Branche im Abschwung, Aktie auf Allzeithoch? Was nach einem absurden Szenario klingt, wurde im Fall ASML soeben real. Die Konjunktur in der Chipindustrie schwächt sich ab, doch der weltgrößte Hersteller von Anlagen zur Chipproduktion meldet solide Quartalsergebnisse. Die Aktie der Niederländer markierte nach einem zuversichtlichen Ausblick ein Rekordhoch.

ASML ist der Weltmarktführer bei sogenannten Lithografie-Anlagen. Die Foto-Lithografie wird zur Belichtung von Chipmaterialien eingesetzt, damit werden die hauchfeinen Strukturen der Halbleiter auf das Rohmaterial aufgebracht. Zu den Kunden der Niederländer zählen Branchengrößen wie Samsung Electronics, der Weltmarktführer bei Speicherchips.

Die Niederländer sind Zulieferer der Chipindustrie und damit abhängig von der Branchenkonjunktur und den Investitionsbudgets der Hersteller. Im Teilsegment Speicherchips macht sich die Konjunkturschwäche deutlich bemerkbar, Kunden ersetzen etwa alte Smartphones später. Das Speichergeschäft liegt derzeit laut ASML-Chef Peter Wennink etwa 30 Prozent unter Vorjahr. "Auch im Rest des Jahres dürfte es schwach bleiben", sagt er.

Gleichwohl hat ASML mit einem Konzernumsatz von 2,6 Milliarden Euro von April bis März die Erwartungen erfüllt. Der Grund: Die Niederländer profitieren von der hohen Nachfrage nach Logikchips. Diese werden etwa bei der neuen 5G-Mobilfunk-Netztechnologie eingesetzt. Der Bereich liege 65 Prozent über Vorjahr, so ASML.

Wachstum geht weiter


Dieser Boom macht die Niederländer zuversichtlich für den Rest des Jahres. Für das dritte Quartal stellte Wennink einen Gesamtumsatz von rund drei Milliarden Euro in Aussicht. Das lag zwar leicht unter den Erwartungen, bedeutet aber Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Der ASML-Chef bestätigte zudem die Jahresprognose. Die Niederländer wollen 2019 bei Umsatz und Profitabilität zulegen. 2018 kam ASML bei 10,9 Milliarden Euro Umsatz auf einen Nettogewinn von 2,6 Milliarden Euro.

Grund für den anhaltenden Optimismus ist auch die weiterhin hohe Nachfrage nach der neuesten Technologie von ASML, der sogenannten EUV-Lithografie. Die Abkürzung steht für "Extreme Ultraviolet Lithography", ein Verfahren, das die physikalischen Grenzen der Miniaturisierung der Halbleiterstrukturen weiter verschiebt.

ASML ist weltweit führend bei EUV und steht in der Branche so hoch im Kurs, dass Kunden wie Intel sich schon vor Jahren direkt an der EUV-Entwicklung bei ASML finanziell beteiligten, um vom Technologiesprung zu profitieren. Inzwischen wird ausgeliefert. Die sogenannten EUV-Scanner, groß wie Frachtcontainer, kosten rund 120 Millionen Euro pro Stück.

Im zweiten Quartal schickte ASML sieben Maschinen an Kunden und nahm Aufträge für zehn entgegen. "Ich erwarte auch im dritten und vierten Quartal starke Orders", sagt Wennink. Die Planung steht: Bis 2020 soll der Umsatz auf 13 Milliarden Euro steigen. Und bis 2025 gibt es demnach Umsatzpotenzial von im schlechten Fall 15 Milliarden bis im optimistischen Fall 24 Milliarden Euro.

Allzeithoch: Die Zahlen waren solide, der Ausblick zuversichtlich. Investoren vertrauen dem erprobten Management. Langfristiger Kauf.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 230,00 Euro
Stoppkurs: 164,00 Euro