Immer mehr Banken kassieren von ihren Kunden Strafzinsen. Da überlegt sich so mancher, sein Geld lieber in ein Schließfach zu packen. Die Kosten dafür sind höchst unterschiedlich. Von Ulrich Lohrer

Am 12. September 2019 senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Zins für Einlagen, die Banken bei ihr haben, von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent. Die Kreditinstitute kritisierten die Entscheidung scharf. "Die EZB erinnert an einen Autofahrer, der in einer Sackgasse die Geschwindigkeit weiter erhöht", sagt Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbands deutscher Banken.

Dabei wälzen immer mehr Banken ihre Zinskosten auf die Guthabenkonten ihrer Kunden ab, im Regelfall ab einer definierten Einlagenhöhe von zum Beispiel 100 000 Euro. Nach einer Erhebung des Finanzportals biallo.de am Tag des EZB-Zinsentscheids verlangen bereits 129 von 1200 befragten Banken Negativzinsen. Knapp 85 Prozent der erfassten Banken und Sparkassen reichen den negativen Einlagenzins der EZB eins zu eins weiter. Die betroffenen Kunden haben daher bald ein halbes Prozent Strafzins statt bislang minus 0,4 Prozent zu erwarten. Und sollte es im Euroraum tatsächlich zu einer Rezession kommen, müssen sie womöglich mit weiteren Zinssenkungen rechnen.

Für Anleger, die diese Geldbeträge keinen Wertschwankungen - etwa in Gestalt einer Aktienanlage - aussetzen wollen, kommt dann eigentlich nur noch das eigene Aufbewahren von Bargeld infrage. Doch damit besteht das Risiko eines Verlusts durch Diebstahl. Wer deshalb die Scheine nicht ungesichert unter seiner Matratze verstauen will, muss die Kosten für eine sichere Verwahrung tragen. Es gilt daher abzuwägen: Was kostet mehr - der Strafzins auf die Kontoeinlagen oder das Verwahren des entsprechenden Bargelds in einem Bankschließfach?

BÖRSE ONLINE hat 49 Banken und externe Schließfachanbieter befragt, um sich einen Überblick über die Größen, Mietpreise und den Versicherungsschutz bei Schließfächern zu verschaffen. 30 Anbieter beantworteten die Fragen. Elf Institute reagierten dagegen überhaupt nicht. Andere begründeten ihre Entscheidung, nicht en détail zu antworten, damit, keine (Postbank, Targobank) oder kaum (Bankhaus Donner & Reuschel, Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, Sparda-Bank München) Bankschließfächer zu haben, oder damit, dass dies nicht zum "Kerngeschäft" gehöre (Joh. Berenberg Gossler).

Wesentliches Ergebnis der Umfrage: Erhebt eine Bank Strafzinsen von 0,5 Prozent und liegen die Schließfachgebühren bei weniger als 50 Euro im Jahr, kann sich bereits ab 10 000 Euro Bargeld ein Schließfach eher lohnen als ein Konto. In ein kleines Schließfach passt ein solcher Geldbetrag aus Bündeln mit großen Scheinen in der Regel ohne Probleme rein. Einige Geldinstitute bieten kleine Schließfächer tatsächlich bereits für weniger als 50 Euro im Jahr an. Die günstigsten Mietpreise haben die Volksbank Köln Bonn (30,70 Euro), die Kreissparkasse Köln (33 Euro), die Frankfurter Volksbank und die Saalesparkasse (35 Euro) sowie die Ostsächsische Sparkasse Dresden und die Volksbank Mittelhessen (je 35,70 Euro).

Wartelisten für Bankschließfächer

Weil diese günstigen Anbieter nur in bestimmten Regionen vertreten sind, kommt deren Angebot für viele potenzielle Interessenten jedoch nicht infrage. Über die meisten Zweigstellen verfügen die Deutsche Bank und die Commerzbank, aber auch einige Sparkassen und Volksbanken haben ein großes Zweigstellennetz. "Die Hamburger Sparkasse (Haspa) ist mit rund 200 000 Kundenmietfächern an mehr als 100 Standorten einer der größten Anbieter von Schließfächern in ganz Deutschland", betont André Grunert von der Haspa. Auch bei Banken, die über Schließfächer verfügen, können diese nicht immer angemietet werden. So haben oft nicht alle Zweigstellen Fächer, auch sind viele längst belegt. Einige Anbieter führen Wartelisten.

