Die Energiewende ist in vollem Gange: Zahlreiche Länder wollen bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein. Vor allem der Strom, der durch Sonne und Wind erzeugt wird, soll dafür sorgen, dass das Ziel erreicht wird. Dafür braucht es jedoch auch eine riesige Menge an Speicherkapazität. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass diese sich bis 2040 um das 50-Fache erhöhen muss.

Vor allem die Batterie gilt als wichtiger Speicher nachhaltig produzierter Energie. Zum Einsatz kommt sie in Elektroautos, Stromspeichern für den Haushalt, aber auch in Kleinstform in Unterhaltungsgeräten. Wiederaufladbare Akkus sind als Speichermedium und Energiequelle nicht mehr wegzudenken. Technologisch führend sind die Asiaten. Bei den Patenten haben sie die Nase weit vorn. Von zehn Anmeldungen kommen neun aus fernöstlichen Unternehmen. Die vordersten Ränge belegen CATL, Samsung SDI, LG Chem und Panasonic. Die Kurse der Aktien haben mittlerweile angezogen, viele von ihnen haben dennoch Potenzial. Nicht alle sind hierzulande handelbar.

Lange Zeit waren die Innovationen der Branche getrieben von der Unterhaltungselektronik. Doch längst haben Patente aus der Elektromobilität diese überholt. Länder wie Südkorea und Japan liegen hier weit vorn. Seit Jahren produziert etwa Panasonic die Zellen für Teslas Gigafactory in Nevada. Die Fabrik betreiben beide Unternehmen zusammen. Panasonic stellt die Zellen her, Tesla baut diese zu Paketen zusammen. Nicht immer war die Stimmung zwischen den beiden Konzernen gut. Tesla-Chef Elon Musk kündigte auf seinem Battery Day zuletzt an, künftig mit mehreren Zulieferern arbeiten zu wollen, um die Kosten zu reduzieren. Das drückte auf die Stimmung.

Allerdings wollen die Japaner die Zusammenarbeit mit den Amerikanern fortsetzen. Und Musk weiß auch ganz genau, was er an ihnen hat: Aktuell arbeitet Panasonic an der Entwicklung einer neuen Batteriegeneration für sein Unternehmen. Zudem ist Tesla zwar ein wichtiger, längst aber nicht der einzige große Kunde: Eng kooperiert Panasonic außerdem mit Toyota. An einem Joint Venture mit dem Autoriesen hält der Konzern 49 Prozent. Der Aktienkurs ist zuletzt angesprungen. Zu Recht: Im abgelaufenen Quartal übertraf Panasonic selbst höchste Analystenschätzungen.

Hersteller aus Südkorea ziehen davon


Charttechnisch ausgebrochen ist auch der Kurs von Samsung SDI. Die Südkoreaner gehören ebenfalls zu den Topherstellern von Batterien für die Solarindustrie, vor allem jedoch für die Elektromobilität. Kunden sind Hyundai oder Volvo. Im vierten Quartal dürfte der Umsatz kräftig nach oben klettern, zudem baut der Konzern die Kapazitäten aus. Trotz Corona-­Krise sollen sich diese bis Ende 2021 im Vergleich zu 2019 mehr als verdoppeln. Insgesamt konnten die südkoreanischen Unternehmen laut einer Analyse von SNE Research zuletzt ihren asiatischen Wettbewerbern Marktanteile abnehmen. LG Chem, deren Aktien in Deutschland nicht handelbar sind, stieg zum weltweit größten Hersteller auf.

Die Planungen für die vielen neuen Fabriken basieren vor allem auf langfristigen Verträgen mit den Herstellern der Elektroautos. Den Lieferanten gibt das Planungssicherheit, denn die Kosten und das Risiko potenzieller Überkapazitäten sind hoch.

