Am Dienstag vergangener Woche sank der Bitcoin (BTC) erstmals seit seinem jünsten Höhenflug wieder unter die Marke von 10.000 US-Dollar. Bereits im Tagesverlauf lief der Kurs aber wieder in den fünfstelligen Bereich. Seitdem hat er sich wieder auf einem Niveau über 11.000 USD stabilisiert. Am Montag hat er im Tagesverlauf kurzzeitig bereits wieder 12.000 USD überschritten. War’s das schon mit der Korrektur?

Die Sichtweise, dass der Bitcoin wegen seiner fehlenden oder geringen Korrelation zu traditionellen Assets wie Aktien und Fiat-Währungen wie USD, Euro etc. sich als sogenannter "Sicherer Hafen" etablieren kann, wird von immer mehr Marktbeobachtern geteilt. Geopolitische Spannungen und Handelskriege wie zwischen den USA und China untermauern diese Einschätzung. Die Einführung des Facebook-Coins "Libra", die für das nächste Jahr geplant ist, dürfe die Position von Bitcoin ebenfalls weiter stärken und verstärkte Nachfrage auslösen. Allerdings gibt es in den USA auch starke Stimmen, die zumindest einen vorläufigen Stopp des Libra-Projektes fordern, bis Kongress und Regulierungsbehörden genügend Zeit gehabt haben, um die Risiken des Projekts für das amerikanische und globale Finanzsystem zu untersuchen.

Dagegen untersuchen immer mehr Länder, die auf die Sanktionen verhängt wurden, die Möglichkeiten von Kryptowährungen - um dadurch die Sanktionen zu unterlaufen. So erwägt nun auch Kuba den Einsatz von Kryptowährungen. Ob dies in die Richtung einer eigenen Kryptowährung geht oder man stattdessen bestehende Coins wie den Bitcoin nutzen will, bleibt unklar. Venezuela hatte im vergangenen Jahr bereits die staatseigene Kryptowährung Petro in Umlauf gebracht. Aufgrund des mangelnden Vertrauens blieb der Petro aber bedeutungslos.

Die Altcoins zeichnen sich weiter durch Underperformance aus. Der Bitcoin ist im Wochenvergleich 11,5 Prozent gestiegen ist. Bis auf einen Coin - Monero mit knapp einem Plus von knapp 18 Prozent - weisen alle anderen Coins eine teils deutlich schlechtere Performance auf. Enttäuschend weiterhin die drittgrößte Kryptowährung Ripple, die ein kleines Minus aufweist. Ripple notiert nur noch bei 14 Prozent des Höchstkurses. Ripple hat sich auf den internationalen Zahlungsverkehr konzentriert und möchte Banken davon überzeugen, ihre Transaktionen über xRapid laufen zu lassen. Die Überzeugungsarbeit scheint sich aber schwierig zu gestalten. Es gibt schon Meinungen, dass Ripple einfach seiner Zeit noch voraus ist.

Eine Überlegung wert ist Ethereum (ETH). Die zweitgrößte Kryptowährung war zuletzt einer der besseren Performer unter den Altcoins. Grund könnten Überlegungen im Zusammenhang mit dem für 3. Januar 2020 geplanten Update 2.0 sein. Der Wechsel vom "Proof of Work" (PoW) zum "Proof of Stake" (PoS) könnte die aktuelle Inflationsrate von derzeit 4-5 Prozent auf circa 0,5 Prozent senken.

Das ist deutlich unter der aktuellen Inflationsrate von Bitcoin, die um die 3,5 Prozent liegt. Allerdings wird sich diese durch das sogenannte "Halving" im nächsten Jahr reduzieren. Wegen der fehlenden Maximalzahl bei Ethereum im Gegensatz zu Bitcoin wurde immer wieder die Werthaltigkeit angezweifelt. Mit der drastischen Reduzierung der Inflationierung könnte sich das ändern. Einzelne Marktbeobachter sprechen bereits davon, dass ein so tiefer ETH-BTC-Wechselkurs nie wieder gesehen wird. Tatsächlich zeigt ein Blick auf den Zwei-Jahreschart, dass der ETH wieder auf einem Tiefststand gegenüber dem BTC angekommen ist. Die Chancen, dass sich das ändert, stehen aufgrund der Update-Perspektive gut. Bisher hat sich das aktuelle ETH-BTC-Niveau immer als unterer Widerstand erwiesen. Es sollte nicht verwundern, wenn Ethereum demnächst eine deutliche Outperformance gegenüber Bitcoin zeigt.