Am Nachmittag kostete die Währung 1,2585 Dollar. Börsianern zufolge setzten Anleger darauf, dass May die parteiinterne Machtprobe übersteht. Die Regierungskrise wäre damit aber nicht beendet. "Selbst im Falle, dass die Premierministerin die Abstimmung gewinnen sollte, kann ein Rücktritt nicht ausgeschlossen werden", warnte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Die Zahl an Ablehnungen in den eigenen Reihen wird groß sein - so groß, dass ein Weiterregieren nur schwer möglich sein wird."

Ein Sieg Mays bedeute zudem nicht, dass die ausgehandelte Scheidungsvereinbarung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU das britische Parlament automatisch passieren werde, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Das politische Patt könne nur durch Neuwahlen oder ein zweites Brexit-Referendum aufgebrochen werden.

GERÜCHTE ÜBER NEUWAHLEN IN ITALIEN

Am Anleihemarkt kursierten Gerüchte über vorgezogene Wahlen in Italien. "Dies könnte zu stabileren politischen Verhältnissen führen", sagte Anlagestratege Andy Cossor von der DZ Bank. Die gestiegene Nachfrage nach italienischen Bonds drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 2,973 von 3,118 Prozent. Italienische Aktien waren ebenfalls gefragt. Der Leitindex der Mailänder Börse stieg um 1,8 Prozent.

Einem Zeitungsbericht zufolge strebt Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini Neuwahlen an. Offenbar wolle der Chef der rechten Lega die aktuell starken Umfragewerte seiner Partei nutzen, sagte Anlagestratege Peter Chatwell von der Investmentbank Mizhuo. Derzeit bildet die Lega mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung eine Koalition.

Außerdem berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, die italienische Regierung wolle im Streit mit der EU-Kommission nachgeben und die Neuverschuldung 2019 auf zwei von 2,4 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung senken. Der italienische Bankenindex stieg daraufhin um bis zu 2,6 Prozent.

VERSÖHNLICHE TÖNE VON TRUMP IM HANDELSSTREIT

Erleichtert reagieren Investoren auf Aussagen von US-Präsident Donald Trump in einem Reuters-Interview. Er stellte darin weitere Verhandlungen zur Beilegung des Handelskonflikts mit China in Aussicht. Außerdem wolle er die geplante Anhebung der Strafzölle auf chinesische Waren vorerst auf Eis legen. "Der Ton von Trump klingt vorweihnachtlich versöhnlich", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Zurückhaltung ob der Unberechenbarkeit des US-Präsidenten bleibt allerdings angebracht."

Die Aussicht auf eine Senkung der chinesischen Strafzölle auf US-Autos gab den europäischen Herstellern Auftrieb. Der Branchenindex legte 1,3 Prozent zu. Firmen wie BMW oder Daimler exportieren in den USA gefertigte Geländewagen nach China.

rtr