Der Aufstieg von Biogen Idec zu einem der weltweit größten Biotechunternehmen führte über die Leiden von Multiple-Sklerose-Patienten. Ihre Schmerzen erträglicher zu machen und den Krankheitsverlauf zumindest zu verlangsamen steht bei Biogen im Fokus. Den Anfang machte 1996 Avonex, und bis zum heutigen Tag folgten fünf weitere Medikamente zur Behandlung dieser schubförmig verlaufenden Krankheit, unter der allein in Deutschland 150 000 Menschen leiden.

In den vergangenen fünf Jahren wurden mehr als 800 000 Patienten weltweit mit MS-Therapien von Biogen behandelt. Jüngster Megaseller ist das 2013 zugelassene Heilmittel Tecfidera. Anders als die meisten bislang zugelassenen Substanzen kann die Arznei täglich als Tablette eingenommen und muss nicht mehr gespritzt werden. Doch das hat seinen Preis: 186 US-
Dollar kostet eine Pille.

Auf Seite 2: Portfolio konsequent erweitert





Portfolio konsequent erweitert



Ebenfalls mit MS-Arzneien auf dem Markt sind Pharmakonzerne wie Novartis, Bayer und Sanofi. Keiner dieser Wettbewerber verfügt jedoch über eine Produktpalette wie Biogen. Dessen Konzernlenker George Scangos hat seit seinem Amtsantritt 2010 das Technologieportfolio ausgebaut und den Eintritt in andere Krankheitsfelder forciert. Mit Erfolg. Zwei Substanzen zur Behandlung der Bluterkrankheiten Hämophilie A und B wurden 2014 zugelassen. Hinzu kommt das Präparat Gazyva zur Behandlung von Leukämie.

Diese Newcomer sorgten dafür, dass sich das Gewinnwachstum von Biogen in den vergangenen zwei Jahren auf 35 beziehungsweise 58 Prozent beschleunigte. Dieses Tempo ist auf Sicht der kommenden Jahre nicht zu halten. Gleichwohl soll die hohe Wachstumsdynamik mit einer Vielzahl neuer Produkte langfristig gewahrt bleiben. "Biogen hat unter Scangos seine Entwicklungspipeline mit einer Vielzahl von Kooperationen verbreitert. Milliardenschwere Zukäufe von marktreifen Produkten benötigt das Unternehmen derzeit nicht", erklärt Christian Lach, Portfoliomanager bei Bellevue Asset Management.

Jüngster Coup ist die Allianz mit der US-Firma AGTC im Bereich der Gentherapie. Dabei geht es um eine Forschungskooperation im Bereich genetisch bedingter Augenerkrankungen. Biogen erhofft sich davon auch ein besseres Verständnis von Nervenerkrankungen. So ist beispielsweise die optische Neuritis, eines der Forschungsfelder mit Kooperationspartner AGTC, eine Erkrankung des Sehnervs, die häufig auch Multiple-Sklerose-Patienten betrifft.

Auf Seite 3: Alzheimer-Kandidat





Alzheimer-Kandidat



Das zweifellos spannendste Projekt in der Entwicklungspipeline von Biogen ist der Alzheimer-Wirkstoff BIIB-037. Diesem Präparat gelang es als bislang einzigem klinischen Kandidaten, bereits in der klinischen Anfangsphase die Amyloid-Ablagerungen im Hirngewebe anzugreifen, die zur Verringerung der geistigen Fähigkeiten von Alzheimer-Patienten führen. Zugleich verlangsamte sich mit BIIB-037 der Abbau kognitiver Fähigkeiten. Das macht Hoffnung, auch wenn bislang kein klinischer Test mit diesem Ansatz den Durchbruch geschafft hat. "Biogen hat anders als die Wettbewerber für die klinischen Studien nur solche Patienten im Frühstadium der Krankheit einbezogen, bei denen erwiesenermaßen auch die Amyloid-Plaques im Gehirn vorhanden sind", meint Noushin Turner, bei der Deutschen Asset & Wealth Management Fondsmanagerin des DWS-Biotech-Fonds. Biogen will noch in diesem Jahr mit der Patientenrekrutierung für zwei weitere klinische Studien in der Endphase III beginnen. Erste Ergebnisse sind für 2017 zu erwarten.

Dementsprechend groß ist bei Biogen Idec der Risikohebel nach oben und unten. Einen Rückschlag sollte Biogen dank seiner breiten Produktpalette jedoch gut wegstecken können. Das Unternehmen ist mit seinen margenstarken Produkten und der Entwicklungspipeline gut aufgestellt. Beste Voraussetzungen dafür, dass die Wachstumsdynamik anhält und der Aktienkurs weiter steigt.

Auf Seite 4: Biogen Idec auf einen Blick







Auf Seite 5: Investor-Info







Auf Seite 6: Die Konkurrenten im Vergleich