Die Unsicherheit hält an. Nachdem die amerikanische Flugaufsicht bekannt gegeben hatte, dass sie mehrere Wochen länger als geplant für die Überprüfung der Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max benötigt, rutschte die Aktie am 3. September um über drei Prozent nach unten und war größter Verlierer im Dow Jones.

Nach zwei Abstürzen des neuen Boeing-Modells mit ins­gesamt 346 Toten müssen die Maschinen weiter am Boden bleiben, Bestellungen können nicht ausgeliefert werden. Als Ursache für die beiden Abstürze wird eine fehlerhafte Software vermutet. Die Ingenieure bei ­Boeing arbeiten fieberhaft an ­einem Update.

Wann die Maschinen wieder fliegen dürfen, bleibt vorerst offen. Boeing selbst antwortete in einer Stellungnahme, dass man weiterhin von einem Neustart im vierten Quartal ausgehe. Das wäre wichtig, um das Reise­geschäft zur Weihnachtszeit bedienen zu können. Allerdings scheinen manche Fluggesellschaften an diesem Zeitplan zu zweifeln: Großkunden wie United Airlines und American Airlines bestätigten, dass sie die Boeing 737 Max noch bis mindestens Dezember aus dem Flugplan nehmen wollen.

Die Konkurrenten Southwest Airlines und Air Canada gingen einen Schritt weiter und erklärten, die Flüge der 737 Max würden bis Januar gestrichen. Auch für Europa gehen Experten davon aus, dass die betroffenen Modelle frühestens im Januar wieder fliegen dürfen. Die europäischen Regulierungsbehörden signalisierten, dass sie auch nach einer Wiederzulassung durch die US-Aufsicht noch Zeit für eigene Überprüfungen des Steuerungssystems brauchten.

Großer Vertrauensverlust


Die Abstürze und Verzögerungen haben Boeing tief in die roten Zahlen geführt: Allein für Rückstellungen musste der Konzern fast fünf Milliarden Dollar reservieren. Der Nettoverlust betrug deshalb im zweiten Quartal fast drei Milliarden Dollar. Der Umsatz des Flugzeugherstellers sank im gleichen Zeitraum gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent auf 15,8 Milliarden Dollar.

Obwohl die 737 Max nur drei Prozent der Gesamtflotte von Boeing ausmacht, haben die ­anhaltenden Probleme Auswirkungen auf die Produktion.

Die saudi-arabische Billigairline Flyadeal ist die erste Fluggesellschaft, die eine Bestellung von 50 Modellen der Max-Reihe stornierte. Wie sehr das Vertrauen in die 737 Max beschädigt ist, zeigt eine Umfrage des Unternehmensberaters Henry Harteveldt: Über 20 Prozent der US-­Reisenden gaben an, sie würden Flüge mit dem Unglücksmodell auch mehr als sechs Monate nach Wiederzulassung meiden, selbst wenn sie dann auf teurere Flüge ausweichen müssten.

Trotz der anhaltenden Schwierigkeiten bei Boeing profitiert der Hauptrivale Airbus nur beschränkt von den Problemen der Amerikaner. Das liegt vor allem daran, dass Airbus ­bereits an der Kapazitätsgrenze produziert. Und Boeing gibt sich weiterhin zuversichtlich, dass die 737 Max in wenigen Jahren das erfolgreiche Rückgrat der Flotte sein wird.

Risiko: Der Rücksetzer bietet die Möglichkeit zum Einstieg beim US-Luftfahrtkonzern. Mutige bauen erste Positionen auf.

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