Seit Jahren sträubt sich Bayern gegen das Aufstellen von Windkrafträdern. Doch nun will man plötzlich selbst Erneuerbare Energien erzeugen. Die Wasserkraftwerke von Uniper haben es Freistaat-Umweltminister Thorsten Glauber angetan. "Wir brauchen eine Revolution im Energiesektor", sagt er. Eine staatliche Energieversorgung. Für Bayern.

Der Freistaat Bayern sollte laut Umweltminister Thorsten Glauber künftig selbst erneuerbare Energien erzeugen. "Der brutale Angriffskrieg in der Ukraine zeigt: Wir müssen die Energieversorgung der Zukunft neu denken. Wir brauchen eine Revolution im Energiesektor", sagte der Freie-Wähler-Politiker am Donnerstag. Der Dreiklang dazu müsse lauten: "Von Bayern, in Bayern und für Bayern."

Glauber sieht als zentrale Aufgabe die Versorgungssicherheit für die Menschen und die Wirtschaft. "Insbesondere der Ausbau der erneuerbaren Energien muss deutlich beschleunigt werden", so der bayerische Umweltminister.

Bayern will Uniper-Kraftwerke vom Bund zurück

In einem ersten Schritt einer staatlichen Energieversorgung würde sich die Wasserkraft anbieten. "Aktuell bietet die Übernahme von Uniper SE durch den Bund die Möglichkeit, Wasserkraftwerke der Uniper Kraftwerks GmbH zu übernehmen. Insgesamt geht es dabei um 97 Wasserkraftanlagen mit zusammen rund 970 Megawatt Leistung und rund 4.800 Gigawattstunden Stromertrag pro Jahr in den Kraftwerksgruppen Donau, Isar, Lech und Main", sagte Glauber. Die Wasserkraftanlagen würden rund ein Drittel der bayerischen Stromproduktion aus Wasserkraft erzeugen.

Mit seiner Forderung ist Glauber nicht alleine: Die Grünen im bayerischen Landtag setzen sich seit Jahren für die Rückführung der Wasserkraft in die öffentliche Hand ein. "Die CSU hat die Kronjuwelen der bayerischen Energieversorgung in den 1990er und 2000er Jahren verscherbelt: die Wasserkraftwerke an Donau, Lech, Isar und Main. Jetzt öffnet sich ein Zeitfenster, um diesen Fehler zu beheben", sagte Fraktionschef Ludwig Hartmann. Die Kraftwerke seien jetzt im Eigentum des Bundes. "Wir wollen sie wieder in die Hände der Menschen in Bayern legen."

"Historische Chance"

Hartmann weiter: "Wir können damit den Dreiklang aus Stromproduktion, Hochwasserschutz und Schutz der Gewässerökologie wieder in öffentlicher Hand vereinen. Das ist eine historische Chance. Auch die Anrainerkommunen sollen davon profitieren - ob durch eine kommunale Beteiligung oder Umweltgelder wie in Südtirol. Wir wollen die Bayerische Wasserkraft als Grundstock für eine Bayerische Energiegenossenschaft."

Für den Betrieb der Wasser-Anlagen wäre eine neue Betreibergesellschaft vorstellbar. "Mit diesem Vorschlag werden wir auf den Bund zugehen", so Glauber. Wichtig sei, dass sich jetzt schnell und konsequent etwas bewegt." Konkret würde dies bedeuten, dass Bayern dem Bund die besagten Wasserkraftwerke abkaufen müsste.

Mitte September hatte der Bund mitgeteilt, Deutschlands wichtigsten Gasimporteur Uniper praktisch vollständig übernehmen zu wollen. Hintergrund ist die komplette Einstellung der vertraglich vereinbarten Gaslieferungen aus Russland.

Uniper-Aktie im Aufwind

Heute steigt die Uniper-Aktie – wohl auch beeinflusst durch die bayerischen Pläne – um mehr als fünf Prozent auf zeitweise 3,68 Euro und gehört damit zu den Tagessiegern im SDax.

Uniper (WKN: UNSE01)

Fazit

Die Zukunft der Uniper-Wasserkraftwerke dürfte auch unabhängig von einem möglichen Kauf durch Bayern gesichert sein. Anders sieht es beim Gas aus – der Haupteinnahmequelle von Uniper. Die Gaskrise dürfte weiterhin eine nachhaltige Erholung der Uniper-Aktie verhindern. BÖRSE ONLINE rät von einem Einzel-Engagement in Uniper nach wie vor ab.

Wer aber auf die Flüsiggasbranche setzen und das Risiko verteilen möchte, der erhält auch die Uniper Aktie im BÖRSE ONLINE Flüssiggas-Index. In diesem von der Redaktion zusammengestellten Index-Zertifikat mit der WKN DA0ABT befinden sich 20 Aktien, die auf den Megatrend Flüssiggas (LNG) setzen. 

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