Vor allem die Glyphosat-Klagen in den USA hatten zuletzt schwer auf den Aktien gelastet. Seit Jahresbeginn haben diese fast 40 Prozent eingebüßt. Markus Mayer von der Baader Bank rechnet deshalb damit, dass die Leverkusener auf dem Kapitalmarkttag in London die Investoren zu beruhigen versuchen werden. So könnte der Konzern zum Beispiel mit neuen, ambitionierten mittelfristigen Zielen aufwarten.

Außerdem könnte Bayer Einsparungen von bis zu zwei Milliarden Euro ankündigen, sagte der Analyst. Das "Handelsblatt" berichtete am Dienstag, der Pharma- und Agrarchemiekonzern wolle Kosten einsparen und dafür auch Arbeitsplätze abbauen. Betroffen seien die Geschäfte mit verschreibungsfreien Medikamenten und das Pharma-Segment. Dies deckt sich mit den Erwartungen Mayers.

Der Experte rechnet zudem damit, dass sich Bayer vor den Investoren erneut zu den Risiken aus den Glyphosat-Klagen äußert. Auch Änderungen im Portfolio des Konzerns seien möglich. Hier könnten das Geschäft mit der Tiergesundheit und die Radiologie betroffen sein, ebenso wie die Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta. Insgesamt könne sich Bayer von Beteiligungen im Wert von bis zu 13 Milliarden Euro trennen, mit den Einnahmen die Schulden senken und möglicherweise sogar Aktien zurückkaufen.

Bayer müsse "liefern", um nicht ins Visier strategischer oder gar aktivistischer Investoren zu geraten, sagte der Experte. "Seit Mai 2016, als Bayer erstmals Spekulationen über ein Angebot für Monsanto bestätigt hatte, ist der Börsenwert um fast 40 Milliarden Euro gesunken". Bei Bayer als Konglomerat aus Pharma und Chemie sei die Angst vor einer Übernahme stets virulent gewesen. Denn bei einer Übernahme könne der Käufer "zwei niedrig hängende Früchte" pflücken und so deren Bewertung erhöhen.

Am Vortag schon hatte sich eine Expertin vor der Investorenveranstaltung vorsichtig optimistisch für Bayer geäußert. Jo Walton von der Credit Suisse rechnete in ihrer Studie vom Dienstag damit, dass erstmals seit der Monsanto-Übernahme konkrete Planungen offengelegt werden. Sie betonte dabei, dass sie die Bayer-Aktie im Branchenvergleich als derzeit klar unterbewertet ansieht.

dpa-AFX