Die Folgen bekamen auch die Anleger am deutschen Aktienmarkt zu spüren. Der Leitindex Dax (DAX 30) büßte zum Börsenschluss 1,55 Prozent auf 10 416,66 Punkte ein. Der jüngste Erholungsversuch ist damit erst einmal verpufft und die Misere des vergangenen Jahres droht sich fortzusetzen. Ähnlich erging es dem MDAX der mittelgroßen Unternehmen, der um 1,39 Prozent auf 21 398,35 Punkte absackte.

Ein deutliches Plus am letzten Handelstag hatte nichts daran geändert, dass der Dax 2018 den ersten Verlust seit 2011 erlitten und so schwach wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr abgeschnitten hatte. Zum Auftakt des neuen Börsenjahres hatte er es letztlich noch knapp ins Plus geschafft und damit zarte Hoffnungen auf bessere Zeiten genährt.

Anders als am Mittwoch blieb diesmal aber der rettende Rückenwind von der Wall Street aus: Der dortige Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones 30 Industrial) notierte zum europäischen Handelsende fast zweieinhalb Prozent im Minus. Das bekamen auch die wichtigsten europäischen Indizes zu spüren: Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) ging es um 1,29 Prozent auf 2954,66 Zähler nach unten. Die nationalen Indizes in Paris und London sanken ebenfalls.

"Anleger, die nach einem turbulenten Börsenjahr 2018 auf einen ruhigeren Start ins neue Jahr gehofft haben, wurden und werden weiter enttäuscht", schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Neben den Verhandlungen zwischen den USA und China im Handelsstreit rückten zunehmend die wirtschaftlichen Entwicklungen in China in den Fokus der Investoren. Die zur Wochenmitte veröffentlichten Stimmungsdaten aus der Industrie deuteten schon auf einen Rückgang der Konjunktur in dem riesigen Land hin, was Experten zufolge auch negativ auf die Weltwirtschaft ausstrahlen könnte. Am Donnerstag folgten ebenfalls enttäuschende Daten zur Stimmung in den US-Industrieunternehmen.

Passend dazu erhielten die Wachstumssorgen neue Nahrung durch die Prognosesenkung von Apple, fuhr Cutkovic fort. Das Weihnachtsgeschäft war für den Konzern deutlich schlechter gelaufen als erwartet. Die Anpassung der Unternehmensziele ging vor allem auf die schwächeren iPhone-Verkäufe in China zurück.

Die schlechten Nachrichten aus dem Silicon Valley belasteten auch hierzulande verschiedene Branchenwerte deutlich. So brachen die Anteilscheine des Halbleiterherstellers und Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor im Nebenwerte-Index SDAX um knapp zehn Prozent ein. Die Anteilscheine des Chipindustrieausrüsters Aixtron (AIXTRON SE) knickten als Index-Schlusslicht sogar um etwas mehr als zehn Prozent ein.

Im Dax mussten die Aktionäre des Chipproduzenten Infineon einen Verlust von über viereinhalb Prozent hinnehmen. Ein Marktbeobachter warnte derweil vor allzu schneller Schnäppchenjagd. Die Risiken für die Gewinnerwartungen seien mit Blick auf einige der Unternehmen groß, erklärte er.

Im MDax hatten derweil die Papiere von Zalando mit einem Plus von fast viereinhalb Prozent klar die Nase vorn. Start-Up-Gründer Marcel Münch hazze den Online-Modehändler in einem Interview mit dem "Handelsblatt" als "Übernahmekandidaten" bezeichnet, wenn der chinesische Branchenkollege Alibaba bald massiv in Europa investieren werde.

Auch Studien bewegten: Eine komplette Kehrtwende in der Einschätzung des Luxemburger Lkw-Zulieferers SAF-Holland (SAF-Holland SA) durch das Analysehaus Kepler Cheuvreux drückte dessen Aktien um neuneinhalb Prozent ins Minus. Experte Hans-Joachim Heimbürger hält die Markterwartungen für zu optimistisch.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,07 Prozent. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) fiel um 0,04 Prozent auf 142,11 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,01 Prozent auf 164,88 Punkte.

Der Euro notierte zuletzt etwas erholt bei 1,4001 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1348 (Mittwoch: 1,1397) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8812 (0,8774) Euro gekostet./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---