Mit einem Kursplus von 14 Prozent seit Jahresanfang gehört die Bayer-Aktie zu den großen Gewinnern im Dax. Die jahrelange Kurstalfahrt des Agrarchemie- und Pharma-Konzerns nach der unsäglichen Übernahme des Monsanto-Konzerns könnte sich dem Ende zuneigen. Gleich drei Argumente sorgen derzeit für einen Aufschwung.

Aktivistischer Investor drängt auf Aufspaltung

Beim Pharma- und Chemiekonzern Bayer wird der Druck auf das Management offenbar immer größer. Eingeweihten Kreisen zufolge hat nun auch der aktivistische Investor Bluebell Capital Partners einen Anteil an dem Dax-Konzern aufgebaut. Dieser dränge auf die Aufspaltung des Unternehmens, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zudem fordere er eine Überarbeitung der Grundsätze der Unternehmensführung.

Bluebell habe in den vergangenen Monaten Gespräche mit dem Verwaltungsrat von Bayer geführt, hieß es in den Kreisen weiter. Dabei habe der Investor die Abspaltung der Agrar-Sparte vorgeschlagen. Dies würde den Wert für die Aktionäre um mehr als 70 Prozent steigern. Zudem habe Bluebell darauf gedrängt, den Verkauf oder die Börsennotierung der Konsumsparte zu prüfen. Schließlich habe der Investor einen neuen, unabhängigen Aufsichtsratschef gefordert.

Weiterer Großinvestor kaufte Bayer-Aktien

Zum Wochenstart war bereits bekannt geworden, dass der Fonds Inclusive Capital Partners des aktivistischen US-Investors Jeff Ubben knapp 8,2 Millionen Papiere des Bayer-Konzerns erworben hat. Dies entspricht einer Beteiligung von 0,83 Prozent. Druck macht aber wohl auch der singapurische Staatsfonds Temasek, der mit mehr als drei Prozent einer der größten Anteilseigner ist.

Bayer ist ein interessantes Ziel für aktivistische Investoren, die auf die Geschicke eines Unternehmens direkt Einfluss nehmen wollen. So ist der Aktienkurs weiter schwer von den Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA gezeichnet, wenngleich es hier mittlerweile deutlich besser aussieht. Zudem monieren einige Branchenexperten immer wieder die Konglomerat-Struktur des Konzerns.

Seit der 63 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des US-Agrarchemie-Riesen Monsanto im Jahre 2018 steht Bayer unter Druck von Investoren. Rechtsstreitigkeiten um das umstrittene Glyphosat-Produkt der Amerikaner in den Vereinigten Staaten haben die Nerven der Anleger seitdem schwer belastet.

Bayer-Chef vor Ablösung

In der Vergangenheit haben bereits andere aktivistische Investoren wie Elliott Investment Management eine Aufspaltung des Konzerns gefordert. Das Bayer-Management um den oft kritisierten Bayer-Chef Werner Baumann hatte dies aber abgelehnt und auch auf Überschneidungen bei der Pharma- und der Agrarforschung, etwa mit Blick auf Gentechnik, verwiesen. Eventuell könnte sich das unter einem neuen Konzernchef ändern. Offiziell geplant ist der Abschied von Baumann für Frühjahr 2024. Schon auf der nächsten Hauptversammlung im April 2023 könnte ein Nachfolger präsentiert werden.

An der Börse sorgten die Neuigkeiten um die Großinvestoren für kräftigen Auftrieb bei der Bayer-Aktie. Am Mittwoch-Vormittag steigt das Papier weiter auf 55,50 Euro – allein gegenüber dem Xetra-Schlusskurs vom Dienstag ein weiterer Aufschlag um 2,8 Prozent. Seit Jahresende 2022 beträgt das Kursplus 14 Prozent. Die 200-Tage-Linie verläuft aktuell bei 56 Euro.

Bayer (WKN: BAY001)

Bayer erwartet Milliarden-Erlöse durch neue Medikamente

Auslöser des Kurssprungs am Dienstag waren zudem Prognosen des Pharmakonzerns für neue Medikamente, dank derer die Leverkusener die perspektivisch wegbrechenden Erlöse mit den Kassenschlagern Xarelto und Eylea mittelfristig mehr als wettmachen wollen. Vier wichtige Wachstumstreiber sollen es in Summe auf einen Spitzenumsatz von mehr als zwölf Milliarden Euro bringen.

Die britische Investmentbank Barclays hat das Kursziel für Bayer von 80 Euro am Dienstag bestätigt. Analystin Emily Field hält die Einflussnahme des aktivistischen Investors Jeff Ubben für vorteilhaft. Die seit Monaten negative Stimmung zur Aktie des Agrarchemie- und Pharma-Unternehmens könnte sich dadurch drehen, schrieb sie.

Auch BÖRSE ONLINE ist mittlerweile trotz der immer noch nicht ganz gelösten Causa Glyphosat zuversichtlich für die weiteren Aussichten der Bayer-Aktie und hat bereits im November zum Kauf der Papiere geraten. Der Dax-Konzern ist mit einem KGV von 9 und einer Dividendenrendite von knapp vier Prozent günstig bewertet. Das Kursziel lautet 78 Euro.


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(Mit Material von dpa-AFX)