BASF-Chef Kurt Bock geriet nach der jüngsten Zwischenbilanz in die Defensive: Ungünstige Wechselkurse und die schwächelnde Weltkonjunktur bliesen dem weltgrößten Chemiekonzern im zweiten Quartal Wind ins Gesicht. Auf rund 200 Millionen Euro bezifferte Bock die negativen Wechselkurseffekte - das war mehr als befürchtet. An der Börse herrschte hernach Skepsis vor, die Aktie war schwächster Wert im DAX.

Allerdings verdienten die Ludwigshafener mehr: Der operative Gewinn ohne Sondereffekte kletterte um zwölf Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Das kräftige Ergebnisplus war neben weiteren Sparmaßnahmen vor allem dem florierenden Chemiegeschäft und den höheren Erträgen im Öl- und Gasgeschäft zu verdanken. Vor Sondereinflüssen schoss das operative Ergebnis der Öl- und Gassparte um über die Hälfte auf 587 Millionen Euro in die Höhe. Die Chemiesparte lieferte ein Plus von 15 Prozent auf 570 Millionen Euro ab. Und mit Ausnahme der Agrarsparte - hier sank das operative Ergebnis um elf Prozent - entwickelten sich auch die anderen Bereiche ordentlich.

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Bock bekräftigt Prognose

Am Ausblick für das Gesamtjahr hält Bock trotz gestiegener politischer Risiken und noch ungünstigeren Wechselkursprognosen fest. "Wir wollen unseren Absatz ohne Berücksichtigung von Akquisitionen und Devestitionen erhöhen", sagt der Manager. Das operative Ergebnis soll deutlich über dem Vorjahreswert von 7,3 Milliarden Euro liegen.

Dabei setzt Bock auch auf Sondererträge aus dem geplanten Verkauf des Gashandels- und Gasspeichergeschäfts an den russischen Gaskonzern Gazprom. Im Gegenzug sichern sich die Ludwigshafener den Zugriff auf riesige Ölund Gasvorhaben in Sibirien, die BASF gemeinsam mit den Russen ausbeuten will. Das Ende 2013 eingefädelte Geschäft sollte ursprünglich Mitte dieses Jahres vollzogen werden, wird jetzt aber voraussichtlich erst im Herbst unter Dach und Fach sein. Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel nannte als Grund für die Verzögerung nicht etwa den Ukraine- Konflikt oder die Russland-Sanktionen, sondern verwies auf den juristischen Entflechtungsprozess. Eine Gefährdung des Tauschgeschäfts sieht auch BASF-Chef Bock nicht. "Wir fühlen uns mit unserem Partner Gazprom sehr wohl", sagt der Manager. Die Partnerschaft mit den Russen scheint allerdings vielen Anlegern Kopfzerbrechen zu bereiten und dürfte mit ein Grund sein für die jüngste Kursschwäche.

Bock kann zudem auf das Geschäft in den USA bauen. Die Energiepreise in der weltgrößten Volkswirtschaft dürften wegen des Fracking-Booms niedrig bleiben. Die Fracking-Methode erlaubt es, zuvor unerreichbares Gas zu fördern.

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Billige Energie in den USA

Brennende Wasserhähne in der Nähe von Fracking-Bohrungen, durch Chemikalien, Metalle und radioaktive Stoffe verseuchtes Grundwasser und Erdbeben bringen die Amerikaner bislang nicht davon ab, auf der Suche nach Schiefergas Tausende Bohrungen ins Erdreich zu treiben. Der Widerstand wächst zwar, aber gegen das Argument der billigen Energie haben die Gegner kaum eine Chance.

BASF profitiert. An der Golfküste planen die Deutschen eine Anlage zur Produktion von Propylen. Mit der Produktion der wichtigen Basischemikalie in Nordamerika will Bock die niedrigen Gaspreise vor Ort nutzen und die Kostenposition deutlich verbessern. Rund eine Milliarde Euro wollen sich die Ludwigshafener das Projekt kosten lassen - es ist die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte.

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