Nun ist klar: Der MDAX-Konzern steht in fortgeschrittenen Fusionsverhandlungen mit dem in Taiwan ansässigen Konkurrenten Global Wafers. Durch die 3,75 Milliarden Euro schwere Transaktion entstünde der zweitgrößte Hersteller von Siliziumwafern weltweit nach dem japanischen Branchenprimus Shin-Etsu. Mit 125 Euro je Aktie bietet Global Wafers eine Prämie von 48 Prozent zum Durchschnittskurs der zurückliegenden drei Monate. Siltronic-Großaktionär Wacker Chemie signalisierte bereits, dass er sein 30-Prozent-Paket andienen will. Der Übernahmepreis ist gemessen an den Jahrestiefstkursen attraktiv, er liegt aber deutlich unter den historischen Bestkursen von Mitte 2018 bei 150 Euro. Deshalb könnten Investoren auf eine Nachbesserung spekulieren.

Die Siltronic-Übernahme könnte zudem der Auftakt für weitere Deals sein. So prognostiziert die US-Investmentbank Goldman Sachs für 2021 deutlich mehr Fusionen und Übernahmen in Deutschland und Europa. Selbst im Corona-Jahr 2020 ist das Transaktionsvolumen hierzulande bis Ende November um 16 Prozent auf 163 Milliarden Euro gestiegen - so viel wie im gesamten Vorjahr. Goldman Sachs rechnet mit der schnellsten jemals erlebten Erholung nach einer Wirtschaftskrise.

Bilfinger, PNE, Dialog als potenzielle Ziele

Die Ausgangsbedingungen sind günstig: Unternehmen wie Global Wafers suchen strategische Deals. Finanzinvestoren haben ebenfalls viel Geld gesammelt. Allein in Europa sollen 200 Milliarden Euro bereitstehen. Zu den möglichen Übernahmekandidaten zählen der Industriedienstleister Bilfinger, der Stahlhändler Klöckner & Co, der Windkraftprojektierer PNE Wind und der Chipentwickler Dialog Semiconductor. An Bilfinger haben die Beteiligungsfirmen Clayton Dubilier & Rice sowie CVC Interesse. Die Aktie legte zwar zum Tiefststand deutlich zu, notiert aber weit unterm Jahreshoch von 35 Euro. Dasselbe gilt für Klöckner & Co. Hier könnte ein Finanzinvestor ebenso zuschlagen wie Thyssenkrupp. Bei PNE Wind wiederum stieg Morgan Stanley schon 2019 ein, konnte aber keine Mehrheitsposition erreichen. Branchenkenner rechnen mit einem höheren Gebot von über zehn Euro.

Auffällig war zuletzt auch Dialog Semiconductor. Die Aktie legte im Monatsvergleich um fast 40 Prozent zu. Dialog liefert Halbleiterprodukte, die bei mobilen Anwendungen den Stromverbrauch reduzieren - eine Schlüsseltechnologie im stark konsolidierenden Markt. Die Aktie notiert nahe historischer Höchstkurse, ein Gebot müsste bei mindestens 60 Euro liegen. LA