Der Beschluss des Brexit vom vergangenen Freitag hat für einen historischen Ansturm bei Onlinebanken und -brokern gesorgt. Bei Comdirect etwa war die Zahl der Seitenzugriffe höher als am Tag der Fukushima--Katastrophe: "Allein zwischen acht und neun Uhr waren mehr als 100 000 Nutzer auf der Seite", so Comdirect-Chef Arno Walter. Zu spüren bekamen den Ansturm auch Consorsbank, DAB Bank und Onvista Bank.

Dort waren die Zugänge am Freitag Vormittag überlastet, den Kunden war vorübergehend der Onlinezugang zu Depots verwehrt. Sie konnten keine Aufträge erteilen, auch telefonisch waren die Institute nicht oder schwer erreichbar. Erst gegen Mittag normalisierte sich die Lage. Auch wenn alle Broker bekräftigen, dass sie sich auf den Brexit vorbereitet hatten: Nicht überall waren offenbar genug Vorkehrungen getroffen worden. Das dürfte die Finanzaufsicht interessieren, die sich solche Unregelmäßigkeiten genau ansieht. Bei der DAB Bank kam es zwischen 9.30 Uhr und 10.40 Uhr zu "verlängerten Antwortzeiten" beim Login aufgrund des Kundenansturms, der "zehnmal so hoch wie im Durchschnitt" ausfiel. Das Callcenter war zwar erreichbar, zum Teil musste man aber länger warten.

Kunden sollen sich melden



Bei der Consorsbank lag das Problem in der Weiterleitung der Aufträge an den Dienstleister, der das Kernbankensystem betreibt. Ab etwa zehn Uhr besserte sich die Lage. Um die Last zu reduzieren, wurde vorübergehend bei einzelnen Web-servern das Login deaktiviert. "Das Trading über App oder Active Trader war nicht betroffen", betonte ein Sprecher. Der Kundenandrang sei doppelt so hoch wie nach Fukushima ausgefallen -dem Ereignis mit dem bis dato größten Ansturm.

Bei der Onvista Bank kam es zwischen 10.15 und 10.45 Uhr "zu einer Verlangsamung der Antwortzeiten der Webseiten aufgrund des hohen Ansturms an Kunden". Der Service sei aber durchgängig verfügbar gewesen. Die Kursstellung im außerbörslichen Handel durch die Emittenten war offenbar zeitweise auch eingeschränkt. Betroffenen Kunden gegenüber versprechen die Banken Kulanz.

Die Consorsbank informiert auf ihrer Facebook-Seite und in ihrer Community darüber. Kunden sollten sich umgehend an ihre Bank wenden und das Problem schildern. "Wir -haben bereits zahlreiche Fälle kulant reguliert, die Voraussetzungen dafür können aber nicht pauschal benannt werden", so ein Sprecher der Bank. Auch bei der DAB Bank und der Onvista Bank verspricht man, jeden Einzelfall genau zu prüfen und kulant zu entscheiden. Im Streitfall kann man sich als Kunde an den jeweils zuständigen Ombudsmann wenden.