Die Mehrheit der Banken vermietet Schließfächer ohnehin nur an Interessenten, die bereits Kunde bei der Bank sind. Häufig wird dafür ein Girokonto bei der Bank vorausgesetzt, bei einigen sollte darüber auch das Gehalt überwiesen oder das Konto als ein Geschäftskonto genutzt werden. Einige Genossenschaftsbanken vermieten Schließfächer nur an Mitglieder - also Kunden, die Genossenschaftsanteile der Bank halten. Die Berliner Volksbank beispielsweise verlangt zudem, dass Kunden eine externe Versicherung für das Schließfach abschließen, die im Mietpreis nicht enthalten ist. Nur wenige Banken wie die Haspa, die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die Saalesparkasse und die Sparkasse Nürnberg bieten Schließfächer ohne Aufschlag auch an Externe an (s. Tabelle).

Die einfache Rechnung, durch Bargeld im Schließfach Strafzinsen zu sparen, berücksichtigt nicht, dass die Strafzins-Banken ihren Kunden in der Regel Freibeträge einräumen. Mit Ausnahme des Onlinebrokers Flatex verlangen die Banken solche "Verwahrgebühren" laut biallo.de erst nach Freibeträgen von 100 000 bis drei Millionen Euro. Viele Banken erheben die Negativzinsen auch nur für Geschäftskunden. Vom Strafzins sind daher aktuell fast nur vermögende Privat- und Geschäftskunden betroffen. Zum 1. Oktober kündigte jedoch die Skatbank als erste Bank an, nicht nur den Zins auf minus 0,5 Prozent zu senken, sondern auch den Freibetrag beim Girokonto. Sie nahm ihn von einer Million auf 100 000 Euro zurück. Weitere Banken werden folgen.

Bei sehr großen Bargeldbeträgen reicht ein kleines Bankschließfach nicht aus. Auch könnte der Wunsch bestehen, neben Bargeld auch sperrigere Wertgegenstände aufzubewahren. Hinsichtlich der Größe der Schließfächer gibt es keine Norm und nahezu alle Banken und Verwahrer verfügen über Schließfächer unterschiedlicher Größe. Die Banken vermieten in der Regel am häufigsten kleine Fächer. Diese weisen Größen von ungefähr 25 Zentimeter Breite, fünf Zentimeter Höhe und 40 Zentimeter Tiefe auf. Sie reichen je nach genauem Maß und bei Verfügbarkeit von Bündeln mit 500-Euro-Scheinen für bis zu zwei Millionen Euro.

Da die EZB im Mai 2016 beschlossen hat, die 500-Euro-Scheine zwar noch als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zu akzeptieren, diese Scheine aber aus dem Verkehr zu ziehen, dürfte es zunehmend schwierig sein, Geldbeträge in dieser Stückelung zu bekommen. Mit 200-Euro-­Scheinen, den verbliebenen Banknoten mit dem höchsten Wert, lassen sich in einem Fach der kleinen Kategorie je nach Zuschnitt aber nur etwa 600 000 bis 800 000 Euro Bargeld unterbringen.

Wie sicher sind Bankschließfächer?

Mit höheren Summen gewinnt zudem die Frage an Bedeutung, wie sicher die Werte in einem Bankschließfach sind und ob sie sich gegen Risiken wie Einbruch oder Wasserschaden ausreichend versichern lassen. Auch wenn Mieter die Einbruchsicherheit von Bankschließfächern schlecht beurteilen können, so können sie zumindest den Versicherungsschutz überprüfen. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede. Dass es sinnvoll ist, die Wert­sachen im Bankschließfach möglichst ausreichend abzusichern, zeigen immer wieder Fälle von Einbrüchen oder Leitungswasserschäden in Banken. So wurden im Januar dieses Jahres in der Sparkasse Berlin-Treptow-Köpenick, im Mai in der Commerzbank-Filiale in Berlin-Schmargendorf und am Promenadeplatz in München sowie im Juli in Hannover in zwei Sparkassenfilialen Schließfächer aufgebrochen und leergeräumt.

