So machten Chemikalien in Roundup den Unkrautvernichter giftiger als Glyphosat alleine, was den Krebs von Hardeman verursacht habe, sagte Anwältin Aimee Wagstaff. Bezirksrichter Vince Chhabria rügte Wagstaff daraufhin, weil sie sich auf interne Kommunikation der Bayer-Tochter Monsanto bezogen habe, die in der ersten Verhandlungsphase nicht als wissenschaftlicher Beweis zugelassen sei.

Chhabria hatte Ende Januar erklärt, dass Informationen über die angebliche Einflussnahme des Unternehmens auf Wissenschaftler der Jury nicht vorenthalten werden sollten. Andere interne Dokumente wie E-Mails von Monsanto-Mitarbeitern über Lobby-Anstrengungen gehörten aber nicht in die erste Verhandlungsphase. Diese Beweismittel würden erst in einem weiteren Schritt zugelassen - wenn festgestellt werde, dass Glyphosat die Krebserkrankung von Hardeman verursacht habe und das Verfahren in eine zweite Phase gehe.

Bayer-Anwalt Brian Stekloff weist die Vorwürfe zurück. Seiner Aussage nach gibt es keinen Zusammenhang zwischen Roundup und Krebserkrankungen. Stekloff betonte, dass die Zahl der Fälle von Non-Hodgkin-Lymphom, einer bösartigen Form von Lymphdrüsenkrebs, in den 1990er Jahren in den USA konstant geblieben sei, selbst als der Gebrauch von Roundup merklich angestiegen war.

TAUSENDE WEITERE KLAGEN



Der Fall des Kaliforniers Hardeman gilt als sogenannter "Bellwether Trial" - einer von mehreren repräsentativen Fällen, die bei Produkthaftungsklagen in den USA häufig genutzt werden, um etwa die Schadensspanne und Möglichkeiten für einen Vergleich zu bestimmen. Er könnte die Richtung für mehr als 760 weitere bei dem Gericht in San Francisco anhängige Verfahren vorgeben. Als Erfolg für Bayer war gewertet worden, dass der Richter dem Antrag des Konzerns stattgegeben hatte, das Verfahren in zwei Phasen aufzuteilen. Dadurch kann der Kläger seine Vorwürfe, Monsanto habe versucht, Behörden und die öffentliche Meinung zu manipulieren, nicht schon am Anfang des Prozesses vorbringen.

Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemie-Konzern, der den Glyphosat-Entwickler Monsanto im vergangenen Sommer für 63 Milliarden Dollar übernommen hatte, sieht sich in den USA wegen des Unkrautvernichtungsmittels mit mehr als 9300 Klägern konfrontiert. Bayer hat die Vorwürfe bestritten und verweist darauf, dass Zulassungsbehörden weltweit Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten. Monsanto war im vergangenen Jahr von einem kalifornischen Geschworenengericht zur Zahlung von 289 Millionen Dollar Schadenersatz an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt worden. Später wurde die Summe zwar auf 78 Millionen Dollar reduziert, doch Glyphosat wurde immer noch für die Krebserkrankung des Mannes verantwortlich gemacht. Die Bayer-Aktie hatte infolge des Urteils an der Börse massiv an Wert verloren. Am Dienstag notierten die Papiere unauffällig.

rtr