Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat mit einem Übernahmeangebot für den umstrittenen US-Saatguthersteller Monsanto seine Anleger vergrault. Der Aktienkurs des im Dax notierten Unternehmens ist seit der Bekanntgabe der vorläufigen Kaufgespräche am vergangenen Donnerstag um fast zehn Prozent eingebrochen (Stand 24.05.2016). Viele Investoren kritisieren nicht nur den hohen Kaufpreis von 62 Milliarden Dollar, sondern auch die Offerte an sich. Die Befürchtung: Der extrem schlechte Ruf von Monsanto könnte dem Image von Bayer dauerhaft schaden.

Am Dienstag wies Monsanto das Angebot zurück, erklärte sich aber offen für Verhandlungen. Bayer wiederum bekräftigte am Mittwoch seinen Vorschlag und ließ eine Anhebung des Angebots offen. Man sehe konstruktiven Gesprächen entgegen, hieß es aus dem Management. Die "für beide Seiten überzeugende Transaktion" solle weiterhin gemeinsam zum Abschluss gebracht werden.

Durch die Ablehnung des Angebots ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass Bayer seine Offerte hochschraubt und die Anleger weiter abschreckt. Doch ist die Angst vor Monsanto berechtigt? BÖRSE ONLINE hat die Einschätzungen der Analysten untersucht - und ist zu einem interessanten Ergebnis gekommen.

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Was Analysten zur Monsanto-Offerte sagen



Der Großteil der Analysten gibt sich nach dem Übernahmeangebot von Bayer für Monsanto neutral bis positiv. Die meisten Experten ließen ihre Einschätzungen für die Dax-Aktie unverändert. Einige senkten lediglich ihre Kursziele. Verkaufsempfehlungen wurden nicht ausgesprochen, dafür aber zahlreiche Halte- und Kaufempfehlungen. Auffällig ist, dass es dennoch viele kritische Anmerkungen zu dem möglichen Zusammenschluss gab - selbst bei den eindeutigen Befürwortern.

Hier eine Auflistung der wesentlichen Pro- und Contra-Punkte:

Pro

- Der Zusammenschluss ist auf lange Sicht operativ und finanziell sinnvoll.

- Bayer könnte dürfte seine Position auf dem Agrochemiemarkt deutlich verbessern.

- Die Gewinne und Margen könnten erheblich steigen.

- Bayer kann noch viel Potenzial ausschöpfen - vor allem im Pharmageschäft.

- Nach dem jüngsten Kursrutsch überwiegt das Aufwärtspotenzial.

- Fundamental bleibt die Bayer-Aktie ein Kauf.


Contra

- Die Investoren haben große Bedenken und müssen noch überzeugt werden.

- Das Kaufangebot ist unerwartet hoch.

- Die Risiken und Schulden könnten massiv steigen.

- Bayer könnte eine Kapitalerhöhung durchführen.

- Es herrschen viele regulatorische Unsicherheiten.

- Die Sicherheitsmargen für eine Wertseigerung sind zu gering.

- Der Aktienkurs kann trotz der bereits eingepreisten Risiken weiter fallen.

- Der Mehrwert des Pharmageschäfts schwindet, wenn Bayer sein Kaufangebot erhöht.

Einen Überblick über die jüngsten Aktienempfehlungen zu Bayer finden Sie hier.

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30 Prozent Kurspotenzial



Eine Auswertung der Datenbank des Finanzdienstleisters Bloomberg zeigt, dass rund die Hälfte der Analysten die Bayer-Aktie als Halteposition sieht. Fast genauso viele empfehlen sie zum Kauf. Ein winziger Bruchteil rät vom Papier ab. Der Kurspotenzial beläuft sich demnach auf knapp 30 Prozent - trotz der Risiken.

Aktie Bayer
Konsensrating 3,84
Buys 43,8 %
Holds 53,1 %
Sells 3,1 %
12M. Zielkrs. 114,21 Euro
Letzter Kurs 87,89 Euro
Ertragspotential 29,9 %
LTM Rendite -33,5 %


Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Der Prozentsatz aller Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen.

Holds: Der Prozentsatz aller Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten.

Sells: Der Prozentsatz aller Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen.

12M. Zielkurs: 12-monatiger Konsenszielkurs

Letzter Kurs: Stand 25.05.2016

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential auf Basis des Konsenszielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: Rendite des Wertpapiers in den letzten 12 Monaten

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Was BÖRSE ONLINE empfiehlt



Aus Sicht von BÖRSE ONLINE überwiegen die Risiken eindeutig die Chancen. Das Kaufangebot von Bayer für Monsanto zu hoch. Die Verschuldung dürfte steigen und die geplante Kapitalerhöhung den Gewinn je Aktie verwässern. Zudem wird durch den Strategieschwenk hin zu einem halben Agrarchemiekonzern die Abhängigkeit von stark schwankenden Rohstoffpreisen verstärkt. Das könnte institutionelle Investoren abschrecken. Und nicht zu vergessen: Monsanto gilt als eines der miesesten Unternehmen der Welt - das könnte dem Image von Bayer dauerhaft schaden. Wir stufen die Aktie auf "Verkaufen" herunter.

Bayer (blau) versus Dax (schwarz) in den vergangenen 12 Monaten