Banken nein, USA ja



Wo sehen die besten 30 Value-Investoren derzeit die größten Chancen für Anleger? Und wo die größten Risiken? Das sind Fragen, mit denen sich Fondsmanager Stefan Rehder regelmäßig beschäftigt. Der gebürtige Hamburger ist Gründer und Chef der in München ansässigen Value Intelligence Advisors GmbH und managt die beiden offensiven Mischfonds Value Intelligence Fonds AMI (siehe Tabelle) und Value Intelligence ESG Fonds AMI (ISIN: DE 000 A2D JT3 1). Zu seinen Stilvorbildern zählen etwa der 88-jährige Investor Warren Buffett, der 78-jährige Fondsmanager Jean-Marie Eveillard sowie der 72-jährige "Value-Investing" Professor Bruce Greenwald von der New Yorker Columbia University, ein Mentor, dessen Lehren im Bereich der Unternehmensanalyse Rehders Arbeit maßgeblich beeinflussen. Zudem verfolgt Rehder beispielsweise, wie Bridgewater-Gründer Ray Dalio (69) den heutigen Kredit- und Schuldenzyklus aus historischer Perspektive einschätzt (eher skeptisch mit Parallelen zum Jahr 1937).

Viele Value-Investoren, die Rehder beobachtet, bewerten europäische und speziell italienische Banken etwa sehr kritisch. Auch Rehder verzichtet in seinen VIA-Fonds auf europäische Bankaktien. Falls die Zinsen steigen sollten, würden die Kreditausfälle sprunghaft ansteigen, so seine Befürchtung. Zwar seien einige Banken sehr niedrig bewertet. "Qualitativ muss man die niedrigen Kurs-Buchwerte aber hinterfragen", sagt er. Rehder hat dagegen ein Faible für US-Aktien, weil er diese entgegen der allgemeinen Meinung nicht generell für überbewertet hält. Die Preise für europäische Aktien seien im Schnitt niedriger, weil sie stärker von problembehafteten Banken und kapitalintensiven Industriewerten dominiert seien. "Betracht man vergleichbare Unternehmen in Europa und den USA aber Fall für Fall, fällt der Bewertungsunterschied nicht ins Gewicht", sagt der VIA-Fondsmanager. Nestlé sei gemessen am geschätzten KGV für 2019 zum Beispiel teuer als Mondelez, und SAP höher bewertet als Oracle. Rehder investiert überdies gern in globale Marktführer, die eben zum Großteil aus den USA stammen. Im Value Intelligence Fonds AMI gehören die US-Werte Alphabet, Berkshire Hathaway, Facebook und Qualcomm beispielsweise zu seinen zehn größten Einzelwerten.

Aktien, Gold & Cash



Im Value Intelligence Fonds AMI hielt Rehder seit der Auflegung der institutionellen Tranche (DE 000 A0Y AX8 0) im Mai 2010 im Schnitt 62,9 Prozent in Aktien, 8,4 Prozent in Gold sowie 28,7 Prozent in Cash. Cash nutzt er dabei als Residualgröße, falls er keine attraktiven Aktien findet beziehungsweise um Pulver trocken zu halten, bis hochwertige Unternehmen wieder günstiger bewertet sind. Gold nutzt er als Absicherung gegen extreme Risiken und weil es sich zu Aktien und Anleihen meist unkorreliert verhält.