BÖRSE ONLINE: Herr Dudenhöffer, die Autobauer Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und Peugeot SA (PSA) wollen sich zum weltweit viertgrößten Autohersteller nach Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan zusammenschließen. Wann rechnen Sie mit einem Abschluss des Deals?
Ferdinand Dudenhöffer: Nach meiner Einschätzung geht der Deal schnell über die Bühne, denn der Deal ist ein Positiv-Summen-Spiel, beide gewinnen. Und keiner will Zeit verlieren.

Wie profitieren die beiden Hersteller aus Ihrer Sicht von dem Zusammenschluss?
PSA fehlen wichtige Märkte. Das Marktportfolio ist schief und damit risikoreich. Der Autobauer hat einen guten Marktanteil in Europa, ist aber äußerst schwach im Rest der Welt. Der Merger bringt mehr Balance in das schiefe Länderportfolio. Nordamerika ist für PSA mit der neuen Formation FCA-PSA abgedeckt.

Und FiatChrysler?
FCA hat ein großes Problem in Europa. Überschusskapazität, rote Zahlen, überaltertes Modellportfolio und keine Elektroautos. Damit drohen nach 2021 riesige EU-Strafzahlungen für die Verfehlung der CO2-Ziele. Mit Elektroautos auf PSA-Plattformen läßt sich das lösen.

Noch im Sommer hat FiatChrysler einen Zusammenschluss mit Renault-Nissan angestrebt. Diese Allianz hätte vermutlich noch mehr Synergien gebracht, scheiterte aber. Wäre Renault-Nissan für FiatChrysler nicht doch die bessere Partie gewesen?
Natürlich wäre Renault-Nissan als Partner für FCA besser. Mehr Märkte, in China und Russland wäre man vernünftig vertreten und Elektroautos gibt es auch zu guten Kostenpositionen. Aber die Streitereien zwischen Renault und Nissan machen einen Merger FCA-Renault-Nissan zur großen Lotterie für Chairman John Elkann. Nach der Verhaftung von Carlos Ghosn durch die Japaner ist das Verhältnis zerstört und für einen zusätzlichen Partner ein sehr hohes Risiko. Also besser Finger weg. Eine richtige Entscheidung von John Elkann.

Also gibt es bei FCA-PSA nur Gewinner?
Nicht ganz, denn es muß harte Sanierungsarbeit in Europa geleistet werden und da dürfte Opel mal wieder den "Schwarzen Peter" zugespielt bekommen. Kein Mensch braucht drei Entwicklungszentren - also Turin, Paris, Rüsselsheim. Kein Mensch braucht die ganzen Motorenwerke von FCA, PSA und Opel in Europa, und kein Mensch braucht die hohe Fiat Fahrzeugkapazität. Also werden Leute nach Hause geschickt oder bekommen den goldenen Handschlag. Das Risiko für Opel und seine Beschäftigten ist besonders hoch. Die Schweißperlen auf der Stirn bei den Opel-Mitarbeitern und Händler bleiben oder werden stärker.