Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 21.01.2020 erstmals online

Regierungen erkennen zunehmend die Rolle von Wasserstoff in der Energieversorgungssicherheit und die Möglichkeit, damit ganze Sektoren kohlenstofffrei umzustellen. Das gilt auch für bislang kritische Bereiche wie beispielsweise den Personenverkehr, die Güterlogistik oder Industrieheizungen. Auch Industrieriesen aus der Automobil-, Chemie-, Öl-, Gas- und Heizungsbranche sehen kohlenstoffarmen Wasserstoff als ernstzunehmende Alternative, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Hohe Preise waren bisher ein Hemmschuh für den Einsatz von Wasserstoff. Zu Unrecht, wie ein neuer Bericht vom Hydrogen Council in Zusammenarbeit mit McKinsey zeigt: Demnach sollen die Kosten für Wasserstofflösungen in den nächsten zehn Jahren schneller als erwartet stark sinken. Für eine Vielzahl von Anwendungen werden die Kosten bis 2030 demnach um bis zu 50 Prozent abnehmen. Damit kann Wasserstoff mit anderen kohlenstoffarmen Alternativen und in einigen Fällen sogar mit konventionellen, fossilen Lösungen in Wettbewerb treten.

Einsparungen in verschiedenen Bereichen


Gespart werden soll vor allem durch drei Faktoren: Durch die günstigere Produktion von kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff, durch geringere Vertriebs- und Tankkosten sowie durch geringere Kosten aufgrund von Produktionssteigerungen. Möglich sei dies bei vergleichsweise geringen Investitionen in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar bis 2030. Das entspricht laut Studie weniger als fünf Prozent der jährlichen Energieausgaben.

"Der Hydrogen Council ist der Ansicht, dass die Ergebnisse des Berichts nicht nur das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Potenzial von Wasserstoff für den Alltag schärfen, sondern auch den Mythos entkräften werden, dass eine Wasserstoffwirtschaft aus Kostengründen nicht erreichbar ist", sagte Euisun Chung, Executive Vice Chairman von Hyundai Motor Group und Co-Vorsitzender des Hydrogen Council. "Wenn wir bis zur Mitte des Jahrhunderts unsere globalen Klimaziele erreichen und die Vorteile von Wasserstoff nutzen wollen, ist jetzt die Zeit zum Handeln gekommen."

Chancen für Wasserstoff-Aktien


Von dieser Entwicklung dürften auch die Aktienkurse der börsennotierten Wasserstoff-Unternehmen profitieren. Zuletzt hat etwa das norwegische Unternehmen Nel Asa über seine Tochtergesellschaft Nel Hydrogen in Dänemark einen Auftrag über den Bau einer Wasserstofftankstelle für Taxis gewonnen, worauf der Aktienkurs kräftig ansprang. Positiv reagierte der Kurs auch auf die Nachricht, dass ein US-Hedgefonds seine Short-Position reduzierte. Aktuell lugt der Kurs noch über die Ein-Euro-Marke. Die Tendenz geht jedoch eher in Richtung Konsolidierung

Nel Asa

Ein Wasserstoff-Dino ist Ballard Power. Aktuell gelingt ihm ein fulminantes Comeback. Die Kanadier profitieren vor allem durch ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Mischkonzern Weichai Power. Erste Aufträge trudeln ein, allerdings ist auch hier eine große Portion Phantasie im Aktienkurs enthalten. Neueinsteiger warten auf einen Rücksetzer.

Ballard Power

Wie bei sämtlichen Wasserstofffirmen regieren auch bei PowerCell die roten Zahlen. Auch die Schweden bekamen zuletzt einen Zuschlag aus China. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen kleinen Prestige-Auftrag für eine Tochterfirma. Er könnte jedoch ein Türöffner in das riesige Reich der Mitte sein. Politiker riefen dort vor kurzem das Jahrzehnt des Wasserstoffs aus. Doch auch für PowerCell gilt: Die Aktie ist hochexplosiv. Der Kurs hat sich innerhalb eines Jahres verfünffacht. Aktuell setzen erste Gewinnmitnahmen ein.

PowerCell

Für alle drei Unternehmen gilt: Eine Investition ist nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Erwischt man den richten Moment und reitet auf der Erfolgswelle, sind Kursprünge von 100 Prozent und mehr drin. Drehen die Kurse nach unten, kann es allerdings auch sehr schnell bergab gehen. Sämtliche Titel sind aktuell extrem hoch bewertet. Nur spekulative Anleger, die bereit sind ein hohes Risiko einzugehen, steigen noch ein. Bei diesen marktengen Titeln bringen enge Stoppkurse meist wenig.