Bayer hat seit Jahren mit den Auswirkung der Monsanto Übernahme zu kämpfen. Ist jetzt endlich Besserung in Sicht? Von Valentin Redl

Neuer Chef, neuer Kurs

Seit Juni 2023 ist Bill Anderson der neue Vorstandsvorsitzende von Bayer. Der US-Amerikaner hat zuvor die Pharmasparte von Roche geleitet und gilt als erfahrener Manager. Er hat sich vorgenommen, Bayer zu einem führenden Unternehmen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung zu machen. Dafür will er die Strukturen vereinfachen, die Kosten senken und die Innovationen beschleunigen.

Anderson hat bereits erste Schritte eingeleitet, um seine Vision umzusetzen. So hat er angekündigt ein Programm zur Effizienzsteigerung zu starten. Zudem will er die Forschung und Entwicklung stärken und in neue Technologien investieren. Ein Beispiel dafür ist die geplante Investition von 220 Millionen Euro in eine neue Einrichtung für Pflanzenschutzforschung am Standort Monheim. Auch die Zusammenarbeit mit externen Partnern soll ausgebaut werden, wie die jüngste Kooperation mit Vividion Therapeutics zeigt, einem Unternehmen, das sich auf Geneditierung spezialisiert hat.

Hoffnung auf Rechtsfrieden

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Neuausrichtung von Bayer ist die Beilegung der Rechtsstreitigkeiten um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das Bayer mit der Übernahme von Monsanto 2018 erworben hat. Seitdem sieht sich der Konzern mit zahlreichen Klagen von US-Kunden konfrontiert, die Glyphosat für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Bayer bestreitet einen ursächlichen Zusammenhang, hat aber dennoch einen milliardenschweren Vergleich ausgehandelt, um die meisten Fälle abzuschließen. 

Allerdings hat ein US-Berufungsgericht einen Teil des Vergleichs abgelehnt, der sich auf künftige Klagen bezieht. Das bedeutet, dass Bayer weiterhin mit Unsicherheit und Rechtsrisiken konfrontiert ist. Der Konzern hat jedoch einen Plan vorgelegt, um eine langfristige Lösung zu finden. Dazu gehört unter anderem, dass Bayer keine Glyphosat-Produkte mehr an US-Privatkunden verkaufen will und stattdessen auf biologische Alternativen setzen will.

Attraktive Bewertung

Die Bayer-Aktie hat in den letzten Jahren deutlich an Wert verloren. Seit dem Hoch im Juni 2015 bei 146 Euro ist der Kurs um mehr als zwei Drittel gefallen. Aktuell notiert die Aktie bei rund 49 Euro (Stand: 18.09.2023). Damit ist Bayer an der Börse nur noch knapp 48 Milliarden Euro wert. Das entspricht einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 33 für das laufende Jahr.

Die niedrige Bewertung könnte eine gute Einstiegschance sein oder sie spiegelt die Skepsis der Anleger über die Zukunftsfähigkeit von Bayer wider. Bayer hat im ersten Halbjahr 2023 keine überzeugenden Zahlen geliefert. Der Umsatz fiel um 6 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 16 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Andererseits verfügt Bayer über ein diversifiziertes Portfolio, das von langfristigen Trends wie der alternden Bevölkerung, der steigenden Nachfrage nach gesunder Ernährung und sogar einer möglichen Bekämpfung des Klimawandels profitieren könnte.

Charttechnische Chancen

Die Bayer-Aktie befindet sich seit Anfang 2018 in einem langfristigen Abwärtstrend. Dabei hat sie mehrere wichtige Unterstützungen durchbrochen, wie die 100-Euro-Marke im Oktober 2018, die 70-Euro-Marke im Mai 2019 und die 50-Euro-Marke im August 2020. Aktuell bewegt sich die Aktie in einer engen Handelsspanne zwischen 48 Euro und 51 Euro.

Um eine Trendwende zu signalisieren, müsste die Aktie zunächst die obere Begrenzung der Spanne nachhaltig überwinden. Dann könnte sie weiteres Potenzial bis zur nächsten Widerstandszone bei 55 Euro haben, wo sich die fallende 200-Tage-Linie befindet. Darüber liegen weitere Hürden bei 60 Euro und 65 Euro. Umgekehrt könnte ein Bruch der unteren Begrenzung der Spanne einen weiteren Abverkauf auslösen. Dann wären die nächsten Unterstützungen bei 40 Euro und 35 Euro zu finden.

Bayer (WKN: BAY001)

Nächste Klage

Die Bayer Aktie bleibt zwar spannend. Bevor allerdings die mit Rechtsrisiken nicht vollständig ausgeräumt sind, heißt es Finger weg!

Denn tatsächlich könnte Bayer nun der nächste Prozess ins Haus stehen. Denn seit Donnerstag hat Bayer jetzt eine Klage wegen angeblicher Spätfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB am Hals. Analyst Sebastian Bray (Berenberg) geht nun um das Thema PCB davon aus, dass es Bayer eine einstellige Milliardensumme kosten könnte.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.