Als "Fallen Angel" kann man die Baader Bank nicht bezeichnen. Zwar ist der Kurs des Finanzdienstleisters seit dem Allzeithoch zur Jahrtausendwende auf ein Zwanzigstel gefallen, doch das ehemalige MDAX-Mitglied kam nicht wegen horrormäßiger Managementfehler unter die Räder, sondern wegen der geänderten Marktsituation. Vor 20 Jahren spülten hohe Gewinne aus Kursdifferenzen im Aktienhandel gewaltige Summen in die Firmenkasse, heute ist dieses Geschäft erlahmt. Durch die Konkurrenz der Onlinebroker sind die Börsengebühren gefallen, viele Privatanleger sind auf Nimmerwiedersehen von der Börse verschwunden, und dann gibt es noch hohe regulatorische Kosten etwa durch Mifid II.

Lag der Gewinn zum Millennium um 1,00 Euro je Aktie, so rutschte der Börsendienstleister 2018 mit minus 0,42 Euro je Anteil in die Verlustzone. Im vergangenen Jahr steuerte Firmenchef Nico Baader aber mit dem Abbau von Mitarbeitern und dem Verkauf wenig profitabler Randbereiche gegen und zum Halbjahr war die Gewinnschwelle fast erreicht.

Der Turnaround dürfte im ersten oder zweiten Quartal 2020 vollzogen werden. Bietet schon allein das reichlich Kurs­chancen, so ist die Aktie noch aus einem anderen Grund ausgesprochen spannend: Baader Bank besitzt in Kroatien einen firmen­eigenen Windpark. Dieser liefert aus Einspeisevergütungen für Strom hohe Gewinne. 2018 waren das nach Kosten geschätzt 5,4 Millionen Euro, im vergangenen Jahr dürfte es ähnlich viel gewesen sein. Der Verkauf der Anlagen ist eine Option, die reichlich Fantasie bietet. Der Windpark dürfte deutlich über 50 Millionen Euro wert sein und mehr kosten, als der gesamte Baader-Konzern an der Börse. Turnaround- und Windpark­fantasie machen die Aktie zu ­einem klaren Kauf.

Der Turnaround rechtfertigt Kurse um 1,60 Euro, der Verkauf des Windparks könnte die Aktie auf über 2,0 Euro schieben.

ISIN: DE 000 508 810 8
Gew./Aktie 2021e: 0,12 €
KGV 2021/Dividende: 10,2/-
EK* je Aktie/KBV: 1,62 €/0,8
EK*-Quote: 11,0 %
Kurs/Ziel/Stopp: 1,25/1,70/0,80 €

*Eigenkapital, eigene Schätzungen.