Aus weniger mehr machen ist ein Zeichen von Stärke. Die Börse sieht das derzeit beim Getränkehersteller Berentzen anders. Sehr gute Quartalszahlen und eine Prognoseanhebung für 2021 gehen am Kurs spurlos vorüber. Einiges spricht jedoch dafür, dass sich die operativen Verbesserungen fortsetzen werden. Weil die Aktie vor gut vier Jahren schon einmal doppelt so viel kostete wie aktuell, ist sie eine heiße Wette mit solider Basis.

Der Traditionskonzern aus Haselünne ist der einzige deutsche Getränkeanbieter an der Börse. Berentzen ist vor allem bekannt für Produkte wie den legendären Apfelkorn. Zum Bereich Spirituosen gehören aber noch viele weitere Marken, darunter Puschkin Vodka, Doornkaat oder Bommerlunder. Daneben stellt Berentzen auch alkoholfreie Getränke her, etwa Mineralwasser und Fruchtgetränke. Bekannt ist die Marke Sinalco. Großes Potenzial hat vor allem die junge Softdrinkmarke Mio Mio, die gerade bei jüngeren Konsumenten schon recht gute Erfolge aufweist. Zudem hat Berentzen ein Frischsaftsystem im Angebot. Damit können etwa in Gaststätten oder im Lebensmittelhandel frische Orangen zu Saft verarbeitet werden. Abgerundet werden die Aktivitäten von Verkäufen aus dem Hofladen in den historischen Gebäuden am Stammsitz.

Marge verbessert sich

Einige Geschäftsbereiche des Konzerns haben unter der Corona-Pandemie gelitten, vor allem das Geschäft mit der Gastronomie. Das belastet auch noch das laufende Geschäftsjahr. Der Rückgang der Erlöse in den ersten neun Monaten um 6,3 Prozent auf 105,8 Millionen Euro ist allerdings vor allem durch den Wegfall eines margenschwachen Abfüllauftrags für einen großen Getränkekonzern entstanden. Berentzen hat zudem die Kosten reduziert. Das Ergebnis: Das Betriebsergebnis nach neun Monaten landete bei 5,1 Millionen Euro, die Marge verbesserte sich auf 4,8 Prozent. Dass im dritten Quartal die Marge bereits bei über sechs Prozent landete, macht Hoffnung auf das vierte Quartal, das wegen des Weihnachtsgeschäfts in der Regel stärker ausfällt.

Weil das Unternehmen über einen hohen Cashflow und eine solide Bilanz verfügt, ist die Börsenbewertung von 62 Millionen Euro gemessen an den hohen Multiplikatoren anderer Getränkekonzerne sehr preiswert. Das gilt umso mehr, als Berentzen in einem normalisierten Umfeld wieder wachsen kann. Aus weniger mehr machen gilt auch hier: Berentzen will die Wachstumsinitiativen auf weniger Projekte beschränken. Ausgebaut wird etwa das Likörgeschäft. Der große Joker ist der Ausbau der Softdrinkmarke Mio Mio. Hier kann der Hebel hoch sein, wenn das Getränk in der jungen Zielgruppe weiter Marktanteile gewinnt.

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