Um Aktionären und Analysten einen möglichst authentischen Eindruck vom aktuellen Geschäft zu vermitteln, hat Clarus für den diesjährigen Analysten- und Investorentag einen ganz besonderen Rahmen gewählt. Auf der Outdoor Retailer Show in Denver stellte das Unternehmen den Investoren und Analysten neben einem Update zur weiteren Strategie die neuesten Produkthighlights vor. Vor allem die Einführung der neuen Schuhkollektion ist ein großer Erfolg. Als Neuling in diesem Segment hatte das Unternehmen binnen eines Jahres Platz 3 nach Markt­anteilen erobert und 2018 mit dem Verkauf von 100 000 Schuhen einen zusätzlichen Umsatz von fünf Millionen US-Dollar generiert. Außerdem präsentierte Clarus weitere Neuheiten wie Zelte, Karabinerhaken oder ultraleichte Klettergurte.

Auf zwei Dinge legt die Führungsriege um Chairman Warren Kanders besonderen Wert: Produktneuheiten müssen stets über eine hohe Marge sowie über ein schnell umzusetzendes Wachstumspotenzial ­verfügen. Kanders, der Mann hinter Clarus, hat bereits mit früheren Unternehmungen spektakuläre Erfolge gefeiert. Die Konsolidierung von mehr als 200 Brillen­geschäften und der anschließende Verkauf 1996 für 228 Millionen US-Dollar war sein erster Coup.

Drei Millionen seines damals auf 30 Millionen US-Dollar taxierten persönlichen Gewinns aus dem Deal investierte der heute 61-Jährige in eine Gesellschaft namens Armor Holdings, die sich auf Schutzausrüstung für Polizeikräfte konzentriert hatte. Nachdem Kanders den Chefposten übernommen hatte, entwickelte sich das Unternehmen zu einem globalen Anbieter von Ausrüstung für Militär und Polizei - begleitet von einem starken Anstieg des Aktienkurses.

Notierte der Titel zum Zeitpunkt der Übernahme durch den Investor 1996 noch bei 0,75 US-Dollar, kletterte er bis zum Jahr 2007 auf 88 US-Dollar. Zu diesem Zeitpunkt kaufte der Rüstungskonzern BAE Systems das Unternehmen für mehr als vier Milliarden Dollar. Vom Rüstungs­thema hat sich Kanders indes nicht ganz verabschiedet: Er ist an Safariland beteiligt, einer nicht unumstrittenen Firma, die unter anderem Tränengas herstellt.

Wie bei Armor Holdings setzt Kanders bei Clarus auf einen ausgewogenen Mix aus organischem Wachstum und lukrativen Übernahmen. 2010 hatte der Investor die Kontrolle über den damals leeren Börsenmantel mit Verlustvorträgen im dreistelligen Millionenbereich übernommen. Er nutzte ihn unter anderem, um Black Diamond zu kaufen, ­einen Anbie­ter von Outdoor-­Ausrüstung.

In den meisten der mehr als 30 unterschiedlichen ­Produktkategorien gehört die Kultmarke zu den beiden Marktführern, die Erlöse legten in den vergangenen 30 Jahren im Schnitt um zehn Prozent pro Jahr zu. Allein seit der Übernahme durch Clarus im Jahr 2010 zogen die Umsätze von 90 Millionen auf 175 Millionen US-Dollar an. Zu Clarus gehört auch Pieps: Die Österreicher gelten bei Alpinisten als Technologieführer im Bereich Suchgeräte für Lawinenverschüttete und anderer Sicherheitsausrüstung.

Marktführer im Fokus


Mit Skinourishment und Sierra Bullets sind in den vergangenen beiden Jahren zwei weitere Gesellschaften hinzugekommen. Während sich Skinourishment mit seinen Hautpflegeprodukten auf die Outdoor-­Branche konzentriert, fällt ­Sierra Bullets aus der Reihe. 80 Millionen US-Dollar legte Clarus 2017 für den über 70 Jahre alten Hersteller von Präzisionsschusswaffen und -munition auf den Tisch. Bei dem bislang von der Eigentümerfamilie geführten Marktführer dürften sich schon allein durch die Einführung ­eines professionellen Waren- und Managementsoftwaresystems große Potenziale ­heben lassen.

Im Rahmen der für den 5. August angekündigten Halbjahreszahlen wird Clarus einen Ausblick auf das Gesamtjahr geben. Analysten rechnen per 2019 bislang mit einem Umsatzwachstum von 210 auf rund 230 Millionen US-Dollar und einem Gewinnanstieg von 19,3 auf 24 Millionen US-Dollar. In den beiden Folgejahren soll der Nettogewinn noch einmal um rund 50 Prozent zulegen. Einen zusätzlichen Schub verspricht man sich von den Olympischen Spielen in Tokio 2020, bei denen Klettern erstmals zum Programm gehört. An der Börse könnte die Kletterpartie noch eine Weile weitergehen, Wachstum und Aktienkurs scheinen noch nicht am Gipfel angekommen zu sein.