Unter die Haut gehen im wahrsten Sinne des Wortes sollen die kosmetischen Produkte, die Symrise aus einem Wirkstoff mit dem Namen Hydrolite 5 green entwickeln wird. Die Substanz ist ein Nebenprodukt, das bei der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr entsteht. Neue und obendrein rein ökologische Grundstoffe für die Kosmetikindustrie sind angesagt: Marktforscher erwarten, dass der Umsatz mit Kosmetika in den nächsten fünf Jahren weltweit im Schnitt um 2,7 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 100 Milliarden US-Dollar wachsen soll. Hier ist Symrise unter anderem dabei mit Wirkstoffen für Cremes, welche die Falten reduzieren, die Haut bleichen oder bräunen.



Das MDAX-Unternehmen ist gemessen am Umsatz die globale Nummer 4 unter den Herstellern von Aromen, Duft- und Geschmacksstoffen. Dieses Marktsegment liefert unspektakuläre, aber stabile Wachstumsraten. Im Sortiment hat Symrise mehr als 30 000 Produkte, die uns überall im Alltag begegnen. Zum Beispiel als Menthol, das den Minzgeschmack beim morgendlichen Zähneputzen liefert, als Aromen im Schokoriegel zwischendurch oder als synthetische Duftstoffe in Parfums.

Investoren kommen auf den Geschmack



Nach einem starken Auftaktquartal 2018 ist die Symrise-Aktie ins Laufen gekommen und aus ihrer mehrjährigen Seitwärtsbewegung ausgebrochen. Ebenfalls aufwärts geht es mit dem Schweizer Konkurrenten Givaudan, und auch die Aktie des US-Konzerns International Flavors & Fragrances, kurz IFF, schickt sich an, ihren sechs Monate andauernden Abwärtstrend zu beenden.

Dass die Investoren wieder auf den Geschmack gekommen sind, hat vor allem zwei Gründe. Gerade im aktuellen Marktumfeld, das von großen Schwankungen und Unsicherheiten geprägt ist, bieten Firmen aus diesem Segment einen defensiven Stabilitätsanker. "Aus Anlegersicht attraktiv sind die hohen Eintrittsbarrieren, die Ausrichtung auf langfristige Wachstumstrends und die Diversifikation der Produktportfolios", erläutert Andreas von Arx, Analyst bei der Baader Bank. Treibende Kraft sind die wachsenden Konsummärkte, vor allem in den Schwellenländern. Weil alle Branchengrößen vor Ort produzieren, werden Kosten und Ergebnisse in der jeweiligen Fremdwährung verbucht. Die Währungseffekte auf der Umsatzseite halten sich deshalb zumeist in Grenzen.



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Die großen Drei gehen einkaufen



Die Kurse in Bewegung setzt auch die jüngste Übernahmewelle. Angesichts des globalen Oliogopols können die Marktführer ihre Position ausbauen, wenn sie in Produktgruppen mit ähnlichem Margenprofil vordringen, in denen sie bis dato nicht oder kaum präsent waren. Den Anfang machte Symrise im Jahr 2014 mit der 1,3 Milliarden Euro schweren Akquisition von Diana, dem größten Hersteller von Zusatzstoffen für Tiernahrung. Givaudan avanciert dieses Jahr über den Kauf von Naturex zu einem Topanbieter für pflanzliche Inhaltsstoffe für die Nahrungsmittel-, Gesundheits- und Kosmetikbranche. Und IFF legte im Sommer 7,1 Milliarden Dollar auf den Tisch für die israelische Firma Frutarom, einen führenden Hersteller von Geschmacksstoffen für die Fleisch- und Fischindustrie.

Letztendlich werden diese Zukäufe die Konsolidierung im gesamten Sektor beschleunigen, der ohnehin von hohen Markteintrittsbarrieren geprägt ist. Baader-Analyst von Arx nennt drei Gründe, warum mit Givaudan, IFF, Symrise und der privaten Gesellschaft Firmenich vier Platzhirsche den globalen Markt dominieren: Mehr als 10 000 biologische und chemische Rohmaterialien vor Ort zu verarbeiten, erfordere eine komplexe Logistik mit dem entsprechenden personellen und finanziellen Aufwand für Produktion und Vertrieb. Länderspezifische Regulierungen erschwerten flächendeckende Markteintritte mit einem neuen Produkt. Und dementsprechend langwierig sei es für neue Unternehmen, mit einem Produkt in mehreren Ländern eine Marktnische neu zu besetzen.

Um ihre Profitabilität zu steigern, müssen die Firmen steigende Rohstoffpreise an ihre Endabnehmer weitergeben. Das gelinge in der Regel nur mit zeitlicher Verzögerung, erläutert Branchenexperte von Arx: "Aromen- und Duftstoffhersteller können höhere Rohstoffpreise erst an ihre Abnehmer weitergeben, wenn Verträge neu verhandelt werden. Der positive Effekt höherer Preise schlägt auf der Umsatzseite unmittelbar durch. Aber es kann einen sich über einige Quartale hinziehenden negativen Margeneffekt geben."

Der Preis für stabiles Wachstum



Dass die Titel der Firmen aus diesem Sektor teilweise mit dem mehr als 30-Fachen des für 2019 geschätzten Gewinns je Aktie bezahlt werden, ist der Preis für die langfristig stabilen Wachstumsraten. Mit einem durchschnittlichen Gewinnanstieg um zwölf Prozent wird bei Symrise auf Sicht der nächsten drei Jahre gegenüber Givaudan und IFF das stabilste Wachstum erwartet. Die Ebitda-Marge war zuletzt mit 20,1 Prozent leicht rückläufig. Bis 2020 will Symrise diesen Wert auf 22 Prozent nach oben schieben. Von höheren Preisen für Rohmaterialien im Duftstoffbereich im Jahr 2019 wird der Konzern außerdem weniger stark betroffen sein als Givaudan und IFF.

Ein Kandidat für die Watchlist ist Christian Hansen. Natürliche Farbstoffe und Milchsäuren für Lebensmittel zählen zum Produktsortiment -dieses auf die Herstellung von Enzymen spezialisierten dänischen Unternehmens. Die Wachstumsperspektiven sind aber in der Aktienbewertung schon eingepreist. Abwarten ist auch bei der Schweizer Biotechfirma Evolva angesagt, die unter anderem zitrusbasierte Substanzen entwickelt. Nennenswerte Umsätze erzielt die Firma damit noch nicht.

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Auf einen Blick: Aromen und Düfte