Die ARK-Chefin erwartet im zweiten Halbjahr eine wirtschaftliche Erholung, sinkende Zinsen und sieht Elon Musk als Pionier einer deregulierten KI-Zukunft.
Cathie Wood meldet sich zum Halbjahreswechsel mit einem optimistischen Ausblick zurück – nicht nur für die Märkte insgesamt, sondern vor allem für die von ihr favorisierten Innovationswerte.
Im Interview mit CNBC analysiert die ARK-Invest-Chefin die aktuelle Lage aus makroökonomischer, politischer und technologischer Sicht und gibt einen Einblick, warum sie in einer Welt voller Unsicherheit ein neues „Golden Age of Innovation“ heraufziehen sieht.
„Wall of Worry“ und das Ende der Monokultur
Der Rekordhoch des S&P 500 bei mittlerweile zur Jahreshalbzeit sei laut Wood nicht das Ergebnis überschäumender Euphorie, sondern das Produkt eines stetigen Anstiegs gegen eine "Wall of Worry" – von geopolitischen Spannungen über Zölle bis hin zum Konflikt zwischen der US-Notenbank (Fed) und US-Präsident Trump. Diese Art von Rallyes – getragen von Widerstandsfähigkeit und Skepsis – hält Wood für besonders robust.
Sie erkennt darin einen fundamentalen Umschwung: Die Marktbreite nehme zu, die Abhängigkeit von wenigen Tech-Schwergewichten gehe zurück. „Ein Bullenmarkt, der sich nur auf fünf oder sieben Aktien stützt, ist ungesund“, sagt Wood. Die Rotation hin zu einem breiteren Markt sei ein Zeichen dafür, dass sich die Investmentlandschaft öffnet – auch für ARKs bevorzugte, aber lange vernachlässigte Titel.
Zinssenkungen in Sicht – trotz starker Konjunktur?
Entgegen der verbreiteten Marktmeinung sieht Wood weiterhin fallende Zinsen – nicht trotz, sondern wegen struktureller Schwächen. Die US-Wirtschaft sei in einer Art „rollenden Rezession“, in der einzelne Sektoren wie Wohnbau oder Industrieproduktion noch längst nicht zur vollen Stärke zurückgefunden hätten.
„Was wir erleben, ist der Übergang von einer rollenden Rezession zu einer Erholungsphase“, so Wood. In dieser Frühphase einer Erholung entfalte sich meist Produktivitätswachstum, was die Inflation stärker drücke als erwartet. Vor allem durch neue Technologien erwartet sie eine deflationäre Welle, die Zinssenkungen stützen dürfte.
Deregulierung als Katalysator für Wachstum
Besonders betont Wood die Rolle politischer Lockerungen. Anders als viele Beobachter sieht sie in der Deregulierung unter der aktuellen Regierung einen kaum beachteten Wachstumstreiber. In Bereichen wie Gesundheitswesen, Steuerrecht (etwa: sofortige Abschreibung von Investitionen) und Technologie könne dies unternehmerische „animal spirits“ freisetzen.
Die Deregulierung sei mitverantwortlich dafür, dass Projekte wie Neuralink regulatorisch überraschend schnell Fortschritte machten. Hier sieht Wood ein historisches Momentum – ebenso wie in der medizinischen Forschung. Tesla-CEO Elon Musk habe mit seinem Engagement in Neuralink und humanoiden Robotern die Chance, Produktivität neu zu definieren.
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Musk, Tesla und das politische Spiel
Mit Blick auf Elon Musk äußert sich Wood diplomatisch, aber zuversichtlich. Zwar sei der Unternehmer in ein politisches Spannungsfeld geraten – etwa durch seine Opposition gegen das „Big Beautiful Bill“ getaufte Infrastrukturpaket –, doch dies ändere nichts an der zentralen Rolle seiner Firmen.
Tesla profitiere von der wachsenden Vision autonomer Mobilität, während SpaceX durch 22 Milliarden Dollar an Regierungsaufträgen die Vormachtstellung der USA im All gefestigt habe. Dass sich Musk politisch engagiere (etwa durch die Unterstützung von Wahlkampagnen) sei laut Wood eine Konsequenz seiner Vision, aber kein größeres Risiko für die operativen Geschäfte. Vor allem hebt Wood Musks Rolle als Vordenker der größten Projekte des 21. Jahrhunderts hervor: „Er arbeitet an den weltweit größten KI-Projekten – und ich glaube nicht, dass sich das politisch ausbremsen lässt.“ Gebeutelte Tesla-Aktionären dürfte die Prognose gefallen.
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Hinweis auf Interessenkonflikte Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla