In vielen Bundesländern, darunter Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen, beginnen am Freitag die Osterferien. Zum Start erwartet Flughafenbetreiber Fraport einen Urlauber-Ansturm. Die Reisenden müssen sich jedoch auf Flugausfälle und längere Wartezeiten einstellen: Beim Flughafenbetreiber Fraport herrscht Personalmangel. Und auch der Hauptstadt-Flughafen BER warnt: Zum Beginn der Osterferien werde es zu Verzögerungen bei der Abfertigung kommen.

Am Berliner Flughafen hatte es bereits während der Herbstferien 2021 teils chaotische Zustände mit langen Wartezeiten und verpassten Flügen gegeben. Für die am 8. April beginnenden zweiwöchigen Osterferien in Berlin werden nun mehr als eine Million Passagiere erwartet.

Fraport erwartet in der Osterreisewelle bis zu 170.000 Reisende täglich am größten deutschen Airport. Jeden Tag würden etwa 1.100 Flugzeuge in Frankfurt starten und landen. Damit nähert sich die Zahl dem Niveau der Zeit vor der Corona-Krise an. Längere Wartezeiten kann es den Angaben zufolge insbesondere bei den Sicherheitskontrollen und bei der Gepäckausgabe bei der Rückkehr geben. Fraport rechnet insbesondere am späten Vormittag und in den frühen Nachmittagsstunden mit starken Aufkommensspitzen.

Fraport kündigt Flugstreichungen an


Der Flughafenbetreiber war in der Corona-Krise, in der die Passagierzahlen einbrachen, auf die Kostenbremse getreten und hatte Stellen abgebaut. Teilweise wanderten von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte auch in andere Branchen ab. Die Suche nach neuem Personal sei nicht einfach, weil der Arbeitsmarkt in Deutschland, aber auch in Europa relativ leergefegt sei, berichtete Fraport-Manager Alexander Laukenmann.

Fraport kündigte an, es müsse Flugstreichungen geben, um den Betrieb zu stabilisieren. Eine Lufthansa-Sprecherin erklärte, vereinzelt würden innerdeutsche Zubringerflüge nach Frankfurt ausfallen. Die Passagiere könnten auf die Bahn umsteigen. "So sorgen wir dafür, dass die Menschen in die Ferien kommen", sagte sie. Am Flugplan für die kommenden Tage werde noch getüftelt.

Im Grunde seien die Personalressourcen bei allen deutschen Flughäfen noch angespannt, hieß es auch beim größten deutschen Reiseveranstalter TUI. Nach Schätzung des Flughafenverbandes ADV haben Bodenverkehrsdienste und Sicherheitskontrollen derzeit rund 20 Prozent zu wenige Köpfe nach dem Beschäftigungseinbruch in der Pandemie an Bord.

TUI und Condor wollen keine Flüge streichen


TUIs eigene Airline TUIfly müsse keine Abflüge von Frankfurt streichen, sagte ein Firmensprecher. Verspätungen seien aber nicht auszuschließen. "Das Nadelöhr sind vor allem die Sicherheitskontrollen", erklärte er. Auch der Ferienflieger Condor werde wie geplant abheben, sagte eine Sprecherin.

"Trotz umfangreicher Rekrutierungsmaßnahmen und anderer Optimierungsschritte steht dem Flughafen Frankfurt an vielen entscheidenden Stellen innerhalb des Reiseprozesses noch nicht wieder in ausreichendem Maß Personal zur Verfügung", erklärte Fraport. Vor allem zu Spitzenzeiten am späten Vormittag oder frühen Nachmittag könnte es demnach haken. Dann sei der Betrieb wieder so stark wie vor Corona, in den Stunden dazwischen herrsche wieder Flaute. Das erschwere die Personalplanung, erklärte Fraport-Chef Stefan Schulte kürzlich.

Der Betreiber will am größten deutschen Flughafen in diesem Jahr 1.000 neue Mitarbeiter anheuern, hat davon aber erst rund 300 gefunden. An den Flughäfen erledigen außerdem viele private Dienstleister Aufgaben wie Gepäckabfertigung oder Check-in. Das Branchenschwergewicht Swissport sucht weltweit in diesem Jahr 30.000 neue Leute.

