Um Hella buhlen nach Reuters-Informationen noch drei Autozulieferer: die französischen Konzerne Faurecia und Plastic Omnium sowie der fünftgrößte deutsche Autozulieferer, der Stuttgarter Kolben- und Klimaanlagen-Hersteller Mahle. Ihre Offerten, die am Mittwoch fällig waren, lägen jeweils bei rund 60 Euro je Hella-Aktie, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen. Damit würde Hella mit knapp sieben Milliarden Euro bewertet.

Hella bestätigte zum ersten Mal die seit Monaten laufenden Verhandlungen der Familienaktionäre. Die rund 60 Mitglieder der Familienstämme Hueck und Röpke hatten ihre Beteiligung von 60 Prozent vor dem Börsengang 2014 in einen Poolvertrag gebündelt, der eigentlich noch bis 2024 gilt. Doch im Frühjahr war ruchbar geworden, dass Jürgen Behrend als Vertreter der Familie im Gesellschafterausschuss die Investmentbank Rothschild beauftragt hatte, einen Käufer zu finden, am besten einen aus Europa. Die Konzernführung hatte der heute 72-jährige Behrend 2017 abgegeben. Ein Nachfolger, der die Interessen der Familie künftig bündeln könnte, ist nicht in Sicht.

Der Münchner Bahn- und Lkw-Zulieferer Knorr-Bremse hatte früh Interesse an Hella bekundet, aber schnell wieder einen Rückzieher gemacht. Auch Finanzinvestoren sind inzwischen aus dem Rennen. Wer das Paket kauft, muss den übrigen Aktionären ein Pflichtangebot machen.

Hella versuchte die 39.000 Mitarbeiter zu beruhigen: Man habe bereits mit allen Kaufinteressenten eine Vereinbarung ausgehandelt, "mit der die Interessen des Unternehmens und ihrer Interessenträger weitreichend geschützt werden", hieß es in der Mitteilung. Namen der Interessenten nannte der Konzern nicht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende Mai) konnte Hella den Umsatz um 13 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro steigern und zählt damit zu den zehn größten deutschen Autozulieferern. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebit) erholte sich auf 510 (2019/20: 227) Millionen Euro.

Die im Nebenwerteindex MDax notierte Hella-Aktie gab am Donnerstag um 3,7 Prozent auf 62,10 Euro nach. Hoffnungen auf eine Offerte bis zu 70 Euro hatten das Papier zu Wochenbeginn bis auf 68 Euro getrieben. Doch dass sich die Kaufinteressenten im Endspurt noch so weit gegenseitig überböten, sei illusorisch, sagte einer der Insider. Vor Bekanntwerden der Verkaufspläne lag die Aktie bei 45 Euro. Zwar seien gerade die beiden Zulieferer aus Frankreich begierig auf Hella, sie müssten sich aber für die Finanzierung der Übernahme schon strecken. Einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge könnte die Familie nach dem Verkauf auch eine Minderheitsbeteiligung behalten.

rtr