"Momentan fehlt der entscheidende Auslöser für einen Ausbruch von Dax & Co aus ihren Seitwärtstrends nach oben und damit auch für eine Jahresendrally im Dezember", sagte Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers. Richtig Bewegung könnte erst das italienische Verfassungsreferendum kommende Woche bringen oder ein noch steilerer Anstieg an den US-Aktienmärkten.

Am Freitag konnten Anleger indes auf wenig Rückenwind von der zuletzt von Rekord zu Rekord geeilten Wall Street hoffen. Am Tag nach der Handelspause zu Thanksgiving sind viele Marktteilnehmer bereits im Wochenende, die Wall Street macht ihre Handelsräume drei Stunden früher dicht (19 Uhr MEZ). Denn die Amerikaner haben an diesem Tag nur eines im Sinn: Shopping. Der "Black Friday" gilt als umsatzstärkster Tag des US-Einzelhandels. Anleger werden Meldungen zu den Umsätzen der Händler daher aufmerksam verfolgen, um Rückschlüsse auf das wichtige Weihnachtsgeschäft zu ziehen. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der Konjunktur in den USA. Am Nachmittag zeichnete sich an den US-Börsen ein etwas freundlicherer Start ab. Im Plus lagen vorbörslich unter anderem Wal-Mart und Amazon.Com.

An den Devisenmärkten gönnte sich der Dollar, der in den vergangenen Tagen wegen Spekulationen auf steigende US-Zinsen von einem Hoch zum anderen geeilt war, eine Verschnaufpause. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Devise zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 0,4 Prozent auf 101,27 Punkte. Das half dem Euro auf die Sprünge, er verteuerte sich um gut einen halben US-Cent auf 1,0614 Dollar.

Einen Blick richteten Devisenanleger auch in die Türkei, wo die Währung immer weiter abrutscht, obwohl die Notenbank des Landes erst am Mittwoch die Zinsen auf inzwischen 8,0 Prozent erhöht hatte. Der Dollar kostete mit 3,47 Lira so viel wie noch nie. Die Landeswährung hat in diesem Jahr zum Dollar bereits 14 Prozent verloren. Der harte Kurs von Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen Regierungskritiker seit dem Putschversuch Mitte Juli verunsichert die Investoren. Hinzu kommt der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentenwahl. Anleger setzen nun auf einen Wirtschaftsboom und steigende Zinsen in den USA und verlagern ihr Kapital von Schwellenländern in die Vereinigten Staaten.

Analysten der Commerzbank sehen den Dollar-Kurs bis zum zweiten Quartal 2017 auf 3,60 Lira klettern. "Die Zentralbank scheint in Sachen Zinserhöhungen äußerst behutsam vorzugehen und hat diesbezüglich möglicherweise nicht mehr allzu viel Handlungsspielraum", sagte Expertin Esther Maria Reichelt. Die jüngste Zinserhöhung sei ein klassischer Fall von "zu wenig, zu spät" gewesen.

FUSIONSFANTASIEN IN DER PHARMABRANCHE



Am deutschen Aktienmarkt rückte die Lufthansa in den Fokus, nachdem die Piloten ihren Streik auf Samstag ausgeweitet haben. Die Aktien verloren 0,8 Prozent auf 12,54 Euro. "Der Streik ist für das Image der Lufthansa eine Katastrophe", sagte ein Händler. "Er kostet viel Geld und es ist nicht absehbar, dass die Lufthansa oder die Piloten einlenken." Konzernangaben zufolge beläuft sich der direkte Schaden aus den ersten beiden Streiktagen auf etwa 20 Millionen Euro. Es ist der 14. Ausstand in der seit April 2014 schwelenden Tarifauseinandersetzung.

In der Pharmabranche trieben Fusionsfantasien die Anleger um, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg über ein Interesse von Johnson & Johnson (J&J) am größten europäischen Biotech-Konzern Actelion berichtet hatte. In London legten AstraZeneca, GlaxoSmithKline und Shire bis zu zwei Prozent zu. Actelion-Aktien schossen an der Schweizer Börse um knapp vierzehn Prozent nach oben.

rtr