Apple-Boss Tim Cook war am Dienstag mal wieder so richtig zufrieden. "Wir sind begeistert, dass wir über unser bestes Juni-Quartal aller Zeiten und das vierte Quartal in Folge mit zweistelligen Umsatz-Zuwächsen berichten können", jubelte Cook in bester Apple-Manier.

In der Tat waren die Zahlen im Zeichen des Apfel beeindruckend. Von April bis Juni legte der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um satte 17 Prozent auf 53,3 Milliarden Dollar zu, der Überschuss schnellte gar um 32 Prozent auf 11,5 Milliarden Dollar nach oben. Damit toppte der Konzern locker die Analysten-Prognosen.

Vor allem das neue und sehr teure iPhone X und die Service-Sparte hatten für das starke Zwischenergebnis gesorgt. Zwar stieg der iPhone-Absatz zuletzt lediglich um ein Prozent auf 41,3 Millionen Einheiten und lag damit knapp unter den Konsens-Schätzungen. Allerdings sprang der Durchschnittspreis um 20 Prozent auf 724 Dollar je iPhone. Analysten hatten Apple dagegen lediglich 699 Dollar je Apfel-Smartphone zugetraut.

Auch im Service-Geschäft rund um den App Store, den Cloud-Speicherdienst iCloud sowie dem Spotify-Konkurrenten Music räumte der Konzern richtig ab. Von April bis Ende Juni steigerte das Unternehmen die Erlöse um 31 Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar. Und selbst, wenn man den Einmal-Ertrag aus einem gewonnen Rechtsstreit in Höhe von 236 Millionen Dollar herausrechnet, ist das Plus noch beeindruckend.

Und dann ist da auch noch das Zubehör-Geschäft. Bei den "Wearables", also der Apple Watch und den schnurlosen AirPods-Kopfhörern, sprang der Umsatz gleich um 60 Prozent an. Zwar verrät Apple hier keine Details. Aber auf Jahressicht habe alleine diese Sparte bereits über zehn Milliarden Dollar erlöst, erklärte Apple-Finanzchef Luca Maestri. Dabei waren die Kalifornier erst vor drei Jahren überhaupt in diesen Markt eingestiegen.

Kein Wunder, dass sich das Unternehmen auch für das vierte Quartal zuversichtlich gab. Von Juli bis Ende August erwarte man einen Umsatz zwischen 60 und 62 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 59,4 Milliarden Dollar gerechnet.

Entsprechend beeindruckt zeigten sich die Auguren: Die höheren Durchschnittserlöse je iPhone, sowie die Zuwächse im Service-Geschäft dürften die "Zuversicht bei Investoren weiter befeuern", resümierte etwa John Butler von Bloomberg Intelligence.

Auch an der Börse kamen die Zahlen an. Zur Handelseröffnung an der Wall Street markierte die Apple-Aktie am Mittwoch mit einem Plus von 4,6 Prozent auf 199,31 Dollar ein neues Allzeithoch. Insgesamt ist Apple mit knapp 980,2 Milliarden Dollar bereits jetzt das teuerste Unternehmen der Welt. Aktuell fehlen gerade noch 19,8 Milliarden Dollar bis zur historischen Schwelle von einer Billion.

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Einschätzung der Redaktion



Apple hat mal wieder die Analysten-Prognosen übertroffen. Vor allem das Flaggschiff-Produkt iPhone X weckt weltweit Begehrlichkeiten. Selbst Einstiegspreise von 1000 Euro schrecken die Kunden nicht ab. Das befeuert das Geschäft mit den AirPods und der Apple Watch und das befeuert wiederum das Service-Geschäft. So geht Ökosystem im Zeichen des Apfels.

Die Zahlen sind um so erstaunlicher, da wohl im September die nächste iPhone-Generation vor der Tür steht. Derzeit deutet alles auf drei neue Modelle hin. Spekulationen zufolge dürfte es neben dem Nachfolger des aktuellen iPhone X mit 5,8-Zoll-OLED-Display eine XXL-Version mit 6,5 Zoll-OLED-Screen geben sowie eine günstigere Variante mit iPhone X-Technologie, aber LCD-Display geben. Dazu dürfte das iPad Pro demnächst mit der Gesichtserkennung aus dem iPhone X und neuen, schnelleren Chips aufgerüstet werden. Außerdem werden mittelfristig auch die Airpods und die Apple Watch runderneuert werden, erwarten Analysten. Und im Herbst kommt der Bezahldienst Apple Pay auch nach Deutschland. Das wäre der nächste Baustein Baustein fürs hauseigene Ökosystem.

Apple hat im abgelaufenen Quartal für 20 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückgekauft. Und das ist noch lange nicht das Ende. Trotz des riesigen Aktienrückkauf-Programms hat der Konzern Ende Juni immer noch 129 Milliarden Dollar Cash auf dem Konto.

Zwar ist Apple bei den weltweiten Smartphone-Absatzzahlen im zweiten Quartal erstmals hinter Huawei und Samsung auf Rang 3 zurückgefallen. Aber damit dürften die Kalifornier locker leben können. Immerhin vereinigt der Konzern dank fetter Margen bei den iPhones gut 80 Prozent des gesamten Branchen-Gewinns auf sich - und das bei einem Umsatz-Anteil von knapp 18 Prozent.

Günstige Bewertung



Im Vergleich zu anderen Tech-Aktien und zum eigenen Wachstumstempo ist Apple mit einem 2019er KGV von 16,4 sehr günstig bewertet. Angesichts starker Zahlen und des beeindruckenden Produktportfolios dürfte die Apple-Aktie ihren Höhenflug daher fortsetzen. Bis zur historischen Marke von 1000 Milliarden Dollar fehlen den Kaliforniern nur noch 3,2 Prozent. Gemessen am Schlusskurs vom Dienstag entspräche dies einem Kurs von 206,48 Dollar.

Wenn Investoren im Sommermonat August nicht völlig die Puste geraten und der Markt nicht völlig aus dem Tritt kommt, könnte es womöglich bereits im Herbst so weit sein. Dann wäre die Apple-Aktie tatsächlich im Börsenhimmel und der Apfel endgültig ein Fall fürs Geschichtsbuch.

Wir bleiben bei unserer Einschätzung, passen Stopp- und Zielkurs aber jeweils an. Kaufen.

Kursziel: 200 Euro

Stopp: 155 Euro