Wenn Donald Trump ruft, dann eilen die mächtigsten Firmenbosse des Landes ins Weiße Haus. Seinen Wählern verspricht der US-Präsident, ins Ausland verlagerte Arbeitsplätze zurück in die USA zu holen. Firmen, die in Mexiko produzieren und ihre Waren in die USA importieren, droht der Immobilienmogul mit drastischen Strafzöllen. Die Produktion in Mexiko oder auch in anderen Ländern könnte für viele Konzerne also deutlich teurer und möglicherweise sogar unrentabel werden.

Der Autobauer Ford etwa stoppte die Pläne für ein Werk in Mexiko und will stattdessen in der Heimat investieren. Selbst der taiwanische Elektronikzulieferer Foxconn und Großauftraggeber Apple erwägen Milliardeninvestitionen in den USA. Vor allem für das produzierende Gewerbe sind die hohen Lohnkosten aber ein Problem. Verlagert etwa Apple die Endmontage des iPhone von Asien in die USA, rechnen Analysten mit bis zu 40 Dollar höheren Produktionskosten pro Gerät. Das würde den Gewinn des kalifornischen Technologieriesen um neun Milliarden Dollar belasten.

Durch einen höheren Automatisierungsgrad lassen sich die Fertigungskosten eindämmen. Zu den Experten auf dem Gebiet zählt Rockwell Automation. Die Amerikaner bieten beispielsweise Kontrollsysteme, Sensoren und Systemsteuerungen für Industrieunternehmen an. Der Trend hin zu einer höheren Automatisation veranlasste den Konzern unlängst, die Prognose für das Gesamtjahr anzuheben. Auch Analysten rechnen mit einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte. Demnach überspringen die Amerikaner im laufenden Geschäftsjahr beim Umsatz die Marke von sechs Milliarden Dollar. Der Nettogewinn soll um fünf Prozent auf 766 Millionen Dollar steigen. Für das kommende Geschäftsjahr rechnen Analysten mit einem Gewinnanstieg auf 870 Millionen Dollar, zwei Jahre später dürfte Rockwell sogar die Milliarden-Dollar-Schwelle ins Visier nehmen.

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Chancen in China



Eine große Rolle bei der Eindämmung steigender Kosten spielen Industrieroboter. In Südkorea kommen in der produzierenden Industrie auf 10 000 Beschäftigte 531 blecherne Kollegen - in den USA sind es gerade mal 176. Mit nicht einmal 50 Industrierobotern auf 10 000 Arbeiter rangiert China weit abgeschlagen in der Liste. Entsprechend hohes Wachstumspotenzial sehen Experten. Laut einer Prognose der International Federation of Robotics (IFR) steigt die Zahl der weltweit installierten Industrieroboter bis 2019 auf nahezu 2,6 Millionen. Im Vergleich zu 2015 wäre das ein Zuwachs um 60 Prozent. Zum Großteil dieses Wachstums soll China beitragen.

Wie heiß der Markt umkämpft ist, zeigt die Übernahme des Roboterherstellers Kuka durch den chinesischen Haushaltsgerätekonzern Midea im vergangenen Jahr. Die Asiaten waren bereit, ein Drittel mehr für die zuvor bereits stark gestiegenen Aktien der Augsburger zu zahlen. Mit der Übernahme setzt Midea, bislang Produzent von Haartrocknern, Kühlschränken oder Reiskochern, auf einen Wachstumsmarkt. Das Management rechnet damit, dass sich die Zahl der Industrieroboter in China langfristig mehr als verzehnfacht: auf drei Millionen. Kuka zählt zu den führenden Herstellern und spielt in der Industrie 4.0, der Digitalisierung und Vernetzung der Fertigungsindustrie, eine Schlüsselrolle.

Schon heute sitzen die Süddeutschen auf prall gefüllten Auftragsbüchern. 2016 verbuchte Kuka Auftragseingänge im Rekordwert von 3,4 Milliarden Euro - ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Bei Umsatz und Gewinn dürften die Bayern im laufenden Jahr kräftig wachsen. Analysten rechnen mit einem Nettogewinn von 124 Millionen Euro - ein Plus von 18 Prozent. Im kommenden Jahr sollen mehr als 150 Millionen Euro in der Kasse hängenbleiben. Der Haupteigner Midea hat zudem keine Pläne, die Aktie von der Börse zu nehmen. Indes ergeben sich für Kuka unter dem Dach der Chinesen, die fast 95 Prozent der Anteile halten, neue Chancen. Kuka-Chef Till Reuter will das Unternehmen zum Marktführer in China machen - und damit zur Nummer 1 der Welt. Der Schulterschluss mit Midea war für dieses Ziel unumgänglich.

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Den Marktführer im Blick



Auf dem Weg an die Weltspitze muss Reuter am japanischen Kontrahenten Fanuc vorbeiziehen. Nach einer Wachstumsdelle kehrt der Roboterbauer jetzt zurück in die Erfolgsspur. Fanuc-Chef Yoshiharu Inaba hob jüngst die Prognose an. Inaba verwies dabei auf die steigende Nachfrage nach Automatisierungstechnik in der Elektronik- und Automobilindustrie - speziell in China und anderen Teilen Asiens. Im neuen Geschäftsjahr 2017/18 dürfte Fanuc wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Analysten rechnen mit einem Gewinnanstieg um knapp ein Fünftel.

In China trifft Fanuc allerdings nicht nur auf den Schweizer Industrieriesen ABB, einer der weltweit führenden Anbieter in diesem Bereich, sondern auch auf die neue Kuka-Mutter Midea. Schon vor der Übernahme von Kuka hat sich Midea mit dem japanischen Roboterbauer Yaskawa verbündet. Fanuc ist dank seiner starken Stellung bei computergesteuerten Maschinen wie CNC-Fräsen jedoch der mit Abstand profitabelste Automatisierungsexperte der Welt. Die Japaner können dem stärker werdenden Konkurrenzkampf in der Branche also ziemlich gelassen entgegensehen.



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