Zu den führenden chinesischen Batterieproduzenten zählt der Konzern BYD: Großteils verwendet er seine Batterien für eigene Autos. Eingesetzt werden sie auch als Stromspeicher für zu Hause. Lange dümpelte der Aktienkurs bei fünf Euro vor sich hin. Im Juni brach der Kurs unseres Dauerfavoriten gewaltig aus und kletterte auf mehr als 20 Euro. Die Chinesen profitieren als führender Hersteller von Elektroautos vor allem davon, dass ihr Land bis zum Jahr 2060 klimaneutral sein will. Allerdings will der Staat in den kommenden Jahren trotz hoher Klimaziele die Subventionen für Elektroautos stark reduzieren. Zudem wird der Wettbewerb härter. Anleger ziehen den Stoppkurs nach.

Auch bei Tesla könnte es in Zukunft noch bessere Einstiegszeitpunkte geben. Der Börsenwert des Konzerns liegt bei 325 Milliarden Euro und damit doppelt so hoch wie der von VW, BMW und Daimler. Noch stehen Teslas Autoverkäufe im Vordergrund, einen kleineren, aber auch wichtigen Part nimmt das Speichersegment ein. Mit der sogenannten Powerwall wird Strom gespeichert, der etwa im Eigenheim über Solaranlagen produziert wird. Im dritten Quartal verdoppelte sich das Produktionsvolumen. Freilich ist das Geschäft mit einem Umsatzanteil von knapp unter zehn Prozent noch gering. Doch Tesla geht davon aus, dass das Speichergeschäft so groß werden kann wie die Autosparte. In Grünheide nahe Berlin plant Tesla die Produktion einer neuen Batteriegeneration. Dort sollen ab Juli 2021 Elektroautos gebaut werden. In der ersten Stufe sind 500 000 Fahrzeuge geplant.

Damit die Batterien für Elektroautos geladen werden können, bedarf es einer ausgeklügelten Infrastruktur. Vor Kurzem an die Börse gegangen ist Compleo. Das Unternehmen bietet Stromtankstellen für die E-Vehikel an. Nachdem der Start an der Börse etwas holprig war, der Emissionspreis lag bei 49 Euro, der erste Kurs lediglich bei 41 Euro, startete der Titel durch und legte in nur wenigen Wochen um knapp 50 Prozent zu. Auch hier gilt: Die Bewertung ist hoch und die Vorschusslorbeeren sind gewaltig. Anleger der ersten Stunde sichern sich auch bei diesem Titel ab.

Auf Batteriesysteme für Nutzfahrzeuge spezialisiert ist Akasol. Die Branche hat hohen Nachholbedarf an Elektrifizierung und die Kundenliste des Unternehmens ist lang: Unter anderen gehören Volvo und Daimler dazu. Eingebaut werden die Batteriemodule vor allem in Busse und Lkw. In den ersten neun Monaten legte der Umsatz auf 40,6 Millionen Euro um rund 30 Prozent kräftig zu. Allerdings liegen beim Unternehmen lediglich noch sieben Millionen Euro in der Kasse, es droht eine Kapitalerhöhung. Die Aktie ist mittlerweile sehr hoch bewertet.

Deutlich kleiner sind die Batterien von Varta. Sie sind unter anderem in den ­Earpods von Apple zu finden - auch ­Samsung ist Kunde. Der Absatz der Lithium-Ionen-­Akkus ist so groß, dass Varta mit der Produktion kaum nachkommt. Bis Ende 2021 soll die Kapazität auf 300 Millionen Batterien jährlich gesteigert werden. In den ersten neun ­Monaten dieses Jahres kletterte der Umsatz um fast 160 Prozent auf 630 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr hoben die Ellwanger erst vergangene Woche ihre Prognose an. Die Nachfrage nach den Mini­akkus ist hoch, der Wett­bewerbsvorsprung dürfte ohn voraussichtlich noch eine ganze Weile halten.

Auf einen Blick: Die Batteriebranche


Trotz Covid-19-Krise investieren die großen Batteriehersteller Milliarden in neue Werke. Vor allem, weil immer mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße kommen. Aber auch die Batteriespeicher im Haushalt legen kräftig zu.