Mit deutlichen Kursgewinnen hat der Online-Modehändler About You am Mittwoch sein Börsendebüt gegeben. Mit einem Emissionsvolumen von 842 Millionen Euro hat das Hamburger Unternehmen den viertgrößten Börsengang des Jahres in Deutschland hingelegt - nach der Vodafone-Funkturmsparte Vantage Towers (2,3 Milliarden Euro), dem Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 (1,8) und dem Softareanbieter Suse (1,1).

Auch im Juni setzt sich damit die beispiellose Serie von Börsengängen 2021 fort. Noch in diesem Monat wollen der Online-Fahrradhändler Bike24 und der bei Gamern populäre Tastaturhersteller Cherry ihr Börsendebüt geben und haben ihre Preisspannen bereits festgesetzt. Damit stehen drei wachstumsorientierte Jungfirmen am Start, um ihre Expansion zu beschleunigen. Auch der Online-Optiker Mister Spex strebt in Kürze an die Börse.

Damit werden die Börsengänge in Frankfurt im ersten Halbjahr ein Emissionsvolumen von schätzungsweise rund neun Milliarden Euro erreichen - ein neuer Rekordwert nach 7,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2018. Im ersten Halbjahr 2020 war das Volumen in Deutschland sogar auf 1,1 Milliarden Euro eingebrochen. Die expansive Geldpolitik der Notenbanken, die anziehende Konjunktur und billionenschwere staatliche Konjunkturprogramme gelten als Hauptgründe, die ein günstiges Börsenumfeld für Neuemissionen schaffen.

Wintershall hat abgesagt

Mit dem jüngsten Neuzugängen steht Frankfurt inzwischen sogar fast auf Augenhöhe mit London: Dort werden im ersten Halbjahr rund zehn Milliarden Euro Volumen erwartet. Am Mittwoch hat der britische Online-Möbelhändler Made.com allerdings einen Fehlstart hingelegt: Die Aktie brach am ersten Handelstag um bis zu sieben Prozent ein. Auch der Börsengang des Essenslieferdienstes Deliveroo im April hatte dort die Erwartungen deutlich verfehlt. Beobachter sehen darin auch ein Zeichen zunehmend vorsichtig agierender Investoren.

Ähnliche Signale gibt es auch auf dem deutschen Markt: Am Mittwoch meldete BASF, dass der für die zweite Jahreshälfte 2021 geplante Börsengang des Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea angesichts der Marktbedingungen auf einen späteren, nicht genannten Zeitpunkt verschoben wird. Der ursprünglich für 2020 geplante Börsengang war wegen der Corona-Krise bereits verschoben worden. "Strategisch strebt BASF weiter den Verkauf ihrer Anteile (67 Prozent) an Wintershall Dea an", wird BASF-Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel in der entsprechenden Pressemitteilung zitiert.

Zuvor hatte bereits der Online-Neuwagenanbieter MeinAuto sein IPO abgesagt, nachdem es zwischenzeitlich zu einer Verkaufswelle von Techtiteln gekommen war.