Der Internationale Währungsfonds warnt: Die globalen Wachstumsaussichten trüben sich ein. Für Anleger, die bislang nicht in Gesundheitswerte investiert haben, ist dies ein guter Zeitpunkt, sich für die Branche zu interessieren. Die Anlageklasse "Healthcare" gilt als defensiv. Medikamente und Gesundheitsleistungen werden unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen benötigt. Zudem verfügt der Sektor über eigene Kurstreiber: Da der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung zunimmt, steigt die Nachfrage nach Arzneien und Gesundheitsleistungen.

Zudem erkranken in den Schwellenländern immer mehr Menschen an westlichen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes. Allein in China und Indien leiden einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bereits über 180 Millionen Menschen an der Stoffwechselstörung.

Wachstumsmarkt seltene Krankheiten

"Für ein Engagement spricht vor allem aber die hohe Innovationskraft insbesondere in dem Segment der klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen - etwa auf dem Gebiet der Gentherapie zur Bekämpfung von Erbkrankheiten beziehungsweise seltener Krankheiten", sagt Jörg Blumentrath, Co-Manager des Apo Medical Opportunities. Als "Orphan Disease" - beispielsweise Morbus Crohn oder Muskelatrophie - wird eine Krankheit dann eingestuft, wenn davon nicht mehr als 200 000 Menschen in einem Land betroffen sind. Weltweit soll es bis zu 8000 dieser seltenen Krankheiten geben.

Dieser Bereich wird voraussichtlich in den kommenden Jahren überproportional zum Wachstum mit gut elf Prozent pro Jahr beitragen. "Der weltweite Markt mit verschreibungspflichtigen Medikamenten wächst dagegen pro Jahr um sechs Prozent", weiß Blumentrath.

Der Manager verantwortet ein breit aufgestelltes, rund 100 Titel umfassendes Portfolio von Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Biotech und Medizintechnik. US-Werte wie Seattle Genetics oder Abbott Laboratories sind hoch gewichtet. Zu den Top 10 zählen auch Novartis und Sanofi. Im vergangenen Monat wurden unter anderem das belgische Unternehmen Galapagos und das chinesische Unternehmen Wuxi Apptech zugekauft. Aktuell beträgt der Investitionsgrad des Fonds 92 Prozent.

Komplexe Materie

"Unser Ziel ist es, fortschrittliche Therapieansätze und Technologien, die das Poten-zial für einen neuen Behandlungsstandard haben, frühzeitig auszumachen", erklärt der promovierte Pharmakologe Blumentrath. Seine naturwissenschaftliche Ausbildung hilft ihm, klinische Studiendaten kritisch zu analysieren sowie sektorspezifische Entwicklungsrisiken zu identifizieren und zu verstehen. Die Materie ist komplex, die Sprache für Laien nicht immer nachvollziehbar. So hat die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA dem von -Alnylam entwickelten Wirkstoff Onpattro als bislang einzigem Medikament die Marktzulassung erteilt. Das Mittel wird zur Behandlung einer "Polyneuropathie bei here-ditärer Transthyretin-vermittelter Amyloidose" eingesetzt. Unerwünschte Nebenwirkungen "Für Kursfantasie sorgt auch die Fusions-welle in der Branche", sagt Blumentrath. Nach dem Misserfolg in der Alzheimer--Forschung dürfte beispielsweise das Unternehmen Biogen weiterhin auf der Suche nach neuen Wachstumsquellen sein. Fündig scheint das Unternehmen zuletzt bei dem auf Gentherapie spezialisierten US-Unternehmen Nightstar Therapeutics geworden zu sein.

Aus Anlegersicht sorgte jüngst jedoch die Politik für Nebenwirkungen. US-Senator Bernie Sanders hat seine Reformpläne für das US-Gesundheitssystem vorgelegt und die Debatte um Preiskontrollen neu entfacht. "Ob sich dafür die notwendigen Mehrheiten finden lassen, ist jedoch unklar", meint Blumentrath. Der aktuelle Kursrücksetzer ist wohl eher ein weiterer Grund, Gesundheitswerte ins Depot zu nehmen.