Wenn "Big Carl" eine Sache anpackt, hat er meist wenig Geduld. Das gilt wohl auch für AIG. "Ich besitze eine große Beteiligung", erklärte er via Kurznachrichtendienst Twitter. "Die Zeit zu handeln ist nun gekommen", fordert er den AIG-Vorstandschef Peter Hancock auf.

AIG ist einer der größten Versicherungs- und Finanzdienstleistungskonzerne der Welt. Das Unternehmen hat seine Wurzeln in Shanghai, wo Firmengründer Cornelius Starr den Chinesen nach dem Ersten Weltkrieg Versicherungen verkaufte. Über Asien wurde das Geschäft weltweit ausgedehnt. Treiber der Expansion war Maurice Greenberg, der über mehr als 45 Jahre die Geschäfte führte. Greenberg musste in einem Bilanzskandal 2005 gehen. In der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite geriet der Versicherungsriese in Schieflage und konnte nur durch eine Beteiligung des Staates gerettet werden. Seit 2012 ist der Staat nicht mehr beteiligt.

AIG hat in den vergangenen Jahren einzelne Geschäftsbereiche abgegeben. An der Börse wird der Konzern aber immer noch mit viel Skepsis betrachtet. Ausdruck findet das in der Bewertung. AIG wird nur mit rund 70 Prozent des ausgewiesenen Eigenkapitals bewertet. Andere Branchenvertreter werden zumindest zum Buchwert gehandelt, was ein Kurspotenzial von 40 Prozent impliziert.

Aufspaltung bringt Kurspotenzial



Dieses Potenzial und vielleicht auch mehr könne AIG aber nur heben, wenn drastische Maßnahmen ergriffen würden, glaubt Icahn. AIG sollte das Geschäft mit Lebensversicherungen sowie die Hypothekenversicherungen von der Sachversicherungssparte trennen und die beiden Bereiche in eigenständige Unternehmen abspalten. Damit würde die Transparenz für die Anleger erhöht werden. Und letztlich hätte die Aufspaltung auch den Vorteil, dass die Finanzierungskosten sich verringern würden. AIG unterliegt im Moment als systemrelevantes Finanzinstitut einer verschärften Aufsicht. Das führt zu höheren Kapitalkosten. Nach der Aufspaltung wäre jeder der drei Teile zu klein, um als systemrelevant zu gelten. In den dann kleineren Einheiten würde es dem Unternehmen leichter fallen, glaubt Icahn, die Kostenquote zumindest auf Branchenniveau zu senken. Würde AIG eine Eigenkapitalrendite von nur zehn Prozent erreichen, müsste die Aktie mindestens zum Buchwert gehandelt werden. Zusätzliche Aktienrückkäufe könnten das Kursziel weiter anschieben. Was könnte AIG dann wert sein? Mehr als 100 Dollar je Aktie, glaubt Icahn.

Das Papier eignet sich auch wegen der turbulenten Vergangenheit eher für spekulativere Naturen. Und die müssen möglicherweise viel Geduld mitbringen. Weil allerdings der Buchwert jedes Jahr anwächst, nimmt auch das Gewinnpotenzial zu. Genau darauf spekuliert Icahn. Nur Geduld hat der weniger.