Frühzeitig zum Abflug anreisen


TUI empfehle, zwei oder zweieinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Zu früh anzukommen und sich anzustellen, sei auch nicht ratsam. "Dann bilden sich erst recht Schlangen, weil sich zu viele Passagiere verschiedener Flüge vor den Schaltern einfinden." Auch der Ferienflieger Condor werde wie geplant abheben, sagte eine Sprecherin.

Die Deutsche Flugsicherung hatte im März vor Verspätungen ab April gewarnt. Zuletzt sei die durch Flugumleitungen wegen des Ukraine-Krieges und eine Verlagerung von Kontrollen aus Frankreich nach Deutschland angespannte Lage aber gut gemeistert worden, erklärte eine Sprecherin. "Auf die nächsten Wochen schauen wir vorsichtig optimistisch." Die Lotsen wollen die wachsende Zahl der Flieger so pünktlich wie möglich führen.

Übler Cocktail in Großbritannien


Zu umfangreichen Flugstreichungen kam es in den vergangenen Tagen in Großbritannien beim Billigflieger EasyJet, wo etwa 60 Verbindungen am Tag ausfielen, oder bei British Airways. Bei den Briten verschärfte sich die Personallage noch wegen hoher Krankheitszahlen, nachdem das Land schon vor einiger Zeit Corona-Vorsichtsmaßnahmen lockerte. Beschäftigte suchten sich nach dem Stellenabbau in der Corona-Krise auch hier Jobs in anderen Branchen und kommen nicht wieder. Es könne noch zwei, drei Monate dauern, bis dieser üble Cocktail ausgetrunken sei, erklärte Paul Charles, Chef der Reiseberatung PC Agency.

Das erwarten Analysten von Reise-Aktien


Die Aktien der beteiligten Firmen zeigen sich vor dem Wochenende teils deutlich erholt. Im MDAX steigen Fraport-Papiere zeitweilig um vier Prozent auf 50 Euro, Lufthansa-Aktien gewinnen gut zwei Prozent auf 7,08 Euro. TUI-Aktien verteuern sich um knapp zwei Prozent auf 2,83 Euro, die von Billigflieger EasyJet zeitweise um 2,6 Prozent auf 6,51 Euro.

Analysten sind derweil überwiegend zurückhaltend zu Reise-Aktien. Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Fraport nach einer Fachkonferenz auf "Neutral" mit einem Kursziel von 57 Euro belassen. Goldman Sachs stufte das Papier hingegen auf "Buy" herauf und sieht noch ein erhebliches Wachstumspotenzial für das regulierte Geschäft.

Die Deutsche Bank senkte die Fraport-Aktie hingegen auf "Hold" mit einem Kursziel von 49 Euro. Wirtschaftliche und politische Unsicherheiten sowie hohe Treibstoffpreise erforderten ein selektives Vorgehen, hieß es in einer Studie.

HSBC-Analyst Andrew Lobbenberg wiederum beschäftigte sich kürzlich in einer Branchenstudie mit den Sommer-Kapazitäten im Luftfahrtsektor. Die Kapazitäten auf innereuropäischen Strecken kämen demnach bis auf fünf Prozent an das Vor-Pandemie-Niveau aus dem Jahr 2019 heran. Auf den Nordatlantik-Routen lägen sie 12 Prozent darunter, während es auf den Asien-Strecken einen Einbruch um 62 Prozent gebe. Lufthansa-Aktien wurden mit "Hold" und einem Kursziel von 6,50 Euro eingestuft.

Das US-Analysehaus Bernstein Research wiederum ist noch etwas zurückhaltender für Lufthansa und hat die Einstufung mit einem Kursziel von 6,00 Euro auf "Market-Perform" belassen. Die europäischen Fluggesellschaften seien weiterhin von der Erholung des Geschäftsreiseverkehrs überzeugt und verwiesen auf positive Trends aus der Vorsaison, schrieb Analyst Richard Clarke in einer am Dienstag vorliegenden Branchenstudie. Entscheidend bleibe der Reisemix: Flüge von Beschäftigten aus den unteren Ebenen der Unternehmenshierarchie seien derzeit verbreiteter als aus dem oberen Management.

mmr mit dpa-AFX/rtr