Achim Weiß, Chef und Mitgründer des Cloud- und Hostingdienstleisters aus Montabaur, bewirbt sich mit seiner Firma und Partner Hochtief für den Bau eines großen KI-Rechenzentrums. Der Fokus von Ionos auf Mittelständler könnte ein Vorteil sein.

Es ist ein gewaltiges KI-Projekt in Europa. Die fünf KI-Rechenzentren, für deren Bau ein Zehntel des 200-Milliarden-Euro-Budgets vorgesehen ist, sind ein wesentlicher Teil der InvestAI-Initiative, mit der eine KI-Infrastruktur in Europa aufgebaut werden soll, ähnlich wie bei dem von ChatGPT-Entwickler OpenAI, Oracle und Softbank gestarteten KI-Projekt Stargate in den USA. Ionos, eine Tochter des Telekomdienstleisters 1 & 1, rechnet sich gute Chancen aus, beim Bau der Rechenzentren vorn dabei zu sein. Der Clouddienstleister ist mit 6,2 Millionen mittelständischen Firmen als Kunden nach eigenen Angaben Europas Nummer 1 in einem Firmensegment, das auf dem Kontinent besonders stark ist. Dieser Kundenfokus könnte sich bei der Bewerbung bezahlt machen.

IONOS Group (WKN: A3E00M)

Ionos scheint auf dem Weg nach oben?

Ionos ist ein ambitioniertes Wachstumsunternehmen. Analysten trauen den Westfalen mit geschätzten 1,74 Milliarden Euro Umsatz und 236 Millionen Euro Nettogewinn für 2025 jeweils prozentual zweistellige jährliche Wachstumsraten zu. Chef Achim Weiß geht mit hohen Ansprüchen in den Bieterwettbewerb: „Wir geben uns nicht mit einer Juniorrolle zufrieden“, sagte er dem „Manager Magazin“. Als Spezialist für Cloud und Hosting, das Verwalten von Internetseiten für Firmen, hat Mitgründer Weiß die Technologie bei Ionos von Beginn an aufgebaut. Die Initiative, die drei deutschen Bewerber für den Bau eines KI-Rechenzentrums in einem Konsortium zusammenzubringen, ist früh gescheitert.

Ionos gegen Telekom und Applied AI

Nun treten sie gegeneinander an und hoffen, dass eine der fünf KI-Gigafabriken in Deutschland gebaut wird. Giga steht für die Gigawatt-Größenordnung der Strom- und Rechenleistung der Rechenzentren. Ionos tritt mit dem Baukonzern Hochtief gegen die Deutsche Telekom und den dritten Bewerber Applied AI an. Die Firma ist ein Joint Venture der UnternehmerTUM GmbH, die von Unternehmerin Susanne Klatten mit der Technischen Universität München (TUM) gegründet wurde, und Schwarz Digits, des Clouddienstleisters im Besitz der Stiftung von Lidl- und Kaufland-Eigentümer Dieter Schwarz. Derzeit prüft die EU die 76 Bewerbungen. Weiß ist offen für Kooperationen, „wenn sich herausstellen sollte, dass die separaten Bewerbungen nicht ausreichend sind“. Im Januar schloss sich Ionos Virt8ra an, einer Allianz von acht europäischen Firmen zur Verbesserung der Kompatibilität verschiedener Cloud- und Hosting-Technologien.

Aus Sicht der Barclays Bank hat das Unternehmen aus Montabaur mit seiner Technologie gute Aussichten auf einen Zuschlag, mindestens in einem späteren Konsortium. Ein Zuschlag würde die Aktie deutlich beflügeln. Damit wäre auch eine höhere Bewertung des Titels im Vergleich zur US-Hostingfirma GoDaddy gerechtfertigt, vor allen bei den geschätzten freien Mittelzuflüssen (FCF) für 2026 und darüber hinaus.

Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE, die Sie hier finden.

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