So launenhaft wie der deutsche Sommer zeigt sich derzeit auch der Dax: In der abgelaufenen Woche hat der Leitindex bis Freitagmittag zwar rund drei Prozent gewonnen, "doch die Börsenampeln springen damit noch lange nicht wieder auf Grün", sagt Niall Delventhal vom Brokerhaus FXCM. Das Plus sei nicht mehr als eine Gegenreaktion auf die zuletzt starken Verluste. Konjunktursorgen und die zahlreichen politischen Krisenherde dürften den Dax auch weiterhin anfällig für Rücksetzer machen, sind Börsianer überzeugt. Seit Anfang Juli hat er mehr als sieben Prozent an Wert eingebüßt.

Die Ukraine-Krise wie auch die Konflikte im Irak und Nahen Osten verunsichern die Investoren bereits seit Wochen. Hinzu kommen Zweifel an der konjunkturellen Entwicklung in der Euro-Zone. Anleger fürchten, dass der drohende Handelskrieg zwischen dem Westen und Russland gerade in der ohnehin fragilen europäischen Wirtschaft seine Spuren hinterlassen könnte. Wegen der Unterstützung der Separatisten im Osten der Ukraine hat der Westen russische Firmen mit Sanktionen belegt. Russland verhängte daraufhin Importbeschränkungen für Obst und Gemüse aus der EU.

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ANLEGER HOFFEN AUF NEUE HINWEISE ZUR US-ZINSPOLITIK

Einen Hinweis auf den Zustand der Konjunktur in der Euro-Zone liefern die am Donnerstag anstehenden Einkaufsmanager-Indizes. Postbank-Analyst Thilo Heidrich geht davon aus, dass die Sanktionen die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe belastet haben dürfte. Er rechnet im August mit einem Rückgang um 0,8 auf 51 Punkte. Auch für das Pendant im Dienstleistungssektor sei das Rückschlagspotenzial groß.

Im Fokus steht in der neuen Woche auch die alljährliche Notenbank-Konferenz in Jackson Hole. Von der Tagung, die von Donnerstag bis Samstag stattfindet, erhoffen sich Investoren Signale für den weiteren Kurs der Fed. Zentrales Thema dürfte der US-Arbeitsmarkt sein, der sich zuletzt normalisiert habe, sagt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. "Vor diesem Hintergrund ist ein Ausstieg aus der Nullzinspolitik nur eine Frage der Zeit." Auch das bereits am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehende Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung dürften die Anleger daher mit Spannung erwarten. Investoren setzen auf neue Impulse für den Dow-Jones-Index, der seit Jahresbeginn bislang nur auf ein Plus von 0,8 Prozent kommt.

Auf der Konjunkturseite stehen in den USA neben dem Philly-Fed-Index (Donnerstag) auch die Wohnbaubeginne auf der Agenda (Dienstag). Experten rechnen mit einer anhaltenden Erholung. Bei den Unternehmen dürfte es nach dem Bilanzreigen der vergangenen Wochen ruhiger zugehen. Lediglich einige Nachzügler - darunter der Autovermieter Sixt, der Werbevermarkter Ströer und RTL - lassen sich noch in ihre Bücher schauen.

Reuters