Die gestiegene Nachfrage nach Schließfächern und das hohe Sicherheitsbedürfnis der Kunden bemerken auch bank­externe Anbieter wie der Goldhändler Pro Aurum und EMS Werteinlagerung. "Derzeit ist die Belegungsquote bereits relativ hoch, in einigen unserer Filialen gibt es Wartelisten", erklärt Benjamin Summa von Pro Aurum. "Viele Menschen mieten bei uns Schließfächer, weil die Banken Filialen schließen, nur einen geringen Versicherungsschutz anbieten und die Kunden die Meldung ihres Schließfachs durch ihre Bank an das Finanzamt befürchten", sagt Bernd Elsenhans, Geschäftsführer des EOS Sicherheitsdiensts für die EMS Wert­einlagerung in Heidenheim.

Die unterirdische Anlage mit einem 24-Stunden-Wachdienst sei besonders sicher. "Wir bieten den Kunden höchsten Sicherheitsstandard in unserem Hochsicherheitstresor, der nach dem Europäischen Standard für Einbruchschutz zertifiziert ist und zudem die höchste ­Sicherheitsstufe nach VdS-Schutzklasse aufweist", erklärt Elsenhans.

Daneben besteht auch die Möglichkeit, Wertsachen besonders geschützt in den eigenen vier Wänden aufzubewahren. "Einige Menschen, die beispielsweise ihrer Bank misstrauen, bewahren Wertgegenstände und Bargeld lieber zu Hause auf", sagt Kriminalhauptmeister Henning Gelse, zuständig für Technische Prävention im Landeskriminalamt Bayern in München. Er rät aber davon ab, Hochwertiges daheim zu verwahren. "Wertsachen werden seltener aus einem Bankschließfach als zu Hause geraubt", erläutert Christian Niezpickel, Referent Schadensbearbeitung Sachversicherung der HUK Coburg. Er verweist auf die nur eingeschränkte Deckung von Wertgegenständen und Bargeld durch die Hausratversicherer.

Begrenzter Versicherungsschutz

Die Angebote der Versicherer unterscheiden sich, erklärt Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Als Orientierungsgröße für die Höhe der Erstattungsgrenze bei Verlust von Bargeld, Urkunden, Sparbüchern und Wertpapieren nennt sie 3000 Euro. Bei Schmuck, Briefmarken und Gold sind es etwa 25 000 Euro. Viele Versicherer erstatten Wertsachen ohnehin nur, wenn diese in einem Tresor aufbewahrt wurden. "Es sollte ein mehrwandiger Stahlschrank mit einem Mindestgewicht von 200 Kilogramm oder ein eingemauerter Stahlwandschrank mit mehrwandiger Tür sein", erklärt Niezpickel. Auch wenn die Anforderungen der Versicherer unterschiedlich ausfallen, so werden schwer transportierbare und widerstandsfähige Tresore vorausgesetzt.

"Empfehlenswert sind neutral geprüfte und zertifizierte Wertbehältnisse, die an den Zertifizierungsmarken, wie beispielsweise von VdS oder ECB-S, zu erkennen sind", rät Gelse. Die Kosten sind jedoch nicht unerheblich. Zwar gibt es Tresore mit Volumen eines größeren Schließfachs bereits für rund 400 Euro, doch ist deren Inhalt aufgrund des geringen Gewichts von rund 30 Kilo über die Hausratversicherung in der Regel nicht versicherbar. Gewichtigere Tresore mit der VdS-Klasse 1 (privat versicherbar bis 65 000 Euro) kosten über 1000 Euro.

Wer seine Werte zu Hause schützen will, sollte zunächst unerwünschtes Eindringen in die Wohnung erschweren. "Präventionsmaßnahmen, vor allem der mechanische Schutz an Türen und Fenstern, erschwert Tätern den Einbruch und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn vorzeitig abbrechen. Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen informieren vor Ort kostenlos über die geeignete Sicherungstechnik", sagt Gelse.

Nützliche Informationen gibt es im Internet unter www.k-einbruch.de. Die hohen Sicherungskosten sprechen aber dagegen, viel Bargeld zu Hause zu horten. Bei einem Schließfachanbieter sind die Werte besser aufgehoben. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht. Eine solche bieten hingegen Kontoeinlagen. Die sind hierzulande bis 100 000 Euro staatlich garantiert.



Die deutschen Anbieter im Vergleich
Mehr zum Versicherungsschutz auf Seite 2: Versicherungsschutz für Bankschließfächer

Wer ein Schließfach anmietet, kann nicht automatisch davon ausgehen, dass dort seine Werte gegen alle Risiken geschützt sind. Nur wenn dem Verwahrer Fehler nachgewiesen werden, besteht die Möglichkeit, ihn für Schäden haftbar zu machen. Auch kann nicht davon ausgegangen werden, dass mit dem Mietpreis die Inhalte der Fächer versichert sind. Während einige Banken Schließfächer ohne Versicherungsschutz vermieten, bieten andere einen Basisversicherungsschutz an, der in der Regel zwischen 2000 und 10 000 Euro liegt. Wiederum andere Banken bieten Schließ­fächer mit Vollwertversicherung an.

Bei Kundenschließfächern, die über keine oder aber nur über eine Basis­deckung verfügen, wird die Möglichkeit der (Höher-)Versicherung über die Bank selbst oder aber über einen ­eigenen Versicherungsvertrag geboten. Versicherte Gefahren sind Feuer, Einbruchdiebstahl/Raub und Leitungswasser. Optional kann auch die Elementarschadenversicherung (Sturm, Überschwemmung, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck und Lawinen) eingeschlossen werden.

Zu beachten ist, ob die Versicherungssumme den Inhaltswert des Schließfaches abdeckt. Die mit Abstand höchste Versicherungssumme, die im Mietpreis enthalten ist, bieten mit 128 000 Euro die Sparda-Banken West und Hamburg. Oft vermitteln die Schließfachanbieter auch einen Versicherungsschutz, dessen Beitrag die Kunden selbst zahlen müssen. Der Versicherungsbeitrag liegt je nach Bank und deren Versicherungsanbieter zwischen 0,75 Euro (Mittelbrandenburgische Sparkasse) und knapp drei Euro (EMS) pro 1000 Euro Versicherungssumme. Bei einem (zusätzlichen) Absicherungsbedarf von 100 000 Euro übersteigen die Versicherungskosten also oft deutlich die Schließfachmiete. Doch nicht alle Banken bieten überhaupt einen zusätzlichen Versicherungsschutz an. Auch gibt es in der Regel Grenzen für die abschließbaren Versicherungssummen.

Wer eine Hausratversicherung hat, sollte prüfen, ob damit eventuell auch der Inhalt eines Schließfachs abgesichert ist. Die Allianz Deutschland, Marktführer von Hausratversicherungen, bietet in dem Tarif SicherheitPlus zum Beispiel eine Erstattung von Schäden in Bankschließfächern bis 20 000 Euro, im Tarif SicherheitBest bis 100 000 Euro an. Bargeld wird dort allerdings nur bis 20 000 Euro erstattet. Bekommen Schließfachmieter über solche Wege keinen ausreichenden Versicherungsschutz, können sie privat eine Kundenschließfachversicherung abschließen. Angeboten wird diese beispielsweise von der R + V Versicherung. Diese gilt dann in der Regel auch für Bargeld bis zur vereinbarten Höhe. Der Nachweis des Schadens muss dann über eine Liste mit den einge­lagerten Sachen und ihrem Wert sowie mit Fotos, Expertisen oder Rechnungen erfolgen.