"Heute bringen wir Ordnung in den Wilden Westen der Kryptowährungen und legen klare Regeln für einen harmonisierten Markt fest", sagte am Donnerstag Stefan Berger (EVP), der für das EU-Parlament an den Verhandlungen teilnahm. Auf Twitter schrieb er, Kryptoasset-Anbieter sollten künftig den Energieverbrauch und die Auswirkungen von Assets auf die Umwelt offenlegen. "Europa ist der erste Kontinent mit einer Krypto-Asset-Regulierung."

Krypto-Plattformen müssen künftig Informationen über Sender und Empfänger ermitteln, wenn sie Transaktionen abwickeln. Es spielt dabei keine Rolle, wie hoch der überwiesene Betrag ist. Im Fall einer Ermittlung wegen Geldwäsche oder Terrorismus müssen die Anbieter die Information auch an die zuständigen Behörden weiterleiten.

Direkte Transfers bleiben außen vor


Die EU fokussiert sich bei den Maßnahmen gegen Krypto-Geldwäsche auf die Stelle, an der Bitcoin, Ether und andere Digitalwährungen in herkömmliches Geld wie Euro oder US-Dollar umgetauscht werden. Daher bleiben direkte Transfers zwischen Inhabern von plattformunabhängigen Krypto-Wallets außen vor. Sie wären aber ohnehin schwer zu kontrollieren.

Eine Sonderregelung gibt es zudem, wenn Krypto-Plattformen wie Coinbase, Crypto.com oder Binance Transaktionen mit solchen unabhängigen Wallets abwickeln: Hier greift die Informationspflicht ab Beträgen ab 1.000 Euro.

Die Markets in Crypto Assets (MiCA) genannte Regelung soll etwa Ende 2023 in Kraft treten. Kryptowährungen sind gegenwärtig kaum reguliert. Insbesondere in den USA und Großbritannien gibt es trotz einer vergleichsweise weiten Verbreitung keine strengen Vorschriften.

Bitcoin rutscht wieder ab


Der Kurs des Bitcoin , der ältesten und größten Digitalwährung, fiel am Donnerstag auf der Handelsplattform Bitfinex teilweise unter 19.000 US-Dollar. Danach folgte ein Stabilisierungsversuch: Bis über 21.000 Dollar zog der Bitcoin an. Am Freitag-Vormittag schwankt der Bitcoin wieder unter der 20.000-Dollar-Marke.

Seit Monaten befindet sich die Kryptodevise auf dem absteigenden Ast, im November 2021 wurden für einen Bitcoin noch rund 69.000 Dollar gezahlt. Ethereum als zweitgrößte Kryptowährung rutschte vom Allzeithoch bei gut 4800 Dollar im November zeitweise unter 900 Dollar ab und notiert am Freitag bei etwa 1.070 Dollar.

Verwerfungen wegen TerraUSD


Zuletzt war es bei Kryptowährungen zu großen Verwerfungen gekommen. Auch Stablecoins gerieten massiv unter Druck, obgleich bei diesen eigentlich Kurskapriolen ausgeschlossen werden sollten, da sie an andere Werte wie etwa den Dollar gebunden sind.

Bei Cyberdevisen wie Bitcoin, bei denen das nicht der Fall ist, sind große Kurssprünge dagegen an der Tagesordnung. Dennoch war es beispielsweise kürzlich beim Stablecoin TerraUSD zu einem regelrechten Kursverfall gekommen. Zeitweise war der Bitcoin sogar unter 18.000 Dollar gerutscht und damit den tiefsten Stand seit Ende 2020. Auch der Zinsanstieg an den Kapitalmärkten hat den Internet-Währungen schwer zugesetzt.

Experten sehen den neuen "Kryptowinter" laut Reuters als Teil des Reifungsprozesses der Branche. "Krypto als Anlageklasse ist gekommen, um zu bleiben", sagte etwa Tracey McDermott, Compliance-Chefin der britischen Bank Standard Chartered. Bei vielen Kreditinstituten hat ein Umdenken stattgefunden. Denn die hinter Cyber-Devisen steckende Blockchain-Technologie bietet Möglichkeiten, die weit über Spekulation hinausgehen und die Finanzbranche umkrempeln könnten. mmr mit dpa und rtr

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin, Ethereum.