Angesichts der rekord­trächtigen Schwemme an Börsengängen in Frank­furt macht sich bei Investoren of­fenbar auch zunehmend Skepsis breit. Denn sowohl der Oberpfäl­zer Tastaturproduzent Cherry als auch Bike24, der Online­ Fahrradhersteller aus Dresden, landeten mit ihren Ausgabeprei­sen von 32 beziehungsweise 15 Euro je Aktie jeweils am unteren Ende der Preisspanne.

Zwar ist die Stimmung für Börsengänge nach wie vor gut, und immer mehr Kandidaten holen ihre Pläne aus der Schub­lade - wie soeben der Aschhei­mer Modehändler Best Secret, der allerdings erst für das kom­mende Jahr den Schritt aufs Par­kett ins Auge fasst.

Doch in den Himmel wachsen die Bäume keineswegs. Cherry erlöst immerhin 416 Millionen Euro, wovon 138 Millionen in das Unternehmen gehen. Mit dem Rest machen die Alteigen­tümer Kasse, allen voran die US-Investmentfirma Argand.

Bike24 hat beim Börsengang 322 Millionen Euro eingenom­men, etwa 20 Prozent weniger als erhofft. Davon gehen 100 Mil­lionen Euro ans Unternehmen. 222 Millionen erhält der Mehrheitseigentümer, der US-Inves­tor Riverside. Die Aktien von Bike24 sollen an diesem Freitag (25. Juni) zum ersten Mal in Frankfurt gehandelt werden, Cherry wird am kommenden Dienstag (29. Juni) sein Börsen­debüt geben. Der Berliner On­lineoptiker Mister Spex folgt am 2. Juli, die Zeichnungsfrist läuft hier noch bis 30. Juni. In der kommenden Woche will zudem der nächste Kandidat, der Ham­burger Solarparkbetreiber Blue Elephant, seine Preisspanne be­ kannt geben.

Bereits 20 Börsengänge


Insgesamt gab es in diesem Jahr bereits etwa 20 Börsen­gänge in Frankfurt, die auf ein Emissionsvolumen von rund neun Milliarden Euro kommen - so viel wie noch nie zuvor in einem Halbjahr. Sogar drei Mil­liardenemissionen waren bis­lang dabei: Die Vodafone­Funkturmsparte Vantage Towers (2,3 Milliarden Euro), der On­line­ Autohändler Auto1 (1,8) und der Softwareanbieter Suse (1,1). Dass die jüngsten Kandidaten Cherry und Bike24 ihre Preisvorstellungen nicht in vollem Umfang durchsetzen konnten, wird von Beobachtern als negatives Vorzeichen für die nächs­ten Initial Public Offerings (IPOs) gewertet. Auf der Liste stehen unter anderem der Müsli­ Versender Mymuesli und der Autozierteilehersteller Novem, deren Erstnotiz im Juli geplant ist. Zudem mehren sich die Zweifel an der Qualität mancher Kandidaten. Die Gefahr von Rückschlägen nehme zu, war­nen Skeptiker.

Zuletzt gab es auch Absagen von Börsengängen. Etwa beim Online ­Neuwagenanbieter Mein­auto. Der DAX-Konzern BASF verschob die Emission der Öl­ und Gastochter Wintershall Dea auf nächstes Jahr. Dagegen plant Vitesco, ein Spin­off des DAX­ Konzerns Continental, weiter­ hin sein IPO im Herbst.