-Crashs an den Märkten ist das Papier um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Der zivile Luftverkehr ist vom nahezu weltweiten Shutdown besonders betroffen.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war



Conti kassiert Prognose wegen Corona-Krise - Dividende soll bleiben
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental muss seine knapp vier Wochen alte Jahresprognose wegen der Corona-Pandemie wieder einstampfen. Wegen der Unsicherheit über die Dauer der Beeinträchtigungen von Produktion, Lieferketten und Nachfrage nimmt der Vorstand den Ausblick zurück, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Hannover mitteilte. Es sei derzeit auch nicht abzuschätzen, wann neue Ziele ausgegeben werden können. Die geplante Dividende von 4,00 Euro je Aktie will das Management der Hauptversammlung aber weiter vorschlagen.

VW-Tochter Seat startet Produktion von Beatmungsgeräten in Spanien
Die spanische VW-Tochter Seat hat mit der Herstellung von Beatmungsgeräten begonnen. Im Hauptwerk Martorell bei Barcelona sei die Produktion angelaufen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. 150 Beschäftigte nutzten eine Montagelinie für den Seat Leon zur Serienfertigung der Geräte. Dafür seien größere Umrüstungen nötig gewesen. Man wolle einen "Beitrag zur Entlastung des von der Coronavirus-Krise schwer getroffenen spanischen Gesundheitssystems leisten", hieß es. Die Zulassung der Geräte stehe aber noch aus. Spanien ist nach Italien das derzeit von der Pandemie am stärksten betroffene Land in Europa.

Adidas entschuldigt sich und zahlt jetzt doch Miete
Der Sportartikelhersteller Adidas zahlt nach harscher öffentlicher Kritik nun doch seine Mieten und entschuldigt sich für sein Vorpreschen. "Die Entscheidung, von Vermieter(innen) unserer Läden die Stundung der Miete für April zu verlangen, wurde von vielen von Ihnen als unsolidarisch empfunden", heißt es in einem offenen Brief, den Adidas am Mittwoch veröffentlichte. "Ihre Meinung ist uns wichtig, und Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von adidas enttäuscht."

Hyundai mit starkem Absatzrückgang im März wegen Corona
Die Coronavirus-Pandemie hat sich stark auf den weltweiten Absatz des VW-Rivalen Hyundai ausgewirkt. Im März gingen die Verkaufszahlen im Jahresvergleich um 21 Prozent auf 308 503 Autos zurück, teilte Südkoreas Branchenführer am Mittwoch mit. Besonders litt der Absatz außerhalb Südkoreas, da Hyundai Motor die Fabriken in mehreren Ländern wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit Covid-19 vorläufig geschlossen hat. Während Hyundai in Südkorea noch einen Anstieg um 3 Prozent verzeichnete, sackte der Verkauf außerhalb des Landes um 26,2 Prozent ab. Zusammen mit der kleineren Schwester Kia Motors ist Hyundai der fünftgrößte Autohersteller weltweit.

AMS schließt Kapitalerhöhung zur Osram-Übernahme ab - Unsicherheit bleibt aber
Der österreichische Sensorspezialist AMS hat seine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme des angeschlagenen Münchner Lichtkonzerns Osram abgeschlossen. Dabei fließen dem Unternehmen wie geplant Bruttoerlöse in Höhe von rund 1,65 Milliarden Euro zu, teilte AMS am Mittwochmorgen in Premstätten in der Steiermark mit. Allerdings konnten nur 70 Prozent der in der Kapitalerhöhung angebotenen Aktien bei Investoren platziert werden. Die anderen Aktien werden nun von den die Transaktion begleitenden Investmentbanken übernommen und über den Markt angeboten. Die neuen Aktien sollen ab 3. April an der Schweizer Börse Six gehandelt werden. Dort ist AMS gelistet.

Kampf gegen Corona: Dialysekonzern FMC schließt Bündnis in den USA
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie arbeitet Fresenius Medical Care mit anderen Dialyse-Anbietern in den USA zusammen. Wesentliches Ziel sei es, Nierenkranke, die sich tatsächlich oder möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert haben, isoliert von anderen Patienten zu behandeln, teilte der weltgrößte Dialysekonzern am Mittwoch in Bad Homburg mit.

rtr/dpa-AFX/iw