Kommende Woche entscheiden die Notenbanken wieder über die Zinsen. Doch der Preisdruck lässt nach. Anleger hoffen auf Ende des Zinserhöhungszyklus. Von Jörg Billina

Die Spannung steigt:  Kommende Woche werden mit hoher Wahrscheinlichkeit sowohl die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank ihre restriktive Geldpolitik fortsetzen. Unklar ist jedoch, wie groß die jeweiligen Zinsschritte ausfallen. Im Dezember hatte die Fed den Leitzins um 0,5 auf 4,5 Prozent angehoben. Auch die EZB erhöhte um 50 Basispunkte. Der Leitzins im Euroraum liegt seitdem bei 2,5 Prozent. Investoren werden am Mittwoch (Fed) und am Donnerstag (EZB) sehr genau darauf achten, wie Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde ihre jeweiligen Beschlüsse begründen und welchen Ausblick sie den Marktteilnehmern geben werden. Die Fortsetzung der bislang starken Entwicklung der Aktienmärkte hängt davon entscheidend ab.

Keine Lohn-Preisspirale in den USA

In den USA ist die Teuerung zuletzt auf 6,5 Prozent gesunken. Das hatte die Börsen beflügelt. Investoren hoffen auf ein weiteres Nachlassen des Preisdrucks. Adolf Rodenstock ist optimistisch. Der volkswirtschaftliche Berater beim unabhängigen Vermögensverwalter MainSky Asset Management sieht eine realistische Chance dafür, dass das Inflationsziel der Fed von zwei Prozent bereits im Sommer erreicht werden könne. Kommt es so, müssten die Währungshüter die Zinsen ab dem zweiten Quartal genauso so schnell wieder senken, wie sie im vergangenen Jahr erhöht haben. Rodenstock verweist darauf, dass trotz des robusten Arbeitsmarktes in den USA keine Lohn-Preis-Spirale in Gang gekommen sei. Auch der Preisanstieg bei Mieten habe sich beruhigt.  „Für die Finanzmärkte bedeutet dies ein zunehmend bullisches Bild“, schreibt Rodenstock in einer Analyse.

Die Hoffnung der Investoren auf eine künftige langsamere Gangart der US-Notenbank und damit einer Fortsetzung des Kursanstiegs, nährte jüngst auch Fed-Direktor Christopher Waller. Zwar sei es noch zu früh, die Inflation als besiegt zu erklären. Eine Anhebung der Zinsen kommende Woche von nur noch 25 Basispunkten sei aber möglich. Waller gab sich zudem zuversichtlich, dass die Fed eine Rezession vermeiden werde können.

EZB gibt sich entschlossen

Auch in der Eurozone nehmen die Zinssorgen ab. Die Deutsche Bank und Goldman Sachs haben ihre Inflationsprognosen nach unten revidiert.  sieben Prozent erwarten die beiden Finanzinstitute für 2023 eine durchschnittliche Teuerungsrate von nur noch 5,3 Prozent. Im Gegensatz zu den USA sind die Aussichten auf eine weniger straffere Zinspolitik im Euroraum geringer. Sowohl EZB-Chefin Lagarde als auch der holländische Zentralbank-Chef Klaas Knot halten weitere Zinserhöhungen im Laufe des Jahres um jeweils 50 Basispunkte für notwendig.  Dagegen sind von Bloomberg befragte führende Ökonomen der Ansicht, dass die EZB im März nur noch um 25 Basispunkte die Zinsen anheben wird und mit Beginn des dritten Quartals die Sätze sogar wieder senken wird. 

China-Risiko

Es gibt allerdings auch warnende Stimmen. Gerade die von Investoren begrüßte Öffnung Chinas und die damit verbunden Konjunkturbelebung drohe die Teuerung global wieder anzuheizen, folgert Nicolai Tangen, Chef des 1,3 Billionen Euro schweren staatlichen Pensionsfonds Norwegens. Die Währungshüter müssten dann aber ihre restriktive Geldpolitik unvermindert fortsetzen.

Außerdem: Der weltbeste Aktienstratege sagt, dass Anleger in eine Falle tappen – schon